(GWR-MS) Nach den Terrorangriffen gegen das Pentagon in Washington und das World Trade Center in New York schrieben die Eltern des im WTC getöteten Greg Rodriguez einen offenen Brief an die New York Times. Dort heißt es u.a.: „(…) Wir sehen unsere Verletztheit und unseren Zorn widergespiegelt bei jedem, den wir treffen. Wir können der täglichen Flut neuer Nachrichten über die Katastrophe nicht folgen. Aber wir lesen genug dieser Nachrichten um wahrzunehmen, dass unsere Regierung auf gewaltsame Rache zusteuert, mit der Aussicht auf Söhne, Töchter, Eltern, Freunde, die in fernen Ländern sterben, leiden und uns weiteres Leid zufügen. Dies ist nicht der richtige Weg. Es wird den Tod unseres Sohnes nicht vergelten. Nicht im Namen unseres Sohnes. Unser Sohn starb als Opfer einer inhumanen Ideologie. Unsere Handlungen sollten nicht dem selben Zweck dienen. Lasst uns trauern. Lasst uns nachdenken (…) eine rationale Antwort überlegen, die unserer Welt wahren Frieden und Gerechtigkeit bringt. Aber, lasst uns (…) der Unmenschlichkeit unserer Zeit nichts hinzufügen.“ (vgl. Zivilcourage, Okt. 2001)
Leider waren die Befürchtungen von Phyllis und Orlando Rodriguez berechtigt.
George W. Bushs „Kampf des Guten gegen das Böse“, der christlichen „Zivilisation“ gegen die islamische „Barbarei“ hat begonnen. In Afghanistan werden Streubomben abgeworfen und viele unschuldige Menschen getötet. In den nächsten Wochen wird sich die Zahl der Todesopfer dramatisch erhöhen. „1,5 Mio. afghanische Kinder unter fünf Jahren werden im kommenden Winter verhungern und erfrieren“, so die Befürchtung des Deutschen Komitees des UN-Kinderhilfswerkes (Unicef) in Köln (vgl. www.linkeseite.de). Insgesamt sind 7,5 Mio. Afghaninnen und Afghanen auf Hilfslieferungen angewiesen. Millionen Menschen sind auf der Flucht, ohne eine Chance Afghanistan zu verlassen. Die Nachbarländer haben die Grenzen geschlossen.
Die Spirale der Gewalt ist in Gang gesetzt. Wie kann sie gestoppt werden? Durch Protest, durch Widerstand, durch direkte gewaltfreie Aktionen, durch Kriegsdienstverweigerung, Desertion, Unterstützung von Flüchtlingen und emanzipatorischen Gruppen wie RAWA (1), durch eine Globalisierung von unten gegen Terror und Krieg, für eine gerechte Welt, für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft. „Wir trauern um die vielen verlorenen Menschenleben: Der Ruf unseres Herzens ist Versöhnung, nicht Rache.“ So heißt es in einer Erklärung der New Yorker War Resisters League nach den Anschlägen in ihrer Heimatstadt (vgl. GWR 262).
Die Grenzen müssen sofort geöffnet werden! Der Bombenterror gegen die Bevölkerung muss sofort gestoppt werden!
(1) RAWA: Revolutionary Association of the Women of Afghanistan (Revolutionärer Zusammenschluß der Frauen Afghanistans)
Anmerkungen
Es bleiben nur noch wenige Wochen, um die Winterhilfe für die Not leidenden Kinder in den Flüchtlingslagern in Iran, Pakistan und Turkmenistan zu organisieren. Bisher sind wenig Spendengelder aus der Bevölkerung eingegangen.
Unicef
Spendenkonto 300 000
Bank für Sozialwirtschaft
BLZ 37020500
Stichwort Flüchtlingshilfe Afghanistan
Spendentelefon: 0137/300000