Beim Surfen im Internet bin ich Anfang 2008 zweimal kurz nacheinander der Britin Tracey Curtis über den Weg gelaufen.
Einmal auf der Liste von Anti-Kriegs-Liedern, die Bestandteil von Neil Youngs "Living With War"-Internet-Auftritt ist und heute fast 3.000 Einträge zeigt. Das andere Mal im Myspace-Freunde-Netzwerk von Chumbawamba, in dem Tracey ganz oben rangiert.
Ich hörte mir ihre Letters to Mr Bush an, und die anderen Songs, die sie bei Myspace eingestellt hat, und war sofort hingerissen. Eine klare, sanfte Stimme, die zu einer schnörkellosen akustischen Gitarre die Sache der Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit verficht, in Worten, die, obwohl gute englische Poesie, auch mir als Fremdsprachler meistens zugängig bleiben.
Wenn ich mir heute eine ihrer beiden CDs anhöre, finde ich es immer wieder frappierend, dass fast jede ihrer Melodien das Zeug zu einem Ohrwurm hat. Wenn die populäre Musik ein freier, und kein kapitalistischer Markt wäre, wäre Tracey wahrscheinlich schon ziemlich berühmt. Aber ihre Texte sind nie systemkonform. Sie zeugen von Empathie mit einer Obdachlosen am Piccadilly Circus, mit Knackis, denen die Schneeflocken vor dem Gitterfenster zum Inbegriff der Freiheit werden, oder mit ausgebombten Kindern im Irak. Sie sind dezidiert kämpferisch und sarkastisch, wenn etwa die Todesstrafe als olympische Disziplin besungen wird, in der China vor dem Iran und den USA die Goldmedaille ergattert, oder wenn Mythos und Wirklichkeit des Soldaten-Daseins miteinander konfrontiert werden. Sie sind entwaffnend offen, wenn Tracey über ihre Rolle als Mutter reflektiert oder die Ambivalenz des Neid-Gefühls besingt.
Als ich Tracey im August auf einem Festival in der Nähe von Kassel live sah und hörte, spürte ich gleich, dass diese Mischung aus einem entschieden libertären Standpunkt und einer gewissen neugierigen Unsicherheit authentisch zur Person der Künstlerin gehört. Sie entschuldigte sich dort öfter als nötig für das Kämpferische ihrer Songtexte, obwohl gerade dies - und namentlich das George-W.-Bush-Bashing - bei dem heterogenen Publikum gut ankam. An jenem Abend entstand die Idee zu dem nachfolgenden Interview.
Graswurzelrevolution (GWR): Dies ist ein Interview für eine anarchistische Zeitung. Deswegen möchte ich dich gleich zu Beginn fragen, was der Begriff „Anarchie“ für dich bedeutet. Inwiefern würdest du dich selbst als Anarchistin bezeichnen?
Tracey Curtis: Ich mag es eigentlich nicht, mich als irgendetwas zu etikettieren, aber ich nehme an, dass das Wort „Anarchistin“ mich politisch am besten beschreiben würde. Ich wünschte mir, in einer Welt zu leben, wo niemand Macht über irgendjemand anderen hat; wo alle gleich sind und Menschen- und Tierrechte respektiert werden.
GWR: In deinem Lied Miners Against Fascism („Bergleute gegen Faschismus“) feierst du die Solidarität unter sozialistischen, kommunistischen und anarchistischen ArbeiterInnen im Amman Valley, wo du lebst. Gibt es denn heute eine nennenswerte anarchistische Bewegung in dieser Region, oder allgemeiner, in Wales? Und hat dich diese ArbeiterInnenbewegung bei der Entwicklung deines politischen Bewusstseins beeinflusst?
Tracey Curtis: Ich wünschte, ich könnte sagen, dass es heutzutage eine nennenswerte anarchistische Bewegung im Amman Valley gäbe, aber leider ist dem nicht so. Es gibt hier so viel Apathie! Ich bin sicher: Die Männer und Frauen, die so schwer für die ArbeiterInnenrechte gekämpft haben und die in den spanischen Bürgerkrieg gezogen sind, um die Faschisten zu bekämpfen, wären am Boden zerstört, wenn sie sehen könnten, wie die Dinge jetzt liegen.
Wenn wir jedoch Wales im Ganzen betrachten, sieht es nicht so schlecht aus. Es gibt einige großartige AktivistInnen und anarchistische Gruppen rund um Cardiff und Newport, und Aberystwyth ist ebenfalls eine ziemlich aktive Gegend.
Ich bin sicher, dass es auch noch kleinere Gruppen von Gleichgesinnten überall in Wales gibt.
Die ArbeiterInnenbewegung im Amman Valley hat meine politische Bewusstseinsentwicklung nicht beeinflusst, weil ich hier erst seit elf Jahren lebe. Als Kind habe ich den Bergarbeiterstreik mitbekommen, aber ich war zu der Zeit ziemlich jung und das meiste ging über meinen Verstand. Aber ich hatte als Kind und Heranwachsende immer einen starken Sinn für Gerechtigkeit, und ich merkte intuitiv, dass bestimmte Dinge falsch oder sinnlos waren – z.B. die Todesstrafe oder das Töten und Essen von Tieren -, aber erst als ich älter war, formten sich diese Gedanken und Gefühle zu festen politischen Überzeugungen.
GWR: Glaubst du, es gibt eine besondere anarchistische Herangehensweise an die Musik? Zum Beispiel meine ich, dass der amerikanische Avantgarde-Komponist John Cage die Musik von allen Regeln befreien wollte, die sie bis dahin strukturiert hatten. Verglichen mit solchen avantgardistischen Ansätzen klingt deine eigene Musik ziemlich konventionell bezüglich der Harmonie, Rhythmik usw.
Tracey Curtis: Kann sein, dass meine Musik konventionell klingt, aber ich habe tatsächlich eine anarchistische Herangehensweise an die Musik. Ich bin nicht klassisch ausgebildet und ich folge nicht irgendwelchen besonderen Regeln, was das Schreiben betrifft. Ich sage immer, was ich sagen will, und ich versuche, lyrische Klischees zu vermeiden. Und bezüglich der Musik: Einige meiner Songs haben keinen ‚richtigen‘ Refrain (Letters to Mr Bush, Rosa’s Happy Song, Bristol Museum …), und ich greife nie auf bewährte Akkord-Strukturen zurück.
Vielleicht klingt es nicht so, aber ich versuche immer mich anzustrengen, um musikalisch etwas Neues auszuprobieren. Harmonien verwende ich, weil ich sie liebe, und ich liebe die Art, wie sie Teile eines Songs abheben.
Für mich ist Musik-Schreiben wie Malerei. Als ich jünger war, habe ich eine Kunsthochschule besucht, und da hatte ich einen großartigen Lehrer.
Eine der Sachen, die er mir beibrachte, war: „Jeder Strich, den du mit deinem Pinsel machst, sollte wohlüberlegt sein.“ So gehe ich auch ans Songschreiben heran. Wenn meine Lieder einfach und konventionell klingen, dann ist das vielleicht gut, denn schließlich lässt ein guter Akrobat das Laufen hoch oben auf dem Seil mühelos aussehen!
GWR: Deine musikalische Karriere hast du als Sängerin der Punk-Band Shelley’s Children begonnen. Nach deiner „Baby-Pause“, die du ein paar Jahre genommen hast, um deine vier Töchter großzuziehen, hast du als Folk-Sängerin weitergemacht. Vom Punk zum Folk – das scheint die Entwicklung von Chumbawamba widerzuspiegeln (die unseren LeserInnen recht vertraut sind und mit denen du auch schon auf verschiedene Weise zusammengearbeitet hast).
Lässt sich daran ein Trend in der linken Agit-Prop-Musik in Großbritannien ablesen? Deutet sich darin ein Wechsel der Zielgruppen an? Oder ist das, in deinem Fall, Ausdruck der Veränderungen in deiner Familien-Situation – mit anderen Worten: Ist deine Rolle als Mutter unvereinbar mit Punk?
Tracey Curtis: Als erstes muss ich sagen, dass ich tatsächlich eine zehnjährige Baby-Pause genommen habe, nicht nur „ein paar Jahre“. Was diese Punk-Folk-Geschichte betrifft: Ich habe nie irgendetwas mit einem besonderen Genre im Kopf geschrieben.
Ich schreibe einfach. Solange ich in einer Punk-Band war, schrieb ich Songs trotzdem auf meine Art – die einzige Art, wie ich schreiben kann. Wenn diese Songs dann von einer Punk-Band gespielt wurden, hörten die Leute sie und nahmen sie als „Punk-Songs“ wahr. Meine Art, Songs zu schreiben, hat sich nur insoweit verändert, wie sich jedeR KünstlerIn im Lauf der Zeit verändert – ein allmähliches Reifen, das Jahre des Lernens über sich selbst und über die Welt widerspiegelt.
Ich glaube, heute werden meine Lieder „Folk-Songs“ genannt, weil ich sie mit einem akustischen Instrument spiele.
Auf gar keinen Fall würde ich sagen, dass meine Rolle als Mutter unvereinbar mit Punk ist. Und überhaupt: Punk ist eine Art geistiger Verfassung und hat nicht unbedingt was mit den Klamotten zu tun, die du trägst, oder mit der Musik, die du spielst.
Ich spiele heute akustische Musik, teils weil ich eine akustische Gitarre besitze. Als ich vor ein paar Jahren wieder anfing zu schreiben und zu spielen, habe ich immer nur gedacht, das sei etwas für die Freizeit; ich hatte keine Ahnung, dass ich dabei landen würde, Gigs zu spielen Britannien rauf und runter, und sogar in Europa! Wenn ich eine Punk-Band im Haus hätte, dann würde ich vielleicht Punk spielen! Aber ich muss sagen, ich mag die Dinge so, wie sie jetzt sind; ich finde es gut, wenn ich beim Schreiben und beim Touren nur auf mich selbst Rücksicht nehmen muss. Ich habe die Freiheit, meine eigene Auswahl und meine eigenen Entscheidungen zu treffen.
GWR: Wie beeinflussen denn deine Kinder deine politische und musikalische Agenda? Und gibt es heutzutage für dich eine Grenze zwischen der privaten und der politischen Sphäre?
Tracey Curtis: Ich glaube nicht, dass es meine politische Agenda besonders beeinflusst hat, dass ich Kinder habe. Obwohl ich sagen würde, Kinder zu haben, hat mir eine intensivere Aufmerksamkeit für das Leiden anderer vermittelt. Wenn ich jetzt Bilder von Kindern, Müttern und Vätern sehe, die leiden, kann ich mir meine eigenen Kinder leidend vorstellen und kann mich in die Eltern einfühlen.
Wenn du Kinder hast, bist du natürlich besorgt über die Welt, in der sie leben, aber ich war schon immer besorgt über die Welt und über die Art, wie Menschen sie langsam zerstören.
Was die Musik betrifft, glaube ich, mit Kindern habe ich mehr, worüber ich schreiben kann, und andererseits weniger Zeit, es zu schreiben. Kinder stellen einem die ganze Zeit Fragen, und es gibt Dinge, die habe ich immer als selbstverständlich genommen, und plötzlich muss ich darüber nachdenken. Ich lerne die Welt noch mal ganz neu durch die Augen meiner Kinder kennen.
Ich glaube, für mich gibt es keine Grenze zwischen der privaten und der politischen Sphäre. Ich schreibe die Songs, die ich schreibe, weil ich an sie glaube, und so versuche ich auch, mein Leben zu leben.
GWR: Lass uns über einige Besonderheiten deiner Texte sprechen. In deinem Lied über Erziehung, I should have kept it simple, illustrierst du die Schwierigkeiten beim Versuch, Kinder gut zu lehren, mit astronomischem Lernstoff.
Auch in If the Moon could talk taucht wieder eine kosmologische Perspektive auf. Ist dies nur konventionelle („abgedroschene“, wie ein Kritiker geschrieben hat) poetische Bildsprache, oder „dezentrierst“ du die Erde, um Machtzentren zu delegitimieren? Oder was bedeutet es sonst?
Tracey Curtis: Als ich I should’ve Kept It Simple und If The Moon Could Talk schrieb, benutzte ich ganz sicher keine konventionelle poetische Bildsprache!
Die kosmische Perspektive zu verwenden, ist eine effektive Art, sich selbst daran zu erinnern, wie winzig wir in dem großen Ganzen sind und wie leicht wir uns in Sachen verheddern, die eigentlich nicht wichtig sind. Deshalb, auf einer Ebene: Ja, dies ist ein Song für meine Kinder, über die Schwierigkeiten, die mir als Mutter begegnen, wenn ich mich bemühe – manchmal vergeblich -, alle ihre Fragen zu beantworten, die auftauchen, während sie ihren Weg in die Welt finden.
Aber auf einer anderen Ebene ist es ein Song für uns alle. Die Welt ist ein Ort, in dem es manchmal sehr schwer ist zu leben, aber sie hat auch eine bewundernswerte Einfachheit: die Sonne auf- oder untergehen sehen; Herbstlaub betrachten, wie es die Farben ändert und fällt; die Luft nach einem Regenschauer riechen oder den Schneefall beobachten.
Wie oft halten wir inne und nehmen uns die Zeit, all diese Dinge wertzuschätzen?
Wenn ich zum Himmel hochschaue und den Mond sehe, erinnert es mich immer daran, wie winzig ich bin und wie unermesslich das Universum ist, und ich frage mich dann wirklich, was der Mond sagen würde, wenn er sprechen könnte. Wir sind alle so winzig, aber wir haben so viel Potenzial. Wenn wir zur Kenntnis nehmen, wie klein wir sind, heißt das nicht, dass wir nichts tun sollten!
GWR: In deiner hervorragenden Anti-Nationalhymne I Won’t Wear the Union Jack hast du den Ausdruck geprägt: „Die meisten Leute haben gute Sachen zu sagen / Aber sie haben aufgegeben zu versuchen, gehört zu werden“. Nun, ich habe so viele Leute so viel dummes Zeug reden hören, dass ich dich fragen muss, ob diese optimistische Einschätzung speziell für Wales gilt, oder für Großbritannien? Oder andernfalls: Wie können Menschen gelehrt werden, in sich selbst jene guten Dinge zu finden, die sie zu sagen haben? So dass sie nicht länger Mist von sich geben müssen?
Tracey Curtis: Diese Frage liebe ich, sie bringt mich zum Lachen! Du hast völlig Recht; viele Leute geben Mist von sich! Was ich meinte, als ich I Won’t Wear The Union Jack schrieb, war die elementare Güte und das elementare Verlangen, gerecht zu handeln, die alle Menschen, wie ich glaube, in sich haben, auch wenn das tief verschüttet sein kann. Und dann gibt es auch die Leute, die nicht so tief in sich graben müssen, die sich bewusst sind, was in ihrer Gegend und auf der Welt passiert, aber die sich nicht länger abmühen, viel darüber zu sagen oder dagegen zu tun, entweder weil sie glauben, dass man sie nicht hört, oder aufgrund der allgemeinen Apathie, inmitten derer sie aufgewachsen und in der sie nun versunken sind. Ich hoffe, dass das Sinn ergibt.
GWR: Ich glaube, es gibt einen Punkt auf deiner Agenda, wo du nicht auf die Zustimmung von jedem einzelnen Anarchisten / jeder einzelnen Anarchistin rechnen kannst. Das ist der Punkt des Vegetarismus und des Veganismus, den du ja schon angesprochen hast. Viele Menschen (auch ich selbst) glauben, dass – obwohl es notwendig ist, Grausamkeit gegenüber Tieren zu bekämpfen – dies nicht bedeutet, dass man keine essen darf. Nichtsdestoweniger hat mich dein Vegetarier-Song Leonardo, Percy, Leo and Albert beeindruckt. Aber dann machst du in The Vegan Police den übertriebenen Eifer mancher VeganerInnen zum Gegenstand deiner Ironie. Inwieweit ist Vegetarismus grundlegend für dein politisches Denken?
Tracey Curtis: Tierrechte sind ein komisches Thema, nicht? Ich singe ziemlich glücklich vor jedem Publikum über Menschenrechte, aber wenn es um die Rechte von Tieren geht, finde ich mich selbst manchmal gehemmt und darüber besorgt, ob das Publikum denkt, dass ich predige, oder ob ich selbstgerecht rüberkomme. Ich sollte mich darüber nicht sorgen, das ist lächerlich, und ich frage mich, warum ich es trotzdem tue.
Wenn jemand RassistIn ist oder sich an der Ausbeutung von Menschen beteiligt, sage ich sofort meine Meinung, aber wenn ich mit jemand zusammen bin, der Fleisch kauft oder isst, respektiere ich aus irgendeinem Grund dessen Entscheidung und sage nichts; und doch sind die Rechte von Tieren etwas, worüber ich leidenschaftlich empfinde. Um ehrlich zu sein: Ich versuche immer noch, das zu kapieren.
Mit 15 wurde ich Vegetarierin, und heute bin ich Veganerin. Ich sehe keinen großen Unterschied zwischen Leiden und Ausbeutung von Menschen und von Tieren. Fleisch zu essen und Milch zu trinken, verursacht Elend, Schmerz und Tod. Welches Recht habe ich, das Leben eines anderen Wesens, egal welcher Spezies, wegen des Fleischs zu nehmen, wenn ich ohne dieses gesünder leben kann? Töten macht für mich einfach keinen Sinn.
GWR: Ich verstehe, was du meinst. Aber singst du nicht auch I Used to Want to Be the Cat? Ich liebe diesen Text sehr! Als Katze würdest du aber vermutlich dabei landen, Mäuse zu essen. Gehört das nicht auch zur Natur?
Tracey Curtis: Ja, ich singe I Used To Want To Be The Cat, aber zu der Zeit, als ich die Katze sein wollte, war ich erst ungefähr acht Jahre alt und habe vermutlich wenig Aufmerksamkeit auf die Frage des Speisezettels der Katze verwandt.
Selbstverständlich liegt es in der Natur der Katze zu töten, und das gilt auch für viele andere Tiere. Das ist Instinkt.
Als menschliche Wesen haben wir das große Glück, dass wir die Fähigkeit besitzen, Vernunft, Voraussicht und Mitgefühl zu gebrauchen.
Wir müssen nicht impulsiv handeln – wir haben die Wahl. Ich glaube nicht, dass es zu unseren Instinkten gehört, Vieh zu töten und zu essen. Wir können alle Eiweiße, die wir brauchen, von anderen Quellen bekommen, und außerdem ist die Umweltbelastung durch die ausgedehnte landwirtschaftliche Tierhaltung enorm.
GWR: Im August hast du auf dem „Fest der leisen Töne“ in einem Wald in der Nähe von Kassel gespielt. Was für eine Erfahrung ist es für eine walisische radikale Folk-Künstlerin, in Deutschland aufzutreten?
Tracey Curtis: Ich bin nicht wirklich walisisch. Ich komme aus England, aber ich lebe seit elf Jahren in Wales, und drei meiner Kinder sind Waliserinnen.
Ich habe es genossen, diesen Sommer in Deutschland zu spielen. Das Land ist schön, und ich fand die Leute so freundlich. Es bedeutet mir eine Menge, gebeten zu werden, meine Songs in einem anderen Land zu spielen, und es ist ermutigend, das Publikum bei offen politischen Songs wie If the Death Penalty Were an Olympic Sport oder Letters to Mr Bush jubeln zu hören. Das zeigt mir, dass es überall auf der Welt gleichgesinnte Leute gibt.
Dasselbe Gefühl habe ich bei MySpace, wenn Menschen aus der ganzen Welt Kontakt aufnehmen. Ich hoffe, in der Zukunft öfter in Europa spielen zu können. Tatsächlich bin ich gebeten worden, nächstes Jahr wieder beim „Fest der leisen Töne“ aufzutreten, darauf freue ich mich schon.
GWR: Ist ein neues Album in Sicht? Auf der Glastonwick-2008-Internet-Seite heißt es, du hättest gerade einen „großen Plattenvertrag“ unterzeichnet. Was wird der uns – musikalisch und poetisch – bringen?
Tracey Curtis: Es wird ein neues Album geben, aber im Moment weiß ich nicht genau, wann. Ich habe ziemlich viele neue Songs, die noch nicht aufgenommen sind, aber ich habe auch ein neues Album, das früher in diesem Jahr aufgenommen wurde und das von Boff und Neil von Chumbawamba produziert wurde; es enthält die besten Lieder von meinen vorigen beiden Alben.
Der Grund, dieses Album zu machen, liegt darin – wie du in deiner Frage erwähnt hast -, dass ich vor ungefähr einem Jahr dabei war, einen Vertrag mit einem großen Plattenlabel zu unterschreiben. Dieses Label wollte meine besten Songs auf einem neuen Album zusammenfassen und in ganz Europa vermarkten. Wie sich herausstellte, war der Deal nicht wirklich angemessen für mich. Ich glaube, ich wäre nicht glücklich geworden mit dem, was man von mir verlangte. Dummerweise bedeutet das, dass ich noch immer ein wunderbar produziertes Album habe, das auf seine Veröffentlichung wartet – aber keine Plattenfirma. Aber davon lass ich mich nicht beunruhigen; ich bin sicher, das richtige Label wird eines Tages vorbeikommen, und bis dahin ist die wichtigste Sache für mich, weiter Songs zu schreiben und Gigs zu spielen.
I won’t wear the Union Jack
I’d like to say I’m proud to be British, but I’m not
But I love the town I come from and the place that I grew up
Most of the people have good things to say
But they’ve given up trying to be heard
I’ve been reading John Pilger in the Morning Star
It doesn’t matter where you’re from, but who you are
And I can’t be proud of a country that’s causing pain
And we’ve done it again and again
I love our rivers, our coastline, what’s left of our green
But I won’t wear the Union Jack or sing „God save the queen“
I’d like to say I’m proud to be human, but I’m not
Cause all that we discover, we destroy
And I know if we found life on Mars, we’d take that too
And we do it again and again
I’d like to say I’m proud to be British, but I’m not
But I love the town I live in now
Most of the people have good things to say
But they’ve given up trying to be heard
I love our rivers, our coastline, what’s left of our green
But I won’t wear the Union Jack or sing „God save the queen“
I love our rivers, our coastline, what’s left of our green
But I won’t wear the Union Jack or sing „God save the queen“
I love our rivers, our coastline, what’s left of our green
But I won’t wear the Union Jack or sing „God save the queen“
Diskographie
- 2004: If the Moon Could Talk (UNLaBEL006)
- 2006: Picture Postcards (IRR065)
Bezugsmöglichkeiten für diese CDs finden sich auf Traceys Myspace-Seite: http://profile.myspace.com/index.cfm?fuseaction=user.viewprofile&friendid=81362054
Dort kann man auch fünf ihrer Lieder anhören.