editorial

Klassenjustiz

| Bernd Drücke (GWR-Koordinationsredakteur)

Liebe Leserinnen und Leser,

es gibt Gerichtsentscheidungen, die ein Licht auf die hiesige Gesellschaftsstruktur werfen. Wenn z.B. ein Topmanager und Multimillionär – nennen wir ihn Zumwinkel – einen Millionenbetrag unterschlägt und dafür de facto nicht belangt wird, weil er nach Ansicht des Gerichts Reue zeigt.

Ein anderer Fall: Aufgrund der angeblichen Unterschlagung von zwei Leergutbons im Wert von 1,30 Euro wurde die Kassiererin Barbara E. von der Supermarktkette Kaiser’s fristlos entlassen. Nun unterlag sie auch in zweiter Instanz vor dem Berliner Landesarbeitsgericht. Die engagierte Gewerkschaftsaktivistin hat 31 Jahre zum üblichen Dumpinglohn gearbeitet. Dass Kaiser’s diese unbequeme Mitarbeiterin auf so üble Art los zu werden versucht, ist nicht ungewöhnlich. Dass das Gericht dann im Sinne des ausbeuterischen „Arbeitgebers“ handelt, ist ebenfalls gängige Praxis. Das ist Klassenjustiz! Dagegen hilft ein Boykott von Kaiser’s, eine solidarische Gewerkschaftsbewegung von unten. Und Sabotage!

Letzeres ist ein Thema dieser GWR: Mag Wompel plädiert in ihrem Artikel für eine alltägliche Blockade der Unternehmens- und Wirtschaftsziele (S. 3).

Zudem steht bis zum 5. April eine weitere Blockade auf unserer Agenda. Der NATO-Gipfel, auf dem die Kriegsherren und Kriegsdamen „60 Jahre NATO“ in Straßburg und Kehl feiern wollen (vgl. GWR 336 & GWR 337), wird nicht ungestört bleiben. Es wird gewaltfreie Aktionen und am 4. April eine Großdemo in Straßburg geben. Zeigen wir diesem Kriegsbündnis, was wir wollen: NO WAR – NO NATO!

Antikapitalistische und antimilitaristische Grüße,