Wie scharf dem Anarchismus in diesen Zeiten auch der Wind ins Gesicht blasen mag, es soll niemand meinen, er/sie hätte sich nicht informieren können. Viele libertäre Verlage bringen in diesem Jahr anarchistische Einführungstexte und Klassiker neu heraus, die zum Teil lange Zeit vergriffen waren oder nur noch in Antiquariaten aufgetrieben werden konnten. Besonders erfreulich ist dabei die inzwischen nicht mehr abreißende Kette von Landauer-Veröffentlichungen. Gustav Landauer: Aufruf zum Sozialismus ist mit einem Nachwort von Siegbert Wolf im Oppo-Verlag, Berlin 1998, 160 S., 24,80 DM wieder erhältlich. Wunderschön ediert sind die von Rolf Kauffeldt und Michael Matzigkeit neu herausgegebenen Kulturkritischen Schriften Gustav Landauers unter dem Titel Zeit und Geist, Boer Verlag, Regensburg 1997, 374 S., 78 DM – ein Kleinod von äußerst vielfältigen und spannend zu lesenden Artikeln Landauers, mit Bildteil, Chronologie, Bibliographie und guten Zeithintergrundinformationen zu jedem Artikel. Im Trotzdem-Verlag ist die Einführung in den Anarchismus von Alexander Berkman: ABC des Anarchismus, Grafenau 1998, 128 S., 14 DM ebenso bereits erschienen wie eine Neuauflage von Paul Lafargues: Das Recht auf Faulheit, 78 S., 10 DM. In Verlagsauslieferung übernimmt Trotzdem zudem eine neuere Einführung in Anarchie als Direktdemokratie – Selbstverwaltung, Antistaatlichkeit von Ralf Burnicki, das im Medienvertrieb Syndikat A, 92 S., 14,90 DM erschienen ist. Dazu passen wiederum Erich Mühsams Artikel Der Humbug der Wahlen, die im Klaus Guhl Verlag, Berlin 1998, 60 S., 6 DM noch schnell zu den Bundestagswahlen mit einem Vorwort von Jochen Knoblauch produziert worden sind. Anfang Oktober erscheint Johann Most: August Reinsdorf und die Propaganda der Tat, Verlag Edition AV’88, Frankfurt/M., ca. 100 S., ca. 10 DM, die Biographie eines anarchistischen Attentäters und gleichzeitig eine Abrechnung mit der Sozialdemokratie. Der immer mehr in eine libertäre Richtung tendierende Münsteraner Unrast-Verlag hat gar eine eigenständige Reihe Klassiker der Sozialrevolte gestartet, in welcher bisher die erstmals 1923 publizierte Geschichte der Machno-Bewegung, Münster 1998, 276 S., 24,80 DM von Peter A. Arschinoff ebenso bereits erschienen ist wie das Buch von Otto Rühle: 1848/49 – Revolution in Deutschland, 140 S., 16 DM. Rühle hat sich im Europa des 19. Jahrhunderts nach ersten proletarischen Bewegungen umgesehen und das Scheitern der 48er Revolution einer feigen Bourgeoisie zugeschrieben, die sich mehr vor den ProletarierInnen als vor den Aristokraten fürchtete. Ohne Arschinoffs detaillierte Beschreibung der Machno-Bewegung wiederum wäre deren Anarchokommunismus ebenso wie ihr Verrat durch die Bolschewiki nie so früh und dauerhaft ins libertäre Gedächtnis gedrungen.
Gustav Landauer: Aufruf zum Sozialismus. Oppo-Verlag, Berlin 1998, 160 S., 24,80
Zeit und Geist. Die kulturkritischen Schriften Gustav Landauers. Boer Verlag, Regensburg 1997, 374 S., 78 DM
Alexander Berkman: ABC des Anarchismus. Trotzdem-Verlag Grafenau 1998, 128 S., 14 DM
Paul Lafargue: Das Recht auf Faulheit. Trotzdem-Verlag Grafenau 1998, 78 S., 10 DM
Ralf Burnicki: Anarchie als Direktdemokratie - Selbstverwaltung, Antistaatlichkeit. Medienvertrieb Syndikat A, 92 S., 14,90 DM
Erich Mühsam: Der Humbug der Wahlen. Klaus Guhl Verlag, Berlin 1998, 60 S., 6 DM
Johann Most: August Reinsdorf und die Propaganda der Tat. Verlag Edition AV'88, Frankfurt/Main, ca. 100 S., ca. 10 DM
Peter A. Arschinoff: Geschichte der Machno-Bewegung. Unrast-Verlag, Münster 1998, 276 S., 24,80 DM
Otto Rühle: 1848/49 - Revolution in Deutschland. Unrast-Verlag, Münster 1998, 140 S., 16 DM