beilage: nein zum krieg!

Die nächste Phase des Krieges

| Tobias Pflüger

Die Teilnahme der Bundeswehr am Rachefeldzug der USA und Großbritanniens gegen Afghanistan steht kurz bevor.

Vermutlich wird es bei der Zustellung der Graswurzelrevolution an die Abonnent/inn/en klar sein, welche Truppen die Bundesregierung bereitstellt.

Wahrscheinlich läuft es auf folgende Truppen heraus: Mobile Sanitätseinheiten, ABC-Trupps (mit dem APC-Spürpanzer Fuchs), Gebirgsjäger und insbesondere Bundeswehr-Eliteeinheiten der „Division spezielle Operationen“ (DSO) und des Kommando Spezialkräfte (KSK).

Am 20.10.2001 morgens haben US-amerikanische Spezialeinheiten erstmals einen – offiziell bestätigten – Kampfeinsatz am Boden im Süden Afghanistans begonnen, weitere werden folgen. Das Pentagon bezeichnete dies als die „geheime Phase“ „des Krieges gegen den Terrorismus“. An der Kriegsaktion seien ca. 200 Elitesoldaten der Ranger der US-Army beteiligt gewesen. Nach US-amerikanischen Medienberichten (NBC und CBS) kämpften die US-Elitesoldaten im Süden Afghanistans gegen Militäreinheiten der Taliban. Sie seien mit Hubschraubern vom im Indischen Ozean stationierten Flugzeugträger „USS Kitty Hawk“ nach Afghanistan geflogen worden. Begleitet wurden die Bodentruppen durch Kampfhubschrauber. Der Krieg werde sich – so das Pentagon – in den nächsten Tagen „erheblich verstärken“. Diese Kommando-Operationen „können sich jedoch zu einer größeren militärischen Operation ausweiten“.

Im Norden Afghanistans im Gebiet der Nordallianz sind schon länger US-Spezialeinheiten aktiv. Sie koordinieren dort ihre Kriegsaktionen mit der Nordallianz. Die Nordallianz gibt bisher lediglich acht US-Spezialisten zu, die zusammen mit ihrem General Abdul Raschid Dostum im Norden des Landes aktiv seien. Nach Angaben der Nordallianz (so jedenfalls Ustad Attah Mohammad, einer ihrer Kommandeure) gehörten die US-Soldaten „offenbar der Aufklärung oder dem Geheimdienst an“ und seien keine „regulären Soldaten“.

Rumsfeld hat inzwischen auch das offene „Geheimnis“ einer direkten Koordination und Waffenunterstützung der Nordallianz offiziell bestätigt: Die USA liefere Nahrungsmittel, Munition und Geld. Die Koordination und Zusammenarbeit mit der bombenden US-Luftwaffe sei gut.

Damit haben die angreifenden US-Truppen wieder wie im NATO-Krieg gegen Jugoslawien eine „örtliche Bodentruppe“. Im Süden Afghanistans stellen sie nun spätestens seit heute (22.10.2001) die Bodentruppe selbst. In Medien in den USA und Deutschlands wird über die konkreten Anforderungen der USA an Deutschland bezüglich militärischer Hilfe beim Rachefeldzug gegen Afghanistan spekuliert. Neben ABC-Spürpanzer wird immer wieder das Kommando Spezialkräfte (KSK) der Bundeswehr genannt. Das KSK könnte wie die US-Ranger eingesetzt werden.

Nach den erfolgreichen großen Friedensdemonstrationen in Berlin und Stuttgart mit mehreren zehntausend Teilnehmer/innen ist jetzt ein breit gefächerter Protest und Widerstand gegen den Krieg vonnöten. Weitere Demonstrationen, Kundgebungen, Briefe an Abgeordnete, Unterschriftensammlungen, Mahnwachen, Informationsarbeit, Betreuungsarbeit mit Soldat/inn/en und potentiellen Kriegsdienstverweigerern, Blockaden von Militäreinrichtungen und vor allem Gespräche mit Menschen werden notwendig sein.

Als Standorte für Aktionen wie Demonstrationen und (gewaltfreie) Blockaden bieten sich die oben genannten Militäreinrichtungen an: Kommando Spezialkräfte (KSK): Calw, „Division spezielle Operationen“ (DSO): Regensburg, Saarlouis und Oldenburg. Innerhalb der Bundeswehr-Struktur sind die multinationalen Korps sehr wichtig (angegeben ist immer nur der Sitz des Stabes, also der (jeweiligen Befehlszentrale): Das deutsch-US-amerikanische Korps in Ulm, das US-amerikanisch-deutsche Korps in Heidelberg, das deutsch-niederländische Korps in Münster, das Nordost-Korps im polnischen Stettin, das Eurokorps in Straßburg und das Allied Rapid Reaction Corps (ARRC) unter britischer Führung in Mönchengladbach. Das Sanitätsregiment schnelle Einsatzkräfte in Leer und Varel könnte zum Einsatz kommen. Darüberhinaus bieten sich Befehlszentralen und Flugplätze für direkte (gewaltfreie) Aktionen an: Z.B. das Einsatzführungskommando in Potsdam oder der Flugplatz Köln-Wahn, u.a. (Nähere Informationen zu Militärstandorten u.a. unter www.imi-online.de) Auch US-amerikanische Militärstandorte in Deutschland, von denen aus Krieg geführt oder unterstützt wird, wie Ramstein oder Geilenkirchen sind mögliche Aktionsorte.

George W. Bush hat einen langen Krieg angekündigt. Gerhard Schröder wiederholt bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit die „uneingeschränkte Solidarität“ Deutschlands, dies wird in der Teilnahme der Bundeswehr am Rachekrieg enden.

Im Krieg gegen Afghanistan werden auch Streubomben eingesetzt, diese treffen die Zivilbevölkerung. (Näheres zu Streubomben unter www.imi-online.de/2001.php3?id=165)

Im Krieg gegen Afghanistan werden Zivilisten getötet, Wohngebiete getroffen, die ersten Bestätigungen dafür, von der UN, aber selbst aus den USA liegen inzwischen vor.

Die Friedensbewegung und die kritische Friedensforschung sind sehr gefordert in der nächsten Zeit. Dies bedeutet auch eine lange und fundierte Antikriegsarbeit. Zum Krieg gibt es immer eine Alternative!

Anmerkungen

Aktuelle Informationen zum Krieg, zu Anti-Kriegs-Aktionen, Anti-Kriegs-Veranstaltungen, Links u.v.m. finden sich im Internet u.a. unter:

www.graswurzel.net
www.friedenskooperative.de
www.gewaltspiraledurchbrechen.de