Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

im November demonstrierten Tausende gegen den zehnten Castortransport ins Gorlebener Zwischenlager. Der Widerstand gegen die Atommafia ist nicht tot zu kriegen. Grund genug für einen Rückblick und einen Anti-Atom-Schwerpunkt (S. 5ff.). Dabei informieren unsere AutorInnen auch über die „Kampagne Atomausstieg selber machen“, über das Atommülllager ASSE II, über den gemeinsamen Kampf von russischen und deutschen Anti-Atom-AktivistInnen gegen Urantransporte von Gronau nach Russland, über den erfolgreichen Widerstand gegen den Bau eines Atomkraftwerks im bulgarischen Belene, …

Ein weiterer Schwerpunkt dieser Ausgabe ist Antimilitarismus. Jürgen Wagner von der Informationsstelle Militarisierung (IMI Tübingen) analysiert die NATO-Kriegspolitik in Afghanistan (S. 1, 8), Sebastian U. Kalicha von der österreichischen Gruppe Cora reflektiert seine Erlebnisse mit gewaltfreien und libertären Gruppen in Israel/Palästina (S. 1, 9), und Ex-GWR-Redakteur Andreas Speck (WRI London) beleuchtet die Menschenrechtsverletzungen gegen Kriegsdienstverweigerer und AntimilitaristInnen in Russland (S. 11). Neben der aktuellen „Ehrenliste der Gefangenen für den Frieden“ (S. 10), kommen auch Themen wie die „Zivile, gewaltfreie Konfliktbearbeitung im Ausland“ (S. 19), das neue „Weißbuch“ und die Pläne der Großen Koalition für einen Bundeswehreinsatz im Innern (S. 4) auf die Agenda.

Die Rebellion im mexikanischen Oaxaca (S. 3) ist ebenso Thema der GWR 314 wie die Lateinamerika-Berichterstattung der Neuen Züricher Zeitung („Hüpfende Peronisten“, S. 18), der „Heiße Herbst in Ungarn“ (S. 5), die Ausstellung „NS-Euthanasie im Land Salzburg“ (S. 4) und die Kampagne gegen Totalprotokollierung der Telekommunikation (S. 4).

Lesenswert sind u.a. auch die Nachrufe auf die Friedensaktivistin Solange Fernex und den Antifaschisten Peter Gingold (S. 16 f.). Letzterer war Kommunist, aber auch ein eifriger Leser der Graswurzelrevolution. Ich bin froh, dass ich diesen beeindruckenden und lebensfrohen Antifaschisten noch kennen lernen durfte.

Der Bericht über die Abschiebung einer Familie nach Sri Lanka (S. 1 f.) treibt einem die Tränen in die Augen. Wandelt Wut und Trauer in Widerstand: Bleiberecht für alle!

Anknüpfend an die letzten Ausgaben vertiefen wir auch unsere Beschäftigung mit dem Thema Spanischer Bürgerkrieg. In diesem Zusammenhang wird die Erinnerung an das widerständige Leben des Wuppertaler Spanienkämpfers Helmut Kirschey wachgehalten (S. 14) und ein Blick auf das „Gesetz der Erinnerung“ im heutigen Spanien geworfen (S. 15). Ein Höhepunkt ist der Rückblick auf die Kontroverse von Louis Mercier und Simone Weil über die Frage der Gewalt in der Spanischen Revolution 1936 (S. 12 f.). Wir dürfen gespannt sein auf die Fortsetzungen, die in GWR 315 und GWR 316 erscheinen werden.

Wer die in jeder GWR erscheinenden LeserInnenbriefe (S. 19) liest, wird feststellen, dass unser kleines Blatt immer wieder heiße Diskussionen entfacht. Das freut uns. Damit das so bleiben kann, bitten wir Euch um Spenden (siehe Spendenaufruf Seite 20).

Li(e)bertäre Grüße,