„Immer wenn sich die Gelegenheit ergibt, kann Onkel Paul nicht anders“, so der Titel einer Broschüre „zur Kampagne ‚Mißbrauch mit dem Mißbrauch'“. Ziel der Broschüre ist es, die Mißbrauch mit dem Mißbrauch-Kampagne zu durchleuchten, ProtagonistInnen und dahinter stehende Interessen aufzuzeigen.
Die Broschüre nennt Namen: der Arbeitskreis humane Sexualität (AHS) als eine wichtige Organisation, das ZEGG, die Sozialstation Menschen in Not, ein Dach über dem Kopf (SEM), die Interessen- und Schutzgemeinschaften unterhaltspflichtiger Väter und Mütter/Verband der Unterhaltspflichtigen (ISUV/VDU), um nur einige zu nennen.
Die Argumente der „Mißbrauch mit dem Mißbrauch“ (MdM)-Kampagne entpuppen sich schnell als brisante Mischung von Unterstellungen gegenüber den Mißbrauch aufdeckenden Frauen und Verharmlosung des Mißbrauchs an sich.
Zu den Zielen der ProtagonistInnen stellt die Autorin fest, daß die Kampagne „die Festigung der alten Machtstrukturen erreichen (will). In der MdM Kampagne werden die eigentlichen Opfer zu Tätern gemacht und die Täter zu Opfern. Es wird ein sexistisches Klima geschaffen, im Versuch, die Frauenbewegung zu schwächen, die Mißbrauch als Thema öffentlich machte und enttabuisierte.“
Aus einem ganz anderen Blickwinkel nähert sich eine andere Broschüre dem Thema. Von S.A.M.T. – einer radikalen Schwulengruppe aus Bremen – wurde eine Broschüre mit dem Titel „Pädophilie – sexualisierte Gewalt gegen Kinder“ herausgegeben, die sich aber aufgrund des „schwulen“ Blickes auf das Thema schwerpunktmäßig mit sexualisierter Gewalt gegen Jungen beschäftigt.
„Das Thema Pädosexualität wird sehr gegensätzlich einmal als Befreiungskampf pädosexueller Erwachsener und ihrer vermeintlichen Schützlinge, der Kinder, oder als sexualisierte Gewalt gegen Kinder dargestellt. Aber gerade der Verweis der Pädosexuellen auf die Schwulenbewegung in allen Bereichen war ein ausschlaggebender Grund, daß wir uns als Schwulengruppe mit dem Thema beschäftigt haben.“ – so S.A.M.T. in ihrer Einleitung. Dabei macht S.A.M.T. sehr deutlich, daß zwischen Schwulenbewegung und „Pädophilenbewegung“ keine Gemeinsamkeiten bestehen sollten und „Solidarität“ mit einer „verfolgten Minderheit“ hier mehr als fehl am Platze ist. „Durch das strukturelle Machtgefälle bei pädosexuellen Kontakten kann nicht von einer emanzipatorischen Bewegung gesprochen werden, sondern es handelt sich um sexualisierte Gewalt und Ausbeutung.“ (S.12)
Es ist erfreulich, gerade aus der Schwulenbewegung so deutliche Worte zu lesen, denn – wie in der Broschüre zur „Mißbrauch mit dem Mißbrauch“-Kampagne deutlich wird, fehlt es gerade hier häufig an Problembewußtsein, wenn z.B. geäußert wird, „Pädophile sind heute in der Lage, in der Homosexuelle vor 1972 waren.“ Ist noch mehr Verharmlosung überhaupt möglich?
Beide Broschüren wenden sich gegen eine Individualisierung sexualisierter Gewalt bzw. sexuellen Mißbrauchs: Sexualisierte Gewalt ist „eben nicht die Ausnahme, sondern wesentlicher Bestandteil des Patriarchats. … Sie dient der Sicherung des Zugriffs auf den Körper Schwächerer durch die Mächtigen, die damit ihre Bedürfnisse sichern und ihre Macht demonstrieren können. Folglich wird sie vor allem von Mänern ausgeübt. Hier handelt es sich also um verinnerlichte Strukturen und nicht um Gewalttaten Einzelner“, so S.A.M.T.
Die Broschüre „Immer wenn sich die Gelegenheit ergibt, kann Onkel Paul nicht anders“, kann gegen 3 DM plus 3 DM Porto in Briefmarken der per Scheck bestellt werden bei: Klytämnästra, c/o Jugendclub Courage, Bismarckstraße 40, 50672 Köln. Mengenrabatt ab 10 Exemplare.
Die Broschüre „Pädophilie – sexualisierte Gewalt gegen Kinder“ kann mit einem mit 3 DM frankierten Rückumschlag angefordert werden bei: S.A.M.T. – radikale Schwulengruppe, c/o Sielwallhaus, Sielwall 38, 28201 Bremen.