gewaltfreiheit

Gewaltfreie Aktionen, die die Welt veränderten

1. Teil: 50 Jahre Bus-Boykott von Montgomery: Der aufrechte Gang

| Clayborne Carson

"Wenn dereinst die Geschichtsbücher geschrieben werden, wird jemand sagen müssen: ‚Da lebte ein Menschenschlag, eine schwarze Bevölkerungsgruppe, die den moralischen Mut hatte, sich für ihre Rechte zu erheben. Und dadurch gab sie den Zeitläuften der Geschichte und der Zivilisation eine neue Bedeutung.'" Martin Luther King, Jr., 5.12.1955 (1)

M.L. Kings Sinn für die historische Bedeutung des Busboykotts von Montgomery war erstaunlich, wenn wir bedenken, dass der Boykott erst am Morgen desselben Tages begonnen hatte, an dem er diese Ansprache hielt. Obwohl sich die OrganisatorInnen des Boykotts anfangs nicht sicher waren, ob sie statt der Abschaffung der Segregation („Rassentrennung“ in öffentlichen Einrichtungen der Südstaaten in den USA seit den so genannten Jim-Crow-Gesetzen Mitte des 19. Jahrhunderts, d.Ü.) in den städtischen Bussen nicht eher eine verbesserte Behandlung der Schwarzen hätten fordern sollen, verstand King ganz genau die weiterreichenden Ziele und Ideale. „Wir sind hier in Montgomery dazu entschlossen, zu kämpfen und zu arbeiten, bis die Gerechtigkeit wie ein Sturzbach fließt und Aufrichtigkeit wie ein mächtiger Strom“, so erklärte er bei der ersten Massenversammlung der Montgomery Improvement Association (MIA, Vereinigung für Verbesserungen in Montgomery) am 5. Dezember 1955, vier Tage, nachdem Rosa Parks dafür verhaftet worden war, weil sie sich weigerte, ihren Sitzplatz für einen weißen Mann zu räumen. (2)

Weil er zum Vorsitzenden der MIA ausgewählt worden war, wurde King zum bekanntesten Teilnehmer des Boykotts, und sein Buch Stride Toward Freedom: The Montgomery Story von 1958 (dt. Freiheit. Aufbruch der Neger Nordamerikas. Bericht über den Busstreik in Montgomery, Kassel 1964 u. folg. Auflagen) blieb die meistgelesenste Erzählung dieser gesamten Widerstandsphase.

Trotzdem wäre eine auf King zentrierte Sicht auf die Bewegung von Montgomery auf eine Weise verfehlt, die zugleich das Verständnis für die darauf folgende Dekade afro-amerikanischer Kämpfe (im Amerikanischen heute gebräuchlich: African American, d.Ü.) verzerren würde. Wenn wir uns dem 50. Jahrestag des Boykotts nähern, ist es entscheidend, die Geschehnisse in Montgomery als Kampf für soziale Gerechtigkeit zu erkennen, der von vielen GraswurzelaktivistInnen neben King durchgeführt wurde. Obwohl King eine entscheidende Rolle dabei spielte, den lokalen Boykott in eine Bewegung für soziale Gerechtigkeit von internationaler Bedeutung zu transformieren, wurde auch er selbst durch eine Bewegung transformiert, die er nicht initiiert hatte.

Wie auch andere wirkungsvolle Massenbewegungen sollte der Busboykott von Montgomery heute verstanden werden als Resultat einer langen Reihe von Aktionen von Menschen aus verschiedenen soziologischen Milieus und ökonomischen Klassen. Im Gegensatz zu King, der in Montgomery kaum mehr als ein Jahr vor der Festnahme von Rosa Parks angekommen war, waren fast alle wichtigen OrganisatorInnen des Boykotts langjährige BewohnerInnen. Sie waren unentwegte und selbständige Mitglieder einer Ortsgruppe der NAACP (National Association for the Advancement of Colored People, Nationale Vereinigung für den Fortschritt farbiger Menschen), die bereits selbstbestimmt handelten, bevor King für sie sprechen konnte.

Rosa Parks, Jo Ann Robinson und E.D. Nixon

Die zeitgenössische sozialhistorische Geschichtsschreibung und die feministische Geschichtsschreibung haben bereits die verbreitete Sicht auf Rosa Parks korrigiert, die heute eher als frühe Bürgerrechtsaktivistin betrachtet wird denn als Näherin mittleren Alters mit müden Beinen. Rosa Parks war in den vierziger Jahren Bürosekretärin der NAACP-Ortsgruppe von Montgomery gewesen. Ihr Engagement war davor durch ihren Ehemann Raymond Parks beeinflusst worden, der sich in den dreißiger Jahren an der Kampagne für die Freilassung der „Scottsboro Boys“ beteiligt hatte: neun schwarze Teenager, die aufgrund erfundener Vergewaltigungsvorwürfe der Todesstrafe ins Auge sahen. Und ein Jahrzehnt, bevor sie den Befehl des weißen Busfahrers verweigerte, ihren Platz zu räumen, war Rosa Parks mit demselben Busfahrer schon einmal zusammengestoßen, als der sie aufgefordert hatte, ganz hinten einzusteigen, obwohl sie gerade vorne ihr Ticket bezahlt hatte. Im Sommer 1955 hatte Rosa Parks die Highlander Folk School besucht, ein Versammlungsheim für Bewegungs-OrganisatorInnen, das von Regierungsbeamten des Bundesstaates Tennessee bereits als „Trainingsschule für Kommunisten“ gebrandmarkt worden war. Und es war Rosa Parks gewesen, die King dazu aufforderte, in der NAACP-Ortsgruppe mitzumachen, gleich nachdem der junge Pastor in der Baptistenkirche der Dexter Avenue zu predigen begonnen hatte.

Nachdem Parks am 1.12.1955 verhaftet worden war, konnte sie für die Entrichtung der Kaution diejenige Person benachrichtigen, die ihrer Meinung nach am besten darauf vorbereitet war, ihr zu helfen: den 56-jährigen E.D. Nixon, ein früher Bürgerrechtsaktivist, dessen Beitrag zur immens schnellen Mobilisierung der schwarzen Gemeinde von Montgomery kaum überschätzt werden kann. E.D. Nixon war nicht nur ein erfahrener NAACP-Organisator, sondern auch ein ehemaliger Funktionär der Brotherhood of Sleeping Car Porters (Bruderschaft der Schlafwagengepäckträger), der größten Gewerkschaft schwarzer Arbeiter in den USA. Obwohl er kaum formelle Bildung erfahren hatte, war E.D. Nixon ein leidenschaftlicher Bürgerrechtsbewegter, der für die MIA zum wichtigsten Verbindungsmann zu den UnterstützerInnen in den nördlichen Bundesstaaten wurde, wie etwa zum Vorsitzenden der Brotherhood, A. Philip Randolph. Im ersten Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg hatte E.D. Nixon eng mit Rosa Parks zusammengearbeitet – ihre intellektuellen Fähigkeiten als Sekretärin und Nixons kraftvolle Entschlossenheit ergänzten sich.

Als E.D. Nixon mit der Aufgabe konfrontiert war, Parks aus dem Gefängnis zu holen, erfuhr er, dass der schwarze Anwalt Fred Gray, der in früheren Bürgerrechtsstraffällen beigeholt wurde, gerade abwesend war.

Darum bat er Clifford Durr um Hilfe, einen weißen Anhänger der New-Deal-Politik (sozialstaatlich orientierte Politik Roosevelts in den vierziger Jahren, d.Ü.), der seinen Job bei der Federal Communications Commission (Bundeskommission für Kommunikationsmittel) in den späten vierziger Jahren aufgegeben hatte, weil er gegen aufgezwungene Loyalitätskundgebungen für den Kalten Krieg opponierte. Dessen Ehefrau, Virginia Durr, hatte Rosa Parks gelegentlich Näh-Aufträge für ihre Tochter gegeben und den Aufenthalt von Parks in der Highlander Folk School mitunterstützt.

Nachdem E.D. Nixon die Durrs zum Ortsgefängnis von Montgomery begleitet hatte und sein Wohnhaus als Kaution für die Freilassung von Parks verpfändet hatte, begann er damit, andere schwarze BewohnerInnen zusammenzurufen, um die Möglichkeit eines Boykotts zur Veränderung der Sitzordnung in den Bussen zu diskutieren. Die Idee war nicht spontan in E.D. Nixons Kopf entstanden; sie war vielmehr bereits bei früheren Fällen erwogen worden, in denen schwarze BusbenutzerInnen entwürdigend behandelt worden waren. So war Claudette Colvin, eine fünfzehnjährige Schülerin, am 2. März 1955 wegen Verletzung der Segregationsgesetze in Bussen von Montgomery verhaftet worden. E.D. Nixon diskutierte bereits damals einen Boykott, zusammen mit anderen AktivistInnen wie Gray und Jo Ann Robinson, einer Englischprofessorin am Alabama State College, die dem Montgomery Women’s Political Council (WPC, Politischer Rat der Frauen von Montgomery) vorstand. Obwohl sie sich im Falle Colvins noch einmal gegen die Mobilisierung schwarzer BewohnerInnen entschieden – zum Teil aus Rücksicht darauf, dass Colvin gerade schwanger war und das öffentliche Rampenlicht sie zusätzlich belastet hätte -, trugen die Verhaftung Colvins sowie etwas später diejenige einer weiteren jungen Verweigererin, Mary Louis Smith, zu einer Stimmung der Aktionsbereitschaft unter den Mitgliedern der NAACP bei. Ein kurzzeitiger Busboykott in der Stadt Baton Rouge, Louisiana, im Jahre 1953 diente den BewohnerInnen von Montgomery zusätzlich als Inspiration, als sie darüber nachdachten, wie sie sich gegen die Entwürdigung zur Wehr setzen sollten, die mit der Segregation in öffentlichen Einrichtungen einherging.

Eine Anzahl örtlicher BewohnerInnen war also bereits zur Aktion bereit, als E.D. Nixon sie telephonisch zusammenrief und meinte, gegen die Verhaftung von Rosa Parks müsse protestiert werden. Jo Ann Robinson war nun wahrscheinlich diejenige, die sich am meisten für die Idee des Boykotts begeisterte. Direkt nach der Entscheidung des Bundesgerichts im Mai 1954, als im Fall Brown gegen Erziehungsministerium die Integration Schwarzer in weiße Schulen gerichtlich zugelassen wurde, schrieb sie an die Stadtbehörden von Montgomery im Auftrag der WPC einen Brief, in dem sie einen Busboykott ankündigte, wenn die Politik der Segregation nicht geändert würde. Nach der Verhaftung von Parks verbrachte Robinson den größten Teil der Nacht in ihrem Büro und arbeitete zusammen mit zwei ihrer Studentinnen am Druck tausender Flugblätter, die von den Mitgliedern der WPC verteilt wurden und die schwarzen BewohnerInnen dazu aufriefen, am 5. Dezember 1955 keine Busse zu benutzen.

Der kollektive Kontext für die Rolle M.L. Kings

Obwohl also die Boykottplanungen bereits weit fortgeschritten waren, als E.D. Nixon M.L. King hinzurief, glaubte der erfahrene Altaktivist Nixon, dass der junge Pastor aus der Dexter-Kirche einen besonderen Beitrag leisten konnte. Zwar war King erst 26 Jahre alt und erst seit einem Jahr Pastor, aber er hatte sich bereits eine gewisse Reputation als Kundgebungsredner und Befürworter der Bürgerrechte erworben. Bei seinem Amtsantritt hatte King in der Dexter-Kirche ein Social and Political Action Committee (Sozialpolitisches Aktionskomitee) gegründet, um die Kirchengemeinde politisch zu beteiligen und Informationen zu verbreiten. Robinson war Freiwillige im Komitee, ebenso wie die Gründerin der WPC, Mary Fair Burks, sowie Rufus Lewis, ein früherer Football-Trainer und Besitzer eines Beerdigungsinstituts, der in den späten vierziger Jahren den Citizens Club (Bürger-Club) aufgebaut hatte, um Schwarze bei der Einschreibung in die Wählerlisten zu unterstützen.

Kings Vorgänger an der Dexter-Kirche, der redegewandte und kämpferische Vernon Johns, hatte King vor der Selbstzufriedenheit einiger Mitglieder der Kirchengemeinde gewarnt, als sich beide 1954 im Haus von Ralph Abernathy, einem weiteren jungen Baptistenprediger aus Montgomery, getroffen hatten. Obwohl King bald einen positiveren Eindruck vom Zustand der Kirchengemeinde bekommen sollte, nahm er sich Johns Rat zu Herzen: „Jedes Individuum, das sich freiwillig der Ungerechtigkeit beugt, verdient eigentlich nicht mehr Gerechtigkeit.“ Mit der Ermutigung von Abernathy, der zu seinem lebenslangen Freund wurde, nahm King bald Verbindung zu den NAACP-AktivistInnen in der Gegend auf. Im Juni 1955 akzeptierte er die Einladung, auf einer Kundgebung der Ortsgruppe von Montgomery eine Rede zu halten, und Rosa Parks schrieb mit, als er ausrief: „Jim Crow liegt auf dem Sterbebett, aber der Kampf ist noch nicht gewonnen!“

Rosa Parks und E.D. Nixon waren besonders von Kings Warnung vor einer „Gefahr der Selbstzufriedenheit“ unter den Schwarzen beeindruckt. Gleich danach lud Rosa Parks King zur Beteiligung am Exekutivkomitee der Ortsgruppe ein. (3)

Ende 1955 hatte King bereits Aufforderungen dazu erhalten, Vorsitzender der Ortsgruppe zu werden; so war es kaum überraschend, dass einige OrtsbewohnerInnen seine Beteiligung beim entstehenden Boykott befürworteten. Aber King zögerte. Nur wenige Wochen vor Rosa Parks Verhaftung war sein erstes Kind geboren worden; und zusammen mit Coretta Scott King dachte er, er müsse als Pastoren-Neuling mit erst vor kurzem bestandenem Examen mehr Zeit der Kirchenarbeit widmen. Durch seine entschlossene Befürwortung der Bürgerrechte hatte sich King jedoch bereits Respekt erworben. E.D. Nixon war der Meinung, dass er als früherer Gepäckträger keine geeignete Respektsperson als Sprecher der Boykottbewegung abgeben würde, und er betrachtete King als redegewandten Sprecher, der es mit den weißen SegregationistInnen aufnehmen konnte.

„Ich wusste immer, dass dieser Kampf eines Tages einen Punkt erreichen würde, an dem redegewandtere Leute wichtige Aufgaben übernehmen mussten, wenn wir Erfolg haben sollten“, sagte Nixon später einem Freund. „Darum habe ich auf diesen jungen Pastor Martin Luther King ein Auge gerichtet.“

Als sich die afro-amerikanischen OrganisatorInnen am Nachmittag des 5.12.1955 zur Gründung des MIA trafen, hatte der Boykottaufruf bereits fast alle schwarzen BusbenutzerInnen davon überzeugt, die Busse zu boykottieren. Weil King erst seit kurzem in Montgomery war, erforderte seine Wahl zum Sprecher den Einfluss und die Unterstützung anderer, etwa der Person, die ihn als Kandidaten vorstellte, Rufus Lewis, Mitglied des Dexter Social and Political Action Committee. Lewis sollte später eine wichtige Rolle bei der Organisierung des Transportsystems per Privatautos übernehmen, das dazu beitrug, den Boykott so lange durchhalten zu können (fast ein Jahr, d.Ü.).

Dass King den Boykott nicht initiiert hat, mindert nicht seine weitere Rolle als inspirierender Sprecher, der die Ziele der Bewegung mit übergeordneten moralischen und demokratischen Prinzipien verbinden sollte. Er hatte nur zwanzig Minuten Zeit, um als 26-Jähriger seine erste wichtige Rede auf der ersten Massenversammlung der MIA zu halten, und brachte diese Prinzipien mit beeindruckender Rhetorik zum Ausdruck: „Wenn wir falsch liegen, liegt das Oberste Gericht dieser Nation falsch. Wenn wir falsch liegen, liegt die Verfassung der Vereinigten Staaten falsch. Wenn wir falsch liegen, liegt Gott der Allmächtige falsch. Wenn wir falsch liegen, war Jesus von Nazareth nur ein utopischer Träumer, der niemals auf Erden gewandelt ist.“ (4)

Eine Basisbewegung

Aber Kings hervorgehobene Position beinhaltete mehr als begeisternde Redekunst. Er war sich über seine eigenen Grenzen und Zweifel im Klaren. (…) „Die Anführer konnten nichts von oben bestimmen“, kommentierte eine Aktivistin. Und King selbst bemerkte auf einer MIA-Kundgebung: „Ich will, dass ihr wisst: Auch wenn M.L. King nie geboren worden wäre, hätte diese Bewegung ebenfalls so stattgefunden.“ (5)

Auch als King Befürworter der gandhianischen Prinzipien der Gewaltfreiheit wurde, war ihm bewusst, dass er nur einer von vielen OrganisatorInnen der Montgomery-Bewegung war.

Im Februar 1956 klagten die Behörden des Bundesstaates Alabama King und 88 andere MIA-AktivistInnen wegen Verschwörung gegen gesetzeskonforme Wirtschaftsunternehmen an. Der Prozess gegen King fand im folgenden Monat statt, und gegen seine Verurteilung ging er in Berufung, noch bevor der Prozess gegen die anderen Angeklagten auch nur begonnen hatte.

Der schließliche Erfolg des Boykotts resultierte nicht nur aus der Standfestigkeit der MIA-Mitglieder, sondern auch aus der Hartnäckigkeit der RechtsanwältInnen, welche die Bus-Segregation vor Gericht bekämpften. Clifford Durr arbeitete eng mit dem schwarzen Anwalt Fred Gray zusammen, um Rosa Parks vor Gericht zu verteidigen, und sie berieten später auch die NAACP-AnwältInnen, die im Falle Browder gegen Gayle im Jahre 1956 erstmals ein Urteil gegen die gesetzliche Legitimation der Segregation in den Bussen von Montgomery erzielen konnten, wodurch das Ziel des Boykotts erreicht wurde. Claudette Colvin, die Teenagerin, deren ursprünglicher Verweigerungsakt das Nachdenken über eine Boykottbewegung ausgelöst hatte, war eine der Klägerinnen in diesem Fall. Als King im November 1956 die Nachricht erreichte, dass der Oberste Gerichtshof gegen die Segregation in Bussen entschieden hatte, war die MIA vor Ort gerade mit einer gerichtlichen Verfügung konfrontiert, welche das alternative Transportsystem per Privatautos für rechtswidrig erklärte. King erinnerte sich: „Die dunkelste Stunde unseres Kampfes wurde zur Stunde des Sieges.“ (6)

Wie in der ersten Nacht des Boykotts war King am besten fähig, die historische Bedeutung des Boykotts auch an seinem Ende zu erfassen. „Wir konnten uns kaum vorstellen, eine Bewegung auszulösen, die internationale Bedeutung erlangen würde“, erklärte er auf einem MIA-Treffen von AktivistInnen in den Südstaaten im Dezember 1957. Die Bewegung von Montgomery, proklamierte King, „klingt in den Ohren von Menschen in allen Ländern nach (…). Sie versetzt die Vorstellungswelt der Unterdrücker in Erstaunen und bringt sie ins Wanken, während sie wie ein funkelnder Stern der Hoffnung am Mitternachtshimmel der Unterdrückten aufscheint.“ (7)

(1) Martin Luther King, Jr., "MIA Mass Meeting at Holt Street Baptist Church", in: Clayborne Carson et al. (eds.): The Papers of Martin Luther King, Jr., Vol. III, Birth of a New Age, Dec. 1955 - Dec. 1956, Univ. of California Press, Berkeley 1997, S. 74.

(2) Ebenda, S. 73.

(3) Die Mitschrift von Rosa Parks wird zitiert in: Introduction, Carson et al. (eds.): The Papers of M.L. King, Vol. II: Rediscovering Precious Values, July 1951 - Nov. 1955, Berkeley 1994, S. 36; Brief Parks an King vom 26.8.1955, in: Papers II, S. 572.

(4) Clayborne Carson & Kris Shepard (eds.): A Call to Conscience: The Landmark Speeches of Dr. Martin Luther King, Jr., Warner Books, New York, S. 10.

(5) Mitschrift über die MIA-Versammlung in der Ersten Baptistenkirche durch Willie Mae Lee, 30.1.1956, in: Carson et al. (eds.): Papers III, S. 114.

(6) King, zit. nach Carson (ebd.): Autobiography of Martin Luther King, Jr., S. 94.

(7) King: Some Things We Must Do, Rede an der Holt Street Baptist Church, 5.12.1957, in: Clayborne Carson et al. (eds.): Papers IV: Symbol of the Movement, Jan. 1957 - Dec. 1958, Berkeley 2000, S. 329.

Anmerkungen

Clayborne Carson ist Leiter des M.L. King Papers Projekt, auf 14 Bde. angelegte Gesamtausgabe aller Schriften, Reden und Interviews von M.L. King, bisher sind fünf Bde. erschienen (Übersetzung von Lou Marin aus Organization of American History: Magazine of History, Special issue on Martin Luther King, Jr., Vol. 19, Nr. 1, January 2005, S. 13ff., leicht gekürzt). Siehe auch das 2004 im Verlag Graswurzelrevolution erschienene Werk von Clayborne Carson: Zeiten des Kampfes. Das Student Nonviolent Coordinating Committee (SNCC) und das Erwachen des afro-amerikanischen Widerstands in den sechziger Jahren, Bestellung über www.graswurzel.net