Rudolf Rocker (1873 – 1958) war u.a. Redakteur der anarchosyndikalistischen Zeitung „Der Syndikalist“ und ein weltweit renommierter Aktivist und Theoretiker des Anarchosyndikalismus. In seiner Heimatstadt Mainz ist er bisher leider eine eher unbekannte Größe.
Dass der Kultursommer Rheinland-Pfalz im selben Jahr seinem Kulturprogramm das Motto „Rebellen, Reformer, Revolutionäre“ gab, nahmen Mainzer Aktivist*innen zum Anlass, ein Fest zu Ehren Rudolf Rockers zu organisieren. Es fand auf einem Hof im rheinhessischen Essenheim statt, und viele Besucher*innen genossen bei dem ein oder anderen Wein eine Lesung, einen Filmbeitrag und ein musikalisches Begleitprogramm. Das Fest wurde vom SWR in einem Beitrag festgehalten und sorgte auch noch Jahre später überregional für Aufmerksamkeit. Obwohl das Engagement und die Außenwirkung erfolgreich waren, zerfiel leider der Kreis der Aktiven, und Rudolf Rocker führte in Mainz wieder ein Nischendasein.
Einen neuen Anlauf, das Leben und Wirken Rockers in Mainz und darüber hinaus bekannt zu machen, hat im Juni 2024 das Rudolf Rocker Institut gestartet. Es ist ein eingetragener Verein mit Sitz in Mainz. Sein Debüt feierte das Institut mit internationaler Unterstützung in einem akademischen Rahmen bei einer Tagung am 8. Juni 2024. Die Tagung hat im Auditorium der Johannes Gutenberg-Uni Mainz stattgefunden. Es haben knapp 70 Gäste in Präsenz und online teilgenommen.
Den Anfang machte der erste Vorsitzende des Vereins, der Ökonom Dr. Jerome Warren, mit einem Vortrag in deutsch und englisch über Rockers Leben und Einfluss auf die Arbeiterbewegung. Weiter im Programm ging es mit der bekannten Politikwissenschaftlerin Dr. Antje Schrupp. Sie erläuterte in ihrem Vortrag nicht nur, warum der Anarchismus feministischer werden sollte, sondern auch, warum es für den Feminismus sinnvoll und zielführend ist, sich wieder positiv auf den Anarchismus zu beziehen.
Von der Universität Toronto online zugeschaltet war Dr. Marcelo Vieta, der in seinem englischsprachigen Vortrag den Einfluss Rockers und des Anarchosyndikalismus auf soziale Bewegungen und der Vergesellschaftung von Betrieben anhand aktueller Beispiele, wie den Fabrikbesetzungen in Argentinien, erläuterte. Ehrengast der Veranstaltung war Philip Rocker, der Enkel Rudolf Rockers, der aus gesundheitlichen Gründen seinen Vortrag nicht live halten konnte, aber online teilnahm. Sein Vortrag wurde als Videomitschnitt gezeigt. Darin berichtete er eindrücklich über die persönlichen Erinnerungen an seinen Großvater und seine ebenso berühmten Großmutter Milly Witkop.
Zum Abschluss führte Emmelie Öden (1) die Tagungsgäste auf den Spuren Rudolf Rockers durch die Mainzer Innenstadt. An zahlreichen Haltepunkten zeichnete sie das Leben Rockers in Mainz lebendig nach. Ihren „Proletarischer Stadtführer“ kann man bei Syndikat-A (2) kaufen. Ihre Stadtführungen können wärmstens empfohlen werden. Die Teilnehmer*innen der Stadtführung fanden anschließend die Möglichkeit, gemeinsam in einer Weinstube den Tag Revue passieren zu lassen und sich weiter über Rudolf Rocker auszutauschen.
Das Rudolf Rocker Institut plant in Zukunft weitere Veranstaltungen und arbeitet daran, dem Anarchosyndikalisten Rocker in seiner Heimatstadt zu mehr Aufmerksamkeit zu verhelfen – eine Straße nach ihm zu benennen ist dabei nur eine von zahlreichen Ideen.
Auf der Homepage des Instituts (3) lässt sich die Eröffnungsveranstaltung als Video anschauen. Dort werden auch zukünftige Veranstaltungen angekündigt. Neue Mitglieder, Spender*innen und Interessierte können sich ebenfalls über die Homepage an das Institut wenden.
(1) Siehe: Rudolf Rocker rockt noch immer. Bernd Drücke im Gespräch mit der Autorin Emmelie Öden, in GWR 425, Januar 2018, https://www.graswurzel.net/gwr/2018/01/rudolf-rocker-rockt-noch-immer-2/
(2) Siehe: https://www.syndikat-a.de
(3) Siehe: https://rudolfrockernet.wordpress.com/
Rudolf Rocker war u. a. Redakteur der anarchosyndikalistischen
Zeitung „Der Syndikalist“ und ein weltweit renommierter Aktivist
und Theoretiker des Anarchosyndikalismus. In seiner Heimatstadt
Mainz ist er bisher leider eine eher unbekannte Größe