Am Mittwoch, den 04. 08. um 11:15 Uhr verhandelt das Amtgericht Kleve gegen Wilfried Prowohl wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung, weil er gegen die Glorifizierung des faschistischen Vernichtungskrieges der deutschen Wehrmacht durch das Kriegerdenkmal in Kalkar zu Werke gegangen ist. Der Prozess findet im Amtsgericht Kleve Erdgeschoss, Sitzungssaal A1, Schloßberg, Schwanenburg statt. Wer der Verhandlung beiwohnen möchte, sollte auf die Coronaregeln achten (Siehe Download am Ende des Artikels). Es folgt ein Gericht von Wilfrieds letzter antimilitaristischen Aktion.
Störungsfrei konnte ich in dieser Nacht nach sorgfältiger und intensiver Vorbereitung die in Stein gehauene Kriegsverherrlichung in Kalkar mit den Taten „Unserer Helden“ konfrontieren. Der Schatten der Wehrmachtsverbrechen fällt nun deutlich sichtbar auf das unsägliche Monstrum. Am Dienstag, dem 22. 06. jährt sich der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die Sowjetunion zum 80sten Mal. Das rassistische Kriegsziel einer Eroberung von „Lebensraum im Osten“ für die „germanische Rasse“, die weitgehende Ausrottung und Versklavung der Bevölkerung, die vollständige Vernichtung der Juden, der Roma und Sinti waren das Programm, das die Wehrmacht in Kooperation mit den Einsatzgruppen der SS umsetzte. Millionen Menschen fielen diesem verbrecherischen Vernichtungskrieg der deutschen Wehrmacht im Osten zum Opfer.
Zwar ist in Kalkar – angestoßen durch meine hartnäckigen kreativen Interventionen – eine öffentliche Diskussion über die Zukunft dieses „Denkmals“ zustande gekommen und am 22.06. wird in der Ratssitzung über einen Bürgerantrag zum Abbruch dieser Kriegsverherrlichung debattiert. Doch ob neben den zu erwartenden gut klingenden Absichtserklärungen die konkrete Beseitigung dieses Schandmals herauskommt, ist fraglich. Und bis zu meinem jüngstem Eingriff an diesem Wochenende wurde in Kalkar weiterhin der rassistische Vernichtungskrieg der Nazis durch ein sogenanntes Kriegerdenkmal glorifiziert, das 1936 für „unsere Helden“ des ersten Weltkrieges errichtet wurde und das seit 1983 durch die Anbringung der Jahreszahlen 1939 – 1945 auch die im zweiten Weltkrieg getöteten deutschen Soldaten der Nazi-Wehrmacht zu „Helden“ erklärt. Wohl einmalig ist auch das Hitlerzitat auf der Rückseite, dass von der Stadt Kalkar bisher nicht nur geduldet, sondern auch nach zwei meiner Übermalungsaktionen in den Jahren 2019 und 2020 immer wieder gereinigt wurde. Vor einem Jahr ließ die Stadt Kalkar eine Informationstafel neben das steinerne Gebilde stellen, auf der aber eine notwendige Distanzierung, eine Selbstkritik an der Verhöhnung der Opfer und an der Glorifizierung des verbrecherischen Vernichtungskrieges der Wehrmacht fehlen.
Die längst überfällige Aufklärung zu dem was „Unsere Helden“ im Vernichtungskrieg im Osten leisteten, habe ich auf eine Seite dieser Informationstafel angebracht. Dazu gehört auch das erschütternde Foto, wie eine Mutter mit ihrem Kind von einem deutschen Soldaten bei einer Mordaktion an der jüdischen Bevölkerung in Ivangorod 1942 erschossen wird. Dieses Foto habe ich als Vorlage genommen für die Konstruktion des Schattens, den ich auf das Schandmal gesprayt habe. Das Hitlerzitat auf der Rückseite überdeckt nun ein antifaschistisches Graffito, eine Grafik, die ich aus dem Ortsnamen „Kalkar“ entwickelt habe.
Mit lieben und kreativen Grüßen
Wilfried Porwol
Coronamaßnahmen Amtsgericht Kleve.pdf
Prozesstermin
Am 4. August um 11:15 Uhr findet vor dem Amtsgericht Kleve ein Prozess gegen WIlfired Prowol wegen dreifacher "gemeinschädlicher Sachbeschädigung" an der in Stein gehauenen Nazi-Propaganda statt.
Der Künstler freut sich über Besuch.
Amtsgericht Kleve, Sitzungssaal A 1, Schlossberg 1 (Schwanenburg).