Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

am 27. April 2009 war ich als einer von drei „Bewegungs-Journalisten“ bei einer direkten gewaltfreien Aktion von GWR-Mitherausgeberin Cécile Lecomte dabei. Das „Eichhörnchen“ hatte sich unter der Autobahnbrücke Nienberge/Häger, nahe Münster, direkt über den Gleisen abgeseilt, nachdem die Meldung gekommen war, dass um 23.15 Uhr ein Atommüllzug aus Gronau Richtung Frankreich losgefahren sei.

Fast zwei Stunden brauchte die Polizei, um die Anti-Atomaktivistin abzuseilen. Zwei Stunden, die der Zug anhalten musste. Eine wohl speziell wegen der häufigen Kletteraktionen eingerichtete Spezialeinheit der Bundespolizei saß direkt im Atommüllzug, der aus 25 Waggons mit insgesamt 1.250 Tonnen abgereichertem Uranhexafluorid bestand.

Bis vor kurzem fuhren solche Transporte nach Russland, um dort den strahlenden Müll im wahrsten Sinne des Wortes auf der grünen Wiese zu lagern. Dann konnte u.a. durch die medienwirksamen Kletteraktionen soviel Druck auf die Urenco ausgeübt werden, dass diese einräumte fortan keine Transporte mehr nach Russland durchführen zu wollen.

Am 4. Juni 2009 fand am Amtsgericht Steinfurt ein Prozess gegen Cécile wegen einer siebenstündigen „Luftblockade“ gegen einen Urantransport im Januar 2008 statt. Die Anklage lautete auf Nötigung. Der Prozess endete mit einem Freispruch und stehenden Ovationen des Publikums. Ein großartiger Erfolg, der hoffentlich dazu beitragen kann diese Form des gewaltfreien Widerstands weiter zu etablieren und zu entkriminalisieren.

Ein weiterer Eichhörnchen-Prozess findet am 25. Juni um 9 Uhr 30 am Amtsgericht Lüneburg statt. Infos: www.eichhoernchen.ouvaton.org/deutsch/de.html

Ich wünsche Euch viel Spaß beim Lesen dieser dicken und, wie ich finde, sehr lesenswerten Sommerausgabe.

Eine erholsame GWR-Sommerpause, Anarchie und Glück,

P.S.: Redaktionsschluss der GWR 341 ist der 10. August 2009.