editorial

Editorial

| Bernd Drücke (GWR-Koordinationsredakteur)

Liebe Leserinnen und Leser,

der Bericht der Bundeswehr zum Inlandseinsatz ihrer SoldatInnen während des G8-Gipfels 2007 ist „nur für den Dienstgebrauch“ bestimmt. Tornados überfliegen DemonstrantInnen, Feldjäger bereiten sich auf die Aufstandsbekämpfung vor, Überwachungspanzer kontrollieren Fahrzeug- und Personenbewegungen, Krankenhäuser werden zum Teil zu Militärbereichen, …

Die DFG-VK hat jetzt dafür gesorgt, dass die militärischen Verharmlosungen zu einigen Teilen dieses Militäreinsatzes nachgelesen und Abläufe nachvollzogen werden können. Sie hat den Bericht dokumentiert unter: http://www.dfg-vk.de/thematisches/heiligendamm2007/

Ein anderer Bundeswehreinsatz ist ein Schwerpunktthema dieser GWR: Der Krieg am Hindukusch.

„Mit der Entsendung des ersten Kampfverbandes in den Norden Afghanistans muss sich die Bundeswehr künftig auf gefährlichere Einsätze einstellen“, so heißt es in einer aktuellen AFP-Meldung. Deutschland übernimmt zum Sommer die Schnelle Eingreiftruppe von Norwegen. Nach Angaben des Spiegel plant die Regierung, den Afghanistaneinsatz auszuweiten. Statt der bisher 3.500 sollen künftig 4.500 BundeswehrsoldatInnen dort kämpfen. Der deutsche Verantwortungsbereich soll nach Westen ausgedehnt werden.

Die Bundeswehr und die anderen NATO-Truppen verschärfen den blutigen Kolonialkrieg gegen die Bevölkerung. Afghanische Feministinnen wie Malalai Joya kritisieren die NATO-Truppen und fordern: „Wir brauchen Hilfe, aber keine Besatzung“.

Die GWR beleuchtet die Pläne zur Ausweitung der Aufstandsbekämpfung in Afghanistan. Der immer noch von vielen Menschen akzeptierten Propaganda des vermeintlichen NATO-„Befreiungskampfes für die afghanischen Frauen“ stellen wir die bittere Realität gegenüber, in der die Afghaninnen heute leben müssen. Zudem zeigen wir Handlungsoptionen für eine globale antimilitaristische Bewegung auf.

Ausgerechnet zum Internationalen Frauentag 2008 verkündet jetzt die Zeitschrift beiträge zur feministischen theorie und praxis ihre offizielle Einstellung. Die Auflage dieses feministischen Organs ist von 3.000 Exemplaren vor 10 Jahren auf 600 gesunken. Für das ehrenamtlich arbeitende Redaktionsteam sei es „immer schwieriger geworden, Autorinnen zu gewinnen“. So verschwindet nach 30 Erscheinungsjahren eine der ältesten und besten Zeitschriften der autonomen Frauenbewegung. Dass damit der Feminismus aber nicht am Ende ist, zeigt das Interview, das wir mit Lea Susemichel, der Redakteurin des feministischen Magazins an.schläge, geführt haben (S. 1, 8 f.).

Sowohl die in der GWR 325 angefangene Auseinandersetzung mit dem Thema „Emissionshandel und kapitalistische Klimapolitik“ (S. 10 f.), als auch die Diskussion um das Bedingungslose Grundeinkommen wird weitergeführt (S. 17 f.).

Das Thema „Sterbehilfe/Euthanasie“ wurde bisher in der GWR eher vernachlässigt. Dass das nicht so bleiben muss, dafür sorgt vielleicht Heike Knops Artikel „Aufbruch in den selbstbestimmten Tod“ (S. 1, 7).

„2008 wird ein Jahr des Zivilen Ungehorsams“ (S. 6), darauf deuten auch die bereits durchgeführten direkten gewaltfreien Aktionen hin, z.B. gegen Militär und Atommafia. Einige davon haben wir in dieser Ausgabe dokumentiert: S. 4 f.

Freuen könnt Ihr Euch auch auf die nächsten Ausgaben. Dann werden u.a. auch bisher aus Platzgründen verschobene Artikel, Rezensionen und LeserInnenbriefe abgedruckt. In der GWR 328 werdet Ihr eine neue Ausgabe der gewaltfrei-libertären Jugendzeitung Utopia finden. Für die GWR 329 planen wir u.a. einen Schwerpunkt zum Thema „68“. Die Sommerausgabe GWR 330 wird sich u.a. intensiv mit dem Thema „Musik und Anarchie“ und der Olympiade in China beschäftigen.

Li(e)bertäre Grüße,