Editorial

Die Maßnahmen

Die Faulen werden geschlachtet
Die Welt wird fleißig
Die Hässlichen werden geschlachtet
Die Welt wird schön
Die Narren werden geschlachtet
Die Welt wird weise
Die Kranken werden geschlachtet
Die Welt wird gesund
Die Traurigen werden geschlachtet
Die Welt wird lustig
Die Alten werden geschlachtet
Die Welt wird jung
Die Feinde werden geschlachtet
Die Welt wird freundlich
Die Bösen werden geschlachtet
Die Welt wird gut

Erich Fried

Liebe Leserinnen und Leser,

die weltpolitische Lage schlägt aufs Gemüt. Und bei einigen (auch) Linken vernebelt die permanente Kriegspropaganda, mit der uns die Medien bombardieren, den Verstand. So schreibt Tjark Kunstreich in der konkret (November 2001) folgendes: „Dabei leisten die Taliban dem Weltmarkt keinen Widerstand, im Gegenteil, sie haben die afghanische Bevölkerung seinem anarchistischen Diktat schutzlos unterworfen, indem sie den Staat zerstörten und seine Staatsbürger – vor allem: seine Staatsbürgerinnen – zu staatenlosen Flüchtlingen auf dem eigenen Territorium machten. Sie profitieren als Bande von dieser Anarchie wie andernorts die UCK.“ (S. 41)

Dass es ein „anarchistisches Diktat“ gar nicht geben kann, dass Anarchie nicht „Chaos und Terror“, sondern eine herrschaftsfreie, gewaltlose Gesellschaft ist, die von AnarchistInnen angestrebt wird, das können wir immer wieder betonen. Autoritär strukturierte Etatisten wie Kunstreich und Co. werden trotzdem weiter diffamierend „die Anarchie“ als Schmähbegriff missbrauchen. Dass Anarchismus eine lebendige soziale Bewegung und funktionierende Organisationsform ist, beweist auch die fast 30jährige Geschichte der Graswurzelrevolution, die immer noch basisdemokratisch – von unten – organisiert und ihren Ideen treu geblieben ist.

Mit li(e)bertären Grüßen,

P.S.: Im GWR 262-Editorial ist mir ein Fehler unterlaufen. Während der Angriffe der USA und ihrer Alliierten starben Anfang 1991 ca. 200.000, in Folge des Embargos gegen den Irak seitdem ca. 1.000.000 IrakerInnen.