Der Chemie- und Pharmakonzern Bayer mit Sitz in Leverkusen hat mehr als 100.000 Mitarbeiter*innen. Im Jahr 2022 erwirtschaftete Bayer bei einem Umsatz von rund 50,7 Milliarden Euro einen Konzerngewinn von 4,2 Milliarden Euro. Die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CGB) dokumentiert seit 40 Jahren die skandalöse Konzernpolitik und Unfälle bei Bayer. Das CBG-Magazin „Stichwort BAYER“ erscheint vierteljährlich seit 1983. Die GWR gratuliert den Kolleg:innen herzlich zum 40. Geburtstag. (GWR-Red.)
„Neue Studie. Glyphosat verursacht Leukämie“; „Bayer kündigt massive Arbeitsplatzvernichtung an“. Das sind zwei Meldungen, die die Coordination gegen Bayer-Gefahren (CGB) Anfang November 2023 veröffentlichte.
CBG ist ein Netzwerk von Aktivist*innen, die seit Ende der 1970er Jahre den Bayer-Konzern in den Fokus ihrer Kritik rücken. Seit 1983 ist die Zeitschrift „Stichwort BAYER“ das Sprachrohr der CGB. Am 4. November wurde in Düsseldorf das 40te Jubiläum gefeiert. Dazu gibt es auch allen Grund. Schließlich gab es in den 1980er Jahren viele Stadt- und Alternativzeitschriften, die eine Gegenöffentlichkeit herstellen wollten. Nur wenige haben überlebt. Doch Stichwort Bayer gibt es immer noch, und wie sich auf der Tagung zeigte, wird die Publikation auch noch weiter dringend gebraucht. Wer sollte sonst den Blick hinter die Mauern des weltweit tätigen Bayer-Konzerns richten? Wer sollte aufklären über die Kündigungen, aber auch die alltägliche Zerstörung von Mensch und Natur, die mit dem Bayer-Konzern und seiner Produktion verbunden sind? Wer sollte informieren über die auch von den bürgerlichen Medien nicht skandalisierten, besonders gravierenden Umweltverschmutzungen? Wer kritisiert die besonders krasse Überausbeutung der Arbeiter*innen als Normalzustand des Bayer-Betriebs?
CBG macht klar, dass zum ganz normalen Betrieb des Bayer-Konzerns die Zerstörung von Umwelt und die Ausbeutung von Arbeiter*innen dazugehört. Das sind keine Skandale, sondern das ist der kapitalistische Normalzustand. Dagegen Einspruch einzulegen, das ist das Ziel von „Stichwort BAYER“, das seit der Gründung vor 40 Jahren mit Auflagen bis zu 4.000 erscheint.
Forum des Widerstands
Mittlerweile sind sämtliche Ausgaben von Stichwort Bayer digitalisiert und können online abgerufen (1) werden. Die erste Ausgabe wurde 1983 noch mit Schere und Kleber zusammengebastelt. „Klein und bescheiden ist er zwar, der erste Rundbrief, aber oho“, so lautete 1983 die Parole der ersten Ausgabe. Doch gleich auf der ersten Seite steht auch, dass es erklärtes Ziel der Publikation ist, die bestehenden Initiativen von Gewerkschaftler*innen bis Umweltschützer*innen zu unterstützen, die es vor 40 Jahren auch bei Bayer gab. Wichtig ist zu betonen, dass es auch damals schon kein Widerspruch war. Es gab Beschäftigte, für die eine gesunde Umwelt in ihrem Arbeitsumfeld anfängt. Wie an vielen Chemiestandorten gab es auch bei Bayer eine Arbeiter*innengesundheitsbewegung, der es nicht egal war, dass Lohnabhängige in bestimmten Branchen, beispielsweise in der Chemieindustrie, durch die Arbeitsbedingungen krank wurden und früher starben.
Wolfgang Hien, einer der Protagonisten dieser Arbeitergesundheitsbewegung in der BRD, hat darüber in seinen im Mandelbaum-Verlag erschienen Buch „Die Arbeit des Körpers“ kundig informiert. So wie diese Bewegung sind viele Initiativen, die im Rundbrief und später in Stichwort Bayer zu Wort gekommen sind, nicht nur mit dem Bayer-Konzern in Konflikt geraten, sondern auch mit Betriebsräten und Vorständen der zuständigen DGB-Gewerkschaft IG-Chemie, die sich als die besseren Co-Manager*innen gerierten. Immer wieder waren die Anträge der Kritischen Aktionär*innen ein wichtiges Thema in der Zeitschrift, die die Konzernspitze und viele Aktionäre in Rage versetzten. Von Anfang an gab es in „Stichwort BAYER“ den globalen Blick, die Machenschaften des Bayer-Konzerns auf allen Kontinenten und der Widerstand dagegen waren stets wichtige Themen. Das digitale Archiv zeigt, es gab in den letzten 40 Jahren auch immer in- und außerhalb des Konzerns Menschen, denen der Kampf für gute Arbeitsplätze, für Klimagerechtigkeit etc. wichtiger war, als die Profitinteressen des Bayer-Konzerns. Für sie war „Stichwort Bayer“ ein Forum und solange es diese Initiativen und Menschen, gibt, wird das so bleiben. Darum können wir uns Jan Pehrke vom CGB nur anschließen, der sich 40 weitere Jahre für „Stichwort Bayer“ und CGB wünscht.