Titelseite Gwr 378

Editorial

Liebe Leserinnen und Leser,

die Resonanz, die unsere kleine Zeitung manchmal in anderen Medien hat, ist erstaunlich.

Gefreut haben wir uns über den gut recherchierten, dreiseitigen Artikel „Münsteraner Graswurzeln. Warum die Domstadt ein Zentrum des deutschen Anarchismus ist“ im auflagenstarken Straßenmagazin draußen! vom März 2013.

draußen!-Redakteur Michael Heß:

„Das gerne gepflegte Understatement der Metropolis Westfaliae verstellt schnell den Blick auf die geistigen und kulturellen Potenziale der Domstadt. Kaum jemand vermutet hier ein Zentrum des deutschen Anarchismus. (…) Mag die Szene in der Bundesrepublik überschaubar sein, aktiv ist sie allemal. Und bestens vernetzt. Unter anderem über die Zeitschrift ‚Graswurzelrevolution‘ (…). In einem Büro im Haus der Evangelischen Studentengemeinde entsteht kein Zentralorgan (bitte keine Hierachien!), wohl aber ein zentrales, wenn auch nicht einziges Printmedium der Szene. Als ‚herrschaftsfreies Sammelbecken‘ gilt die bereits 1972 gegründete Zeitschrift mit dem 40-köpfigen Herausgeberkreis (von 20 bis 84 Jahren) und als Sprachrohr sozialer Bewegungen zwischen Friedensengagement, Öko, Atom und Gentech in lebhafter Debatte. Dabei sei das auf seine 400ste Ausgabe hin arbeitende Blatt weder Flugblattsammlung noch klassische Szenezeitung. Am Breul sorgfältig redigiert und layoutet, werden in den zehn Ausgaben per anno allein Erstdrucke veröffentlicht. Honorarfrei, versteht sich. Löst ein eingereichter Beitrag Kontroversen aus, entscheidet der Herausgeberkreis basisdemokratisch über den Abdruck. Im Einzelfall ein aufwändiges Procedere, ist der Kreis doch übers Land verteilt. Vertrieb und Buchhaltung ebenfalls und die Redaktion halt im Breul in Münster. Vernetzt ist man auch international über die 1921 gegründete War Resisters‘ International WRI mit ihren 90 Friedensorganisationen in 45 Ländern. Unterm Strich hält das Blatt bei einer stabilen Auflage von etwa 4.000 Exemplaren bis zu 20.000 Empfänger auf der anarchischen Höhe der Zeit. (…) Zuweilen gelingen echte Husarenstücke. Wie mit dem sog. Utopia-Projekt. Aus einer Schnapsidee im Wortsinne entwickelte sich die größte anarchistische Jugendbeilage in Deutschland seit den 20er Jahren. Mit einer Auflage von 25.000 Exemplaren, verteilt in Jugendzentren, auf Schulhöfen und so weiter. Respekt!(…)“ (1)

Danke für diesen fairen Artikel!

Wir freuen uns auch, dass GWR-Artikel nicht selten z.B. ins Englische, Französische, Niederländische und Türkische übersetzt werden und dann international mit Quellenangabe in Bewegungsmedien nachgedruckt oder online gespiegelt werden. Wer gerne eine russische Übersetzung des Artikels über die libertäre Agitpropband Chumbawamba aus der Graswurzelrevolution Nr. 371 vom September 2012 oder des Griechenland-Artikels von Ralf Dreis aus der Graswurzelrevolution Nr. 376 vom Februar 2013 lesen möchte, dem sei die russischsprachige, anarchistische Internetseite www.aitrus.info ans Herz gelegt.

Und noch eine Leseempfehlung:

In der anarchosyndikalistischen Direkten Aktion Nr. 215 (Jan./Feb. 2013) findet sich u.a. der Artikel „Spiegel oder Werkzeug? Eine Betrachtung über Funktion und Bedeutung libertärer und linker Presse.“ (2)

DA-Redakteur André Eisenstein reflektiert darin kritisch auch den „überschaubare(n) Bereich der bundesweiten libertären Presse – Direkte Aktion (DA), Graswurzelrevolution (GWR) und jüngst auch Gai Dào“. Seine diskussionswürdige Analyse der libertären „Meinungsblätter“ endet mit folgendem Fazit:

„Fest steht, dass insbesondere die libertäre Presse aufgrund ihres bescheidenen Entwicklungsstandes noch viel Potenzial hat. Von der Form her sollte sie den Anspruch angenehmer wie auch überraschender Erscheinung haben, und im besten Falle auch einen künstlerischen Wert. So könnten Printmedien zu Wandel und Neuerung der Bewegung in der Außen- und Selbstwahrnehmung beitragen. Vielfach jedoch halten libertäre Publikationen das Banner einer ‚Hierarchiefreiheit‘ hoch, die sich in einer minimalen redaktionellen Tätigkeit ausdrückt und den Ressourcenmangel zur Tugend umdichtet. Dabei ist gegen eine Arbeitsteilung aus freiheitlicher Perspektive gar nichts einzuwenden – schließlich hat auch die anarchistischste Redaktion eine Verantwortung in erster Linie gegenüber der LeserInnenschaft, und nicht gegenüber dem oder der Schreibenden. Ein komplexeres Problem stellt die strukturelle Schwäche des ehrenamtlichen Engagements dar, das den Presseprojekten praktische Grenzen setzt. Will die libertäre Presse einmal an ihre historischen Vorbilder heranreichen und der marktwirtschaftlichen Presse Paroli bieten, besteht die Herausforderung für sie darin, diesen Status quo zu sprengen und über sich hinauszuwachsen. Seit Jahrzehnten schon sind sie ein Spiegel, kein Werkzeug der Bewegung.“

Ob die GWR tatsächlich nur ein „Spiegel, kein Werkzeug der Bewegung“ ist, sei mal dahin gestellt. Auf jeden Fall ist sie, wie alle Bewegungsmedien, auf die Solidarität ihrer LeserInnen angewiesen. Das gilt besonders jetzt, nachdem am 1. Januar unsere langjährige Druckerei CARO-Druck dicht gemacht hat und am 10. Februar Sigrid Brodrecht von GWR-Vertrieb völlig überraschend gestorben ist (siehe Nachruf auf dieser Seite). Durch diese Umbruchsituation, den Aufbau von GWR-Vertrieb Freiburg und verschiedene Umstrukturierungen kommt mehr Arbeit auf uns zu und es sind hohe Rechnungen zu begleichen. Die Zusatzkosten können wir nicht ohne Eure Unterstützung stemmen. Bitte spendet, werbt in Euren Freundeskreisen weitere GWR-AbonnentInnen, macht Soli-Konzerte, …

Spenden:

Ihr könnt entweder via Überweisung spenden auf folgendes Konto: Förderverein für Freiheit und Gewaltlosigkeit e.V., Kto.: 31761759, BLZ: 66010075, Postbank Karlsruhe,Spende: Spende StNr. 2.2 VerzNr 615 FA HD.

Oder aber per Post im Umschlag schicken an: Graswurzelrevolution e.V., Straßburgerstr. 24, 10405 Berlin (Bitte „Spende 40/2000“ dazu schreiben).

Spenden auf das Konto des Vereins für Freiheit und Gewaltlosigkeit e.V. sind steuerlich absetzbar. Bitte schreibt auf den Überweisungsträger deutlich Eure Anschrift, da Spenden über 200 Euro (zweihundert) extra von uns für das Finanzamt bescheinigt werden müssen. Bei Spenden unter 200 Euro reicht die Buchungsbestätigung des Kreditinstitutes, wenn unter Verwendungszweck „Spende StNr 2.2 VerzNr 615 FA HD“ angegeben wurde. Ihr könnt uns für die Spendenbescheinigung aber auch Eure Adresse per Fax: 030/54732264 oder Brief mitteilen (Höhe und Datum der Zahlung bitte nicht vergessen).

Herzlichen Dank für Eure Solidarität!

Li(e)bertäre Grüße,

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Kontakt für Bestellungen usw.: www.strassenmagazin-draussen.de

(2) www.direkteaktion.org/215/spiegel-oder-werkzeug

PS: Einige Mitglieder des GWR-HerausgeberInnenkreises könnt Ihr übrigens vom 19. bis 21. April auf der Zweiten Anarchistischen Buchmesse in Mannheim treffen (siehe Seite 20).

PPS: GWR-Mitherausgeber Heinz hat als Schauspieler im "Mit Dir"-Video der laut Verfassungsschutz "verfassungsfeindlichen" Antifa-Band Feine Sahne Fischfilet mitgewirkt. Sehenswert: www.youtube.com/watch?v=JtGg5xvOyjE