„Heute sind die Frauen Afghanistans frei“
Eine Rückkehr zu einem für die Weltöffentlichkeit irrelevanten Thema
Liebe Leserinnen und Leser,
nach einer Prognose der Deutschen Bank geht diese davon aus, dass die US-Militärs in vier Monaten den nächsten Krieg beginnen könnten (siehe: taz, 15.05.2003, S. 1/9). „Innerhalb der nächsten vier Monate dürfte keine größere Konfrontation bevorstehen“, schreibt der New Yorker „Global Strategist“ der Deutschen Bank, Peter Garber, in Global Trends. „Wenn Korea, Syrien oder der Iran nicht bis September/Oktober Zugeständnisse machen, dürfte sich der Ton dann wieder verschärfen.“ Bis dahin seien die US-amerikanischen Flugzeugträger überholt. Auch wenn das zunächst einmal Spekulationen sind, so ist doch naheliegend, dass die US-Regierung noch vor den nächsten Wahlen in den USA einen Krieg gegen einen weiteren „Schurkenstaat“ führen wird. Verhindern kann das nur eine starke außerparlamentarische Anti-Kriegsbewegung in den USA und weltweit.
Und lassen wir uns nicht täuschen: Spätestens seit dem NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien 1999 ist Krieg auch für große Teile der hiesigen Öffentlichkeit ein „Normalfall“. Nicht unwahrscheinlich ist, dass sich der deutsche Staat – wenn der außerparlamentarische Druck abnimmt – wieder an den nächsten Kriegen der Supermacht beteiligen wird.
Darauf deuten auch die „Verteidigungspolitischen Richtlinien“ hin, die Kriegsminister Struck am 21.5. vorgestellt hat. Es ist das „aggressivste deutsche Militärprogramm seit dem Zweiten Weltkrieg (…) die Androhung von Krieg in allen Richtungen“, so Jürgen Grässlin (DFG-VK). „Verteidigung“ lasse sich – so Struck – „geographisch nicht mehr eingrenzen“. Das ist eine Umschreibung für eine Kriegspolitik, die die eigenen wirtschaftlichen und geopolitischen Interessen nicht nur am Hindukusch „verteidigen“ will. Der Widerstand gegen diese Politik und die bevorstehenden Kriege ist unerlässlich.
Auch die neue Ausgabe der GWR bietet aber nicht nur antimilitaristische Gegen-Informationen. Agenda 2010; Anti-Atom; Antifa; Antirassismus; transnationale Berichte aus/über Israel, Afghanistan, Tschetschenien, Frankreich, Türkei (Otkökü Nr. 8!), Argentinien, … Und nicht zu vergessen: libertäre Ideen, Geschichte(n) und Ideale, wie sie z.B. in Joachim Willems Nachruf auf Dorothee Sölle (S. 7 f.) und dem Artikel „Kropotkin: Memoiren eines Revolutionärs“ von Wolf-Dieter Narr (S. 14 f.) zum Vorschein kommen. Vieles musste aus Platzmangel verschoben werden. Ihr könnt Euch freuen auf die Fortsetzung des Kropotkin-Artikels, auf einen Beitrag zu „Anarchismus und Schule“, Infos zum Castor, Rezensionen, … alles in der GWR 281, die nicht erst im September, sondern schon im Juli erscheinen wird.
Mittlerweile werden GWR-Texte sogar in Schulbüchern nachgedruckt. Der Artikel „Maquiladoras – Moderne Sklaverei für unseren Konsumwahn. Bericht einer Delegationsreise nach El Salvador“ (GWR 258, April 2001) von Dorit Siemers erscheint in den nächsten Tagen in dem Schulbuch „Globalisierung“ (KLETT Leipzig).
Interessant ist für uns die Außenwirkung der graswurzelrevolution. Wie unterschiedlich – und aus unserer Sicht manchmal verzerrt – unser gewaltfrei-anarchistisches Zeitungsprojekt von Außenstehenden wahrgenommen wird, ist erstaunlich. Das spiegelt sich nicht nur in den lesenswerten LeserInnenbriefen (siehe Seite 18). In der auflagenstarken Stadtillustrierten ULTIMO Nr. 11/03 vom 19. Mai 2003 ist unter der Rubrik „Aus dem Netz gefischt“ folgendes zu lesen:
„www.graswurzel.net
Seit selbst unsere ‚linke‘ Regierung rechts ist und Linke als Reformbremser zum Abschuss freigibt, müssen sich andere um linke Positionen kümmern. Zum Beispiel der Verein Graswurzelrevolution, ein Netzwerk mit Hauptquartier in Münster. Wir können unmöglich die ganze Adjektivreihe des offiziell korrekten Firmenschildes aufzählen (‚anarchistisch-libertär-zapatistisch-syndikalistisch-usw.usf.‘), aber die Lektüre dieser Seite lohnt. Jede Menge Inhalt, sehr übersichtlich und gut manövrierbar.“
Na dann, li(e)bertäre Grüße aus dem „zapatistisch-syndikalistischen-usw.usf.-Hauptquartier“,
P.S.: Während die Ermittlungen gegen die anderen Anti-Atom-AktivistInnen weiterlaufen, wurde das im Zusammenhang mit der Trainstopping-Aktion am 11. Dezember 2002 (vgl. GWR 275 & 276) gegen mich eingeleitete § 240 StGB-Ermittlungsverfahren ("Verdacht auf Nötigung") jetzt eingestellt.
P.P.S.: In der GWR 279 wurde leider der Titelseitenfotonachweis verschluckt. Sorry. Das Foto auf Seite 1 stammt von Christiane Schmidt. Ein Herzliches Dankeschön an Christiane, an David, Jörg, Jonas und alle FotografInnen, die uns Fotos zur Verfügung gestellt haben. Wir wollen viele Eurer Bilder peu a peu veröffentlichen.
Eine Rückkehr zu einem für die Weltöffentlichkeit irrelevanten Thema
Teil 2: "Echte Indianer": Die Auswirkungen des Klischees auf solidarische Arbeit
Eine aktuelle Diskussion in der französischen anarchistischen Wochenzeitung "Le Monde libertaire"
Ein Aufruf, entstanden aus den Erfahrungen mit Großaktionen Zivilen Ungehorsams
Zum Tod der Theologin, Dichterin und Friedensaktivistin Dorothee Sölle am 27. April 2003
Putin verspricht eine Amnestie für Tschetschenen. Aber für wen genau?
Eine Straßenperformance am Internationalen Tag der Kriegsdienstverweigerung
Ein Interview mit dem israelischen Kriegsdienstverweigerer Lotahn Raz
Washington richtet sich auf eine dauerhafte Militärpräsenz im Irak und der Region ein