Die Banalität des Rassismus

| Hanna Poddig

Daniel Bendix Hotel Castoria Klak-Verlag, Berlin 2024, 194 Seiten, 19,90 Euro, ISBN 978-3-948156-92-3

Aus der Sicht eines neuen Dozenten schildert Daniel Bendix in seinem Roman „Hotel Castoria“ den Alltag an einer christlichen Privatuni in der ostdeutschen Provinz. Es passiert nicht viel, das Buch ist unaufgeregt geschrieben. Aber es ist gerade die weitgehende Abwesenheit spektakulärer Geschehnisse, die die Absurditäten und Widerlichkeiten des Alltags umso mehr betont, weshalb es sich lohnt, das Buch nicht nach den ersten Seiten beiseite zu legen. Es geht um die Eigendynamik einer sicherheitsfanatischen IT-Abteilung, die nach und nach den Unialltag lahmlegt sowie um das unterirdische gastronomische Angebot in der Umgebung und um Rassismus bei der Fahrradreparatur. Der Ich-Erzähler berichtet in seinen Tagebuchaufzeichnungen über die Bagatellisierung rassistischer Bedrohungen ebenso wie über die peinlichen Legitimierungsversuche der faktischen Trennung der Studiwohnhäuser nach deutsch und nicht-deutsch.
Gerade die, die am lautesten betonen, zu den Guten zu gehören, werden subtil vorgeführt. Eine selbst von Rassismus betroffene Dozentin kommentiert eine Debatte um Internationalisierungsbemühungen der Uni mit dem bissigen Kommentar, diese Internationalisierung sei auf die Fachbereiche Klo- und Büroreinigung beschränkt. Mit den Student*innen aus anderen Ländern schmückt sich die Uni gern, aber echtes Interesse an einer differenzierten Betrachtung verschiedener Kulturen oder gar ein Anerkenntnis des eigenen Rassismus gibt es nicht, stattdessen die Reduktion aufs Klischee: Ob sie nicht etwas kochen könnten, aus ihren Ländern. Aber zu scharf oder exotisch möge es bitte nicht sein.
Nach und nach wird klar, wie hart es für die nicht-deutschen Studierenden ist, die die Studiengebühren und ihr Leben selbst finanzieren müssen: Lange Arbeitswege mit dem Fahrrad, Nachtschichten, schlechtere Löhne als deutsche Kolleg*innen, Beleidigungen am Arbeitsplatz und das Glück zumindest im Schlachtbetrieb eine Stelle gefunden zu haben. Spätestens jetzt wird offensichtlich, dass viele nicht an dieser Uni studieren, weil sie der christlichen Gemeinschaft nahe stehen, sondern weil sie darin ihre Chance bzw. eine potenzielle Eintrittskarte nach Europa sehen. Doch realistische Perspektiven auf Bleiberecht bestehen schlussendlich nur in der Altenpflege wegen akuten Personalmangels oder durch Heirat.

Ein bitteres, trauriges, realistisches Bild der Lage. In der aber immer noch Platz ist für Solidarität, und wenn diese nur darin besteht, den Ferienjob bei McDonalds als Studienpraktikum anzuerkennen.