glosse

Medienfuzzis

| Bernd Haake

Hi! Na, wie is et? Wissen Sie eigentlich, dass sie jetzt auch Inhaber der doppelten Staatsbürgerschaft sind? Aber sicher doch, seit der Kanzler des zweiten Bildungsweges uns bedeutet hat, wir sind alle Amerikaner.

Ganz ehrlich, mal abgesehen davon, dass ich genug damit zu tun habe mit Schröder und Stoiber in einem Land leben zu müssen und Angehöriger eines Stammes zu sein, der in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts zwei mörderische Weltkriege anzettelte und dessen furchtbare Richter sich heute kräftig bemühen die Totschläger vom rechten Rand möglichst unbehelligt oder zumindest glimpflich davon kommen zu lassen, habe ich keine Lust nun auch dem Land zuzugehören, dessen Blutspur sich in der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts von Hiroshima über My Lai in Vietnam und das Folterstadion in Santiago de Chile bis nach Bagdad und Belgrad zog.

Aber die ersten Vollamerikaner nach den Anschlägen auf das World Trade Center, das war gleich wieder die Meute der lohnschreiben- und sprechenden Medienfuzzis. Da hatten die nach dem Jugoslawienkrieg vollmundig erklärt, nie wieder so simpel auf die Lügen eines Scharping oder Jamie Shea hereinzufallen und was kam dabei heraus: Vor jeder Einlassung dieser schrecklichen Publizisten ließen sie verlauten, dass im Krieg als erstes die Wahrheit stirbt, um gleich anschließend jedes noch so dämliche Statement aus der Giftküche des Pentagon und des State Departements kritiklos zu veröffentlichen.

Gut, ein Peter Klöppel von RTL, (der Name ist vielleicht Programm) dem kann man ja noch mildernde Umstände zubilligen wenn er in den ersten Tagen des Afghanistankrieges auf Schautafeln die Wirkung der neuesten amerikanischen Wunderwaffen erklärte, ohne auch nur ein Wort darüber zu verlieren, wie es den getroffenen unschuldigen Menschen dabei ergeht; denn der hat eine Amerikanerin zur Frau. Aber Heiner Bremer, der Late Night Anchorman, der sich schon einmal freiwillig beim Metzgermeister Raab in dessen Sendung für Gehirnamputierte als Blödmann und Volltrottel outet, den sollten sie mal anrufen und ihm stecken, sie wüssten, wo der Usama Bin Laden sich aufhält. Schon erhalten sie bei RTL um Mitternacht von Bremer die 20. Variation vom gesicherten Aufenthalt des Topterroristen und seiner unmittelbar bevorstehen Festnahme.

Und jetzt sagen Sie mir bloß nicht, dass seien vor allem die Privaten. Nehmen sie mal den stets als Palästinenser verkleideten Dirk Sager vom ZDF oder den Greyhound Thomas Roth von der ARD. Unsere Männer in Moskau. Die sitzen so fest verankert in ihrem Antikommunismus, dass die bis heute nicht mitbekommen haben, dass es im Osten seit 10 Jahren keine sozialistischen Länder mehr gibt und dass der Putin längst Duzkumpel von Gerhard und Doris ist. Wenn sie von denen objektive Berichterstattung aus dem ehemaligen Reich des Bösen erwarten, ja dann können sie auch darauf hoffen, dass ein Mitglied der Mafia Licht in das Dunkel der CDU – CSU Spendenpraxis bringt.

Gut, es gibt hier immer noch die eine oder andere Ausnahme, wie zum Beispiel ein Roger Willemsen. Der findet zwar im Öffentlicht-Rechtlichen nicht mehr statt, weil ein Volk, dass bevorzugt für 189 Euro zum Lallermann in Bitburg zur Mallorca Party fährt die Medien bekommt, die es verdient, aber der hat kurz nach dem 11. September die bisher einzige qualifizierte Stellungnahme zu den Anschlägen in New York abgeliefert, die ich kenne.

Und sollten sie mit dem Gedanken spielen, ihr Gehirn mal wieder einzuschalten, dann empfehle ich Ihnen den Medienkongress am 2. Februar im Bennohaus in Münster, da erscheint nicht nur besagter Willemsen, sondern auch der kleine Rest von Medienleuten, die nicht nur noch alle Tassen im Schrank haben, sondern bei denen auch die Reihenfolge noch stimmt.

Also, vielleicht sehen wir uns ja da. Bis dann, Machen Sie’s gut. Ciao.

Anmerkungen

Glosse zum Medienkongress in Münster, Bennohaus / 2.2.02 (gesendet am 18.01.2001, 18.04 Uhr, Radio AM). Zum Medienkongress siehe Beilage in dieser GWR.