Schriftsteller, Anarchist, Revolutionär, Freigeist, Bohemian. Das nur 56 Jahre währende Leben Erich Mühsams gleicht einem wilden Ritt durch politische, gesellschaftliche und persönliche Kämpfe. Seine Ideale und seine jüdische Herkunft wurden Mühsam schließlich zum Verhängnis. In der Nacht auf den 10. Juli 1934 ließen ihn die Nationalsozialisten im KZ Oranienburg ermorden. Zu seinem 90. Todestag wird er in Oranienburg mit einem großen Veranstaltungsprogramm geehrt.
Eine umfangreiche Veranstaltungsreihe inklusive Ausstellung und Fachtagung erinnert ab Ende Juni an den Schriftsteller Erich Mühsam, dessen Ermordung durch die SS im KZ Oranienburg sich am 10. Juli zum 90. Mal jährt. Bevor Oranienburg zu seinem Todesort wurde, hatte der Dichter aber auch positive Berührungspunkte zur Stadt. So stand er in Kontakt mit der lebensreformerischen Obstbau-Siedlungsgenossenschaft Eden.
Ein Kreis von Menschen aus dem Kulturverein Alte Mosterei Eden e.V., dem Demokratieforum Oranienburg, dem Förderverein der Gedenkstätte und des Museums Sachsenhausen e.V. sowie der Erich Mühsam-Gesellschaft hat sich zum Ziel gesetzt, an den 90. Todestag von Erich Mühsam mit einem Veranstaltungsreigen zu erinnern.
Ausstellung und Vortrag zu Leben und Werk
Im Oranienburger Schloss (Städt. Verwaltung) kann vom 21. Juni bis zum 27.Juli eine Ausstellung besucht werden, die auf mehr als 40 Tafeln zu Leben und Werk Erich Mühsams informiert. Zu sehen ist die Ausstellung in der Galerie auf der zweiten Etage von Haus 1 während der regulären Öffnungszeiten (Mo bis Fr: 9 bis 18 Uhr). Der Eintritt ist frei.
Unter dem Titel „Erich Mühsam – Literat, Anarchist, Bürgerschreck“ berichtet Dr. Maurice Schuhmann über das Leben und Wirken des Anarchisten und Literaten und bringt so die Ausstellung zum Sprechen. Originale Textpassagen aus dem Werk werden vom Schauspieler Manuel Harder (Dt. Theater, Bln.) vorgelesen. 27. Juni um 18.30 Uhr Stadtbibliothek Oranienburg. Der Eintritt frei.
Mehrtägige Fachtagung
Eine mehrtägige Fachtagung begibt sich vom 4. bis zum 7. Juli auf eine Suche nach den Spuren des Dichters und geht dabei verschiedenen Fragen nach: Wie kam Erich Mühsam im KZ Oranienburg zu Tode? Wird sein Andenken bei der Neugestaltung des Gedenkortes am ehemaligen KZ Oranienburg ausreichend berücksichtigt? Wie erging es Mühsams Frau Zensl nach seiner Ermordung? Was waren seine Berührungen mit der lebensreformerischen Bewegung, zu der auch die Siedlungsgenossenschaft Eden zählt? War Erich Mühsam selbst in Eden zu Besuch? Bei einer Exkursion nach Eden am 7. Juli werden diese und viele weitere Fragen beantwortet. Neben Führungen durch die Eden-Ausstellungen und über das historische Siedlungsgelände wird in einem Vortrag auch die Beziehung Erich Mühsams zu der Siedlungsgenossenschaft Eden beleuchtet.
Alle Veranstaltungen der Fachtagung können auch einzeln besucht werden. Unter den Vortragenden: Wolfgang Haug, Uschi Otten, Dr. Siegbert Wolf, Gustav Landauer-Initiative und Klaus Trappmann. Das detaillierte Tagungsprogramm sowie Informationen zur Anmeldung findet sich unter:
www.muehsam-in-oranienburg.info/Muehsam/Fachtagung
Gedenkdemonstration und Konzert
Sich nicht verbiegen zu lassen, war das Lebensmotto des vor 90 Jahren von der SS im Konzentrationslager Oranienburg ermordeten anarchistischen Schriftstellers und Aktivisten Erich Mühsam. Sein ganzes Leben lang stand Erich Mühsam in vorderster Reihe im Kampf gegen Bevormundung, Autoritäten und für die Rechte der Arbeiter:innen ein. Die Organisatoren nehmen seinen 90. Todestag zum Anlass, um an Erich Mühsam und sein Werk zu erinnern. So heißt es im Aufruf: Wir erwarten auch eine angemessene Würdigung seiner Person bei der anstehenden Neukonzeption des Gedenkortes „Konzentrationslager Oranienburg“. Erneut ist unsere Republik massiv von rechtsextremen Kräften bedroht. Gerade vor diesem Hintergrund möchten wir an Erich Mühsam und seinen grausamen Tod erinnern! Setzen wir zu Erich Mühsams 90. Todestag ein deutliches Zeichen!
Erstaufrufende: Demokratieforum Oranienburg, Erich-Mühsam-Gesellschaft e.V., Förderverein für die Gedenkstätte und das Museum Sachsenhausen e.V.
Am 6. Juli findet eine Gedenkdemonstration für Erich Mühsam statt. Los geht es um 15 Uhr am Bahnhofsplatz in Oranienburg, von wo aus gemeinsam zum Gedenkort des KZ Oranienburg in der Berliner Straße gelaufen wird. Ab 16 Uhr wird hier ein Bühnenprogramm aus Musik, Redebeiträgen und Theater geboten.
Um 20 Uhr wird das Gedenken an Erich-Mühsam-mit einem Konzert im Oranienwerk fortgesetzt. Zu hören sind Gedichte des Autors, die Isabel Neuenfeldt in Akkordeon und Gesang übersetzt. Einlass: 19:00 Uhr. Anmeldung über das Oranienwerk, Eintritt im VVK ab 12 Euro/8 Euro (erm.): www.oranienwerk.com/veranstaltungen
Alle Veranstaltungen zur Erinnerung an Erich Mühsam finden sich auf www.muehsam-in-oranienburg.info/Muehsam