Nicht nur in Chiapas
Indigene Widerstandsbewegungen im Kampf um Tierra y Libertad am Beispiel der Purhépecha in Michoacan
Liebe Leserinnen und Leser,
in den zwanziger Jahren gab es anarchistische Jugendmedien wie z.B. Junge Anarchisten (1923-1931) und die Freie Schrift – Jugendschrift für herrschaftslosen Sozialismus (1919-1926). Auch heute kommen wieder Ideen auf, anarchistische Jugend- und Kinderzeitungen, wie Das Graswürzelchen, ins Leben zu rufen.
Doch das ist nicht nötig, denn es gibt Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg!
Die von Elfie Donnelly geschaffene Heldin Bibi Blocksberg ist ein Hörspiel-Renner mit 83 Folgen und über 35 Millionen verkauften Kassetten (seit 1980). Und auch Benjamin Blümchen ist mit 102 Folgen und 60 Millionen verkauften Kassetten (seit 1977) weit erfolgreicher und subversiver, als wir es mit einer anarchistischen Kinderzeitung und absehbar kleinen Auflagen je sein könnten.
Wer bisher gedacht hat, die Benjamin Blümchen-Hörspielkassetten seien kinder- und jugendgefährdend, weil das dauernd aus dem Kinderzimmer zu vernehmende „Töröööö“ des sprechenden Elefanten bei nicht wenigen Eltern zum Hirnschlag geführt und somit viele Kinder zu Vollwaisen gemacht habe, irrt sich.
Benjamin Blümchen ist jugendgefährdend, weil er Anarchist ist. Durch seine beharrliche Agitation im Kinderzimmer ist er dafür verantwortlich, dass aus den Kleinen später einmal aufrechte GenossInnen und Graswurzelrevolution-LeserInnen werden. Ähnlich jugendgefährdend, weil ebenso anarchistisch, ist Benjamins Genossin Bibi.
Wer’s nicht glauben mag, dem sei die Lektüre von Spiegel online empfohlen (1).
Unter der Überschrift „Wie Bibi Blocksberg Kinder politisch verhext“ ist dort folgendes zu lesen:
„Die Hörspiele mit Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg (…) vermitteln politische Zerrbilder, behauptet Gerd Strohmeier, 30. Im Interview erklärt der Passauer Politologe, warum der Elefant und die kleine Hexe für anarchistische Positionen stehen. (…)
Strohmeier: In kaum einer anderen Hörspielserie wird so ein starker politischer Bezug hergestellt wie bei Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg, die beide in dem fiktionalen Ort Neustadt spielen. Die Hörspiele richten sich an Kinder im Alter bis zu zwölf Jahren, also genau die Zeit, in der sich die politische Grundpersönlichkeit herausbildet. Die ist zwar noch recht holzschnittartig, aber daraus entstehen dann später politische Einstellungen. (…) Das Politikbild, das in den von mir untersuchten Hörspielfolgen vermittelt wird, ist sehr bedenklich. Die Politiker werden durch den Bürgermeister von Neustadt repräsentiert, und der ist inkompetent, korrupt und immer nur an seinem eigenen Wohl interessiert. Er lässt sich von seinem Assistenten als „Majestät“ behandeln und übergeht ständig den Stadtrat. Entscheidungen werden nicht demokratisch, sondern autokratisch getroffen. (…) Benjamin Blümchen und Bibi Blocksberg (…) bilden zusammen mit der Reporterin Karla Kolumna eine Koalition der Guten. Karla Kolumna ist gewiss etwas sensationsgierig, deckt aber die Schandtaten des Bürgermeisters auf, berichtet objektiv und orientiert sich am Gemeinwohl. Mit ihren Artikeln mobilisiert sie die Neustädter Bürger. Sie tauchen dann ebenfalls auf der „richtigen“ Seite auf, die man als linksliberal bis linksalternativ beschreiben kann. Die Hörspielhelden sind pazifistisch, egalitär, bisweilen anarchisch und antikapitalistisch eingestellt.
SPIEGEL ONLINE: Benjamin und Bibi sehen Sie tatsächlich als Anarcho-Rebellen?
Strohmeier: Die Wirtschaft wird grundsätzlich negativ dargestellt. Figuren wie Herr Schmeichler oder Ulrich Umsatz lügen und betrügen, um ihren eigenen Profit zu maximieren. Polizisten erscheinen als verlängerter Arm des Bürgermeisters. Dazu kommen Aussagen wie „Wir haben zu viel Ordnung in diesem Land“. Ich denke, hier spiegeln sich die politischen Einstellungen der Erfinderin wider.
SPIEGEL ONLINE: Die Hörspielhelden sind Ihnen also zu links…
Strohmeier: (…) Ich kritisiere, dass das Bild, das die Hörspiele zeichnen, insgesamt zu einseitig, zu schwarz-weiß ist. Die Politiker kommen zu schlecht, die Medien dagegen zu gut weg.
SPIEGEL ONLINE: Heißt das: Kinder, die Benjamin Blümchen hören, werden später zu politikverdrossenen Antidemokraten?
Strohmeier: (…) Politische Sozialisation ist ein vielschichtiger Prozess. Da wird man keine 1:1-Wirkung feststellen können. Allerdings sind diese Hörspiele der Entwicklung zum mündigen Bürger nicht förderlich, das kann man schon so sagen. Wo sonst erfahren Kinder in diesem Alter denn politische Bezüge? Im Gespräch mit Eltern ist das eher selten der Fall. Sie nehmen vor allem auf, was sie in den Kassetten hören. (…)
SPIEGEL ONLINE: Sollten Eltern ihren Kindern nun verbieten, Kassetten von Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen zu hören?
Strohmeier: Nein, das nicht. Aber sie sollten sich darüber im Klaren sein, dass die Hörspiele politisch auf keinen Fall das Prädikat „wertvoll“ verdienen.“
Empfohlen sei auch der zweite Teil der Spiegel-online Serie: „Der herrschsüchtige Bürgermeister und die rasende Karla Kolumna – Auszüge aus Gerd Strohmeiers Analyse.“ (2)
Und Teil 3: „Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen – rotbesockte Anarchisten? Die Studie eines Politologen über die beliebten Hörspielhelden sorgt für Wirbel. Eine Kölner Agentur lässt Karla Kolumna, die rasende Reporterin in den Kinder-Hörspielen, darauf antworten.“ (3)
Wir sollten uns nicht wundern, wenn auf den nächsten schwarz-roten Demos nicht mehr die üblichen „Weg mit dem Scheißsystem!“-Parolen zu hören sind, sondern stattdessen subversiveres: „Töröööö!“ und „hex, hex!“
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