Ein fesselndes Nachschlagewerk

Aktionsbuch Verkehrswende

| Franziska Wittig

Clara Thompson, Tobi Rosswog, Jutta Sundermann, Jörg Bergstedt (Hg.): Aktionsbuch Verkehrswende. Acker, Wiese & Wald statt Asphalt, oekom Verlag, München 2022, 112 Seiten, 15 Euro, ISBN 978-3-96238-354-1

Das „Aktionsbuch Verkehrswende“ ist eine spannende Zusammenstellung an Argumenten, Berichten, Rückblicken und praktischer Anleitung. Schwerpunktthemen sind der Dannenröder Wald, Proteste gegen die Internationale Automobil-Ausstellung (IAA) und die lokale Verkehrswende am Beispiel Gießens. Doch es gibt kaum ein Thema, das nicht auf den gerade mal 112 Seiten Platz hat: E-Autos und Straßenbau, Rohstoffe aus dem globalen Süden, Futtermittelimporte und der Kampf für kurze Wege, Shell, VW und die Automobillobby, feministische Mobilitätswende und die Solidarität mit Fabrikarbeiter*innen, Aktionärsversammlungen und Lokalpolitik, LKWs, Kreuzfahrtschiffe und Flugverkehr, Buntfahren, Schienennetze, Lastenräder und vieles mehr. Einige Themen werden nur kurz angerissen, andere Bereiche werden ausführlich und auch mit historischen Rückblicken dargestellt. Besonders zuversichtlich stimmt der Bericht einer Ackerbesetzung in Neu-Eichenberg, bei der nicht nur ein Logistikgebiet verhindert wurde, sondern auch gegen anfängliche Widerstände neue Allianzen geschmiedet wurden.
Die Berichte geben auch Einblicke in verschiedenste Aktionsformen von Kommunikationsguerilla und Öffentlichkeitsarbeit, über Besetzungen, Reclaim-the-streets-Partys und Blockadeaktionen bis hin zu Camps und Großdemos.
Das Buch ist durchzogen von Handreichungen, die zur praktischen Umsetzung anregen wollen. Ob Recherche und das Verfassen von Publikationen, ob Akteneinsicht und Petitionen, ob Pressearbeit, die Beschaffung von Geld- und Sachspenden oder Logistik für Camps und Aktionen, ob die Gründung von Initiativen oder breit angelegte Bündnisarbeit – fast alle Tipps lassen sich auch auf andere Themenfelder übertragen. Kritisch ist höchstens die „Anleitung“ zum Baumhausbau zu sehen, die vermutlich eher als liebevoll illustrierte Aufforderung, sich weitere Informationen zu beschaffen, zu lesen ist. Besonders positiv fällt hingegen auf, dass immer wieder für Allianzen zwischen NGOs, Vereinen, Bürgerinitiativen und Aktivist*innen mit und ohne Label geworben wird. An Beispielen wird sichtbar, wie undogmatische Bündnisarbeit funktionieren kann, in der die Stärken der verschiedenen Akteur*innen zum Tragen kommen, statt verschiedene Grundwerte gegeneinander auszuspielen.

Leider fehlt dem von zahlreichen Autor*innen verfassten Buch ein Stichwortverzeichnis zum schnellen Auffinden einzelner Themen, Kämpfe oder Aktionsformen. Dennoch ist das Aktionsbuch eine empfehlenswerte Mischung aus fesselnder Lektüre und hilfreichem Nachschlagewerk.

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