Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

während des Graswurzelrevolution-HerausgeberInnentreffen am 5./6. Oktober haben wir uns Gedanken gemacht, wie und ob es mit der türkisch-deutschen Otkökü (türk.: Graswurzel) weitergehen könnte. Dazu demnächst mehr. Interessant ist auf jeden Fall, wie der Soziologe Manfred Horn in seiner Diplomarbeit über „Deutsch- und türkischsprachige Print- und Hörfunkmedien in der Bundesrepublik Deutschland zwischen Kulturvermittlung und sprachlichem Pragmatismus“ (Uni Bielefeld, Juni 2002) auch ausgiebig die Otkökü analysiert hat. In Auszügen ist das Werk nachzulesen auf unserer Homepage.

Noch mehr gute Nachrichten?

Bitte sehr:

Das §129a-Ermittlungsverfahren gegen GWR-Mitarbeiter aus Süddeutschland (vgl. GWR 260) wurde im Oktober 2002 – nach zwei Jahren! – eingestellt.

Auch GWR-Autor Jan Stehn bleibt auf freiem Fuß. Die Erzwingungshaft gegen ihn wurde aufgehoben, nachdem viele Leute einen Euro unter dem Stichwort „Versammlungsfreiheit für Jan Stehn“ (vgl. GWR 272) überwiesen hatten. Die Aktion war ein voller Erfolg. „Der zuständige Mensch in der Bußgeldabteilung sagte mir, dass deren Buchungsprogramm zusammengebrochen ist unter dem Ansturm der vielen Euros!“(Jan).

Und die neue Ausgabe der GWR? Sie hat einiges zu bieten: Artikel z.B. zum Deutschen Herbst (S. 16); zu Israel/Palästina (S. 1; 9); zum bevorstehenden Castortransport (S. 1; 15); zur Situation der Roma in der BRD (S. 6); zum haarsträubenden Prozess gegen Vergewaltigungsopfer in Istanbul (S. 7); zur Verstrickung von WAZ-Konzern und rechter Kronenzeitung (S. 8),…

Der nebenstehende Artikel und die LeserInnenbriefe (S. 17 f.) zeigen, dass die in der GWR veröffentlichten Beiträge diskutiert werden und dass diese Zeitung eben nicht das Blatt „der reinen Lehre“ ist, sondern ein basisdemokratisch organisiertes Diskussionsorgan heterogener sozialer Bewegungen. Die Beiträge müssen nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wiedergeben.

Zum Teil kommt die GWR wieder im Outfit einer Bleiwüstenrevolution daher. 20 Seiten sind einfach zu wenig für soviel Inhalt! Und mehr Seiten können wir uns leider nicht leisten. Die neue Ausgabe bietet trotzdem, nicht zuletzt dank Andi Wolffs tollem NO WAR-Comic, auch etwas fürs Auge. Vielleicht können auch die Fotos von unserem 30 Jahre GWR-Fest, dem „Sommer der Anarchie“, Glückshormone freisetzen, schöne Erinnerungen wecken und die herbstlichen Erkältungsviren verjagen, die sich überall breit machen und den Widerstand schwächen.

Während des GWR-Kongresses gab es u.a. zwei gut besuchte Arbeitskreise zu Hardt/Negris „Empire“-Buch, das auch in der GWR 270 diskutiert wurde. Nun ist zu hoffen, dass die „Empire“-Diskussion – angeregt durch den spannenden Artikel von Wolf-Dieter Narr in dieser GWR (S. 10 f.) – in den nächsten Ausgaben weitergeführt wird. Viel Spaß beim Lesen. Und am Tag X: Auf ins Wendland!

Mit li(e)bertären Grüßen,