Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Lügen der Herrschenden sind dicker als der Bauch von Michael Moore.

Zwei Beispiele von vielen: Da wird der irakische Diktator und Kriegsverbrecher Saddam Hussein gefangen und der Weltöffentlichkeit graubärtig und in einem verwahrlosten Zustand präsentiert, während er eine demütigende medizinische Untersuchung seiner Mundhöhle und ein Suchen nach Läusen in seinen Haaren über sich ergehen lassen muss. Und der Kriegsverbrecher George W. Bush betont daraufhin, der Gefangene werde gemäß der Genfer Konvention behandelt. Welch Hohn!

Da verkündet die rot-grüne Bundesregierung seit 1998 den „Ausstieg aus der Atomwirtschaft“ und will nun für 50 Millionen Euro die Hanauer Plutoniumfabrik an China verscherbeln.

Hat irgendwer etwas anderes erwartet?

Nein, wir haben uns daran fast gewöhnt und viele neigen zur Resignation angesichts der vielen Schweinereien – von der Zerschlagung der sozialen Sicherungssysteme, der Umverteilung von unten nach oben, der Re-Militarisierung, der Atomstaatspolitik und angesichts des (staatlichen) Rassismus.

„Wir können ja doch nix tun.“ Ein so oft gesagter wie falscher Spruch. Wir können und müssen etwas tun. Und wir haben keinen Grund zu resignieren. Immerhin: Studis protestieren in vielen Bundesländern gegen Studiengebühren und gegen die Kürzung der Bildungsetats. Auch wenn viele von ihnen nur ihre eigenen Privilegien sichern wollen: Die Chance, dass sich einige von ihnen politisieren ist real.

Und die Sozialen Bewegungen, antimilitaristische, anti-rassistische, anti-sexistische, antikapitalistische und Anti-Atom-Gruppen? Sie sind nicht verschwunden.

Viel lernen können Menschen hierzulande auch vom Widerstand in anderen Regionen der Welt. In diesem Sinne ist auch die GWR 285 zu sehen. Ein Schwerpunkt ist Lateinamerika, speziell der Zapatismus in Mexiko (S. 1, 12 ff.), die sozialrevolutionäre Revolte in Bolivien (S. 3) und die Unterdrückung der Libertären auf Kuba (S. 14 f.). Auch ein Blick z.B. nach Georgien (S.1, 8f.), Afghanistan (S. 17), Spanien (S. 6) und Frankreich (S. 2) erweitert den Horizont.

Diskussionsanregend ist auch Alfred Schoberts Artikel „‚Panorama‘ ohne Durchblick“ (S. 1,6), das Interview mit Wolfgang Zucht (S. 10 f.), die Analyse des „Parlamentsbeteiligungsgesetzes“ (S. 5)…

Ein schönes und bewegendes neues Jahr wünscht

P.S.: Was ist mit Otkökü, der türkisch-deutschen GWR-Beilage? Dazu findet sich ein Artikel in der neuen Ausgabe unserer Londoner Schwesterzeitung Peace News.

P.P.S.: Ein herzliches Dankeschön auch an unseren "Hauszeichner" Andi Wolff für seine Cartoons und den neuen Weihnachtscomic!