Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

so ähnlich hatte der Satiriker Robert Gernhardt vor 20 Jahren den nebenstehenden Cartoon übertitelt. Dass die Erinnerungen der Polizeipferde heute noch das „68er“-Bild in den Medien prägen, wird klar, wenn wir einen Blick in den bürgerlichen Blätterwald werfen. Da kommen vor allem die Renegaten der Revolte zu Wort, Leute wie Daniel Cohn-Bendit und Götz Aly. Der Erstgenannte ist vom Anarcho zum grünen Machtpolitiker und Kriegsbefürworter mutiert, dem Zweiten ist es nicht einmal zu peinlich die 68er-StudentInnenbewegung mit der Nazi-Bewegung gleich zu setzen (vgl. Kommentar in GWR 328). Absurd!

Wir wollen das vierzigjährige Jubiläum der 68er-Revolten anders angehen, als die Verlautbarungsorgane des kapitalistischen Mainstream. Beleuchtet wird in dieser GWR die Renaissance, die der Anarchismus 1968 erlebt hat. Der Musiker Pit Budde erinnert sich an sein ganz persönliches, anarchistisches 68. Lutz Schulenburg vom libertären Verlag Edition Nautilus beschreibt ein „Seelisches Tauwetter und magische Bilder“. Die Feministin Gisela Notz stellt eine Frage in den Mittelpunkt ihres Rückblicks: Warum flogen die Tomaten?

Die „68er-Protestbewegungen“ entstanden global und oft Jahre vor 1968. Sie bieten Stoff für viele Artikel, die wir in den nächsten Monaten veröffentlichen wollen.

Weitere Schwerpunkte der GWR 329 sind der China-Tibet-Konflikt und der Antimilitarismus. Auch die seit Monaten in der GWR laufende Diskussion zum Thema Religion und Herrschaftsfreiheit wird fortgesetzt.

Viel Spaß beim Lesen, Anarchie und Glück,