Kaffee oder Koka?
Selbstbestimmtes Wirtschaften als Alternative zur Drogen- und Gewaltökonomie
Liebe Leser*innen,
Der Sommer ist lang und die Graswurzelrevolution dick. Wir freuen uns, Euch 28 Seiten Anarchie und ein bisschen Chaos an die Hand zu geben. Die 4 zusätzlichen Seiten sollen, wie schon die GWR-Doppelnummer im März, den Ausfall der Februarnummer 2020 wett machen. Außerdem sorgen sie dafür, dass diese GWR nicht zu coronalastig wird. Wir hoffen, dass sich viele von Euch über ein paar andere Themen freuen werden. Nichtsdestotrotz konnten wir nicht alles unterbringen, was wir gerne veröffentlicht hätten. Das gilt z.B. für den Auszug aus einer Arbeit des US-Historikers Matthew N. Lyons zur Geschichte der Graswurzelbewegung in der BRD. Dieser spannende Text über die Republik Freies Wendland ist auf unsere Homepage gewandert. Eben dort findet sich auch eine ausführlichere Version von Gerhard Hanlosers Sichtung des linken Diskurses zur Corona-Epidemie („Wohin?“, S.3). Während der jetzt beginnenden GWR-Sommerpause werden wir dort auch regelmäßig Analysen, Berichte und Übersetzungen zur Black-Lives-Matter-Bewegung in den USA veröffentlicht. Der Blick auf www.graswurzel.net lohnt sich also.
Mit dieser Ausgabe geht unsere Arbeit als Redaktion der Graswurzelrevolution zu Ende und von nun an übernimmt Bernd Drücke wieder die Redaktion. Zeit für ein paar Gedanken über unsere Arbeit der letzten Monate.
Seit Anfang Februar haben wir versucht, eine möglichst große Themenvielfalt in der GWR zu präsentieren. Dies war nicht einfach. Auf Grund langer, analytischer Texte, wird die GWR gerne als „Bleiwüste“ bezeichnet. Solche Texte sind meistens gut recherchiert und von hoher sozialer Bedeutung. Nur sollten wir nicht vergessen, dass die Textlänge kein Zeichen der Qualität ist. Man darf das Layout nicht vergessen! Durch kürzere oder gekürzte Texte gewinnen wir mehr Platz für Bilder und grafische Elemente. Die Seitenplanung jeder Ausgabe ist nicht nur vom Schwerpunkt, sondern auch vom Bildmaterial abhängig. Fotos, Bilder und Grafiken gehören dazu. Deshalb haben wir in den letzten Ausgaben viel experimentiert.
Besonders freuen wir uns, dass es Dank unserer Netzwerke gelungen ist, mehrere neue Autor*innen für die GWR zu gewinnen. Hierbei haben wir auch Autor*innen angefragt, die im Ausland leben und manchmal keine deutschen Muttersprachler sind. Das hat zur Vielfältigkeit der Perspektiven in der GWR beigetragen. Wir freuen uns über ihre Texte und hoffen auf weitere! Die Bewegung entwickelt sich und ist lebendig. Dies wollen wir auch in der GWR widerspiegeln.
Wir sind neugierig auf Eure Eindrücke und wenden uns hier an Euch, unsere Leser*innen. Warum gefällt Euch die GWR? Was könnte besser sein? Welche Themen würdet ihr gerne (vermehrt) in der GWR sehen? Was denkt ihr über das Bildmaterial? Was können wir verbessern? Helft uns die GWR mit Euren Ideen, Anregungen und Kommentaren zu bereichern. Schreibt uns Eure Meinung an: redaktion@graswurzel.net
Auch im Schatten der Pandemie gehen die sozialen Kämpfe weiter. In Lüneburg droht die Räumung des Wohnprojektes Unfug. Die Bewohner*innen wehren sich sowohl mit Kundgebungen und Spontandemonstrationen als auch mit Online-Protesten. Am 30. Mai ging der Kohle-Dinosaurier Datteln IV trotz vielfältiger Proteste ans Netz. Am 2. Juni wurde Uranmüll aus der Urananreicherungsanlage Gronau über Amsterdam nach Russland transportiert… und weltweit wird gegen Rassismus und Polizeigewalt protestiert.
Nach dem Tod von George Floyd explodierte die Gewalt auf den Straßen der USA. Gummi-Geschosse, Pfeffer-Gas, Schlagstöcke auf Kopf und Körper. Auch neutrale Zuschauer*innen bekommen ihren Teil ab. Und die Presse ist hier keine Ausnahme. Im Internet dokumentieren zahlreiche Videos, dass Polizeigewalt kein Versehen ist. „Who do you call when the police murders?“ Auch das Niederknien von Polizist*innen hilft nicht, um von der staatlichen Gewaltanwendung gegen Demonstrant*innen bzw. Bürger*innen abzulenken.
Die Gewalt, die wir in den USA beobachten, ist Teil eines repressiven kapitalistischen Staates. Nun geht es buchstäblich um das Recht zu atmen. In den USA starben zehntausende Menschen an den Folgen von Covid 19. Vor allem Afroamerikaner werden nicht nur durch das Virus, sondern durch das System erstickt. Die Brutalität der Polizei befeuert vom Rassismus in dem unter Schock stehenden „land of the free“ ist Ausdruck eines globalen, strukturellen Problems. Wenn man nicht mehr atmen kann, beginnt die Rebellion. Der Aufstand in den USA läuft unter dem Motto: „I can‘t breathe“, was auch die letzten Worte des von einem Polizisten ermordeten George Floyd waren. Wollen wir besser atmen, sollten wir uns besser gegen das System von Staat und Kapital organisieren.
Dem Ziel eine gewaltfreie und herrschaftslose Gesellschaft aufzubauen, kann mensch ein ganzes Leben lang treu bleiben. Unsere Freundin, Helga Weber, hat am 15. Mai ihren 85. Geburtstag gefeiert! Als Teil des Herausgeber*innen-Kreises der Graswurzelrevolution unterstützt Helga die Redaktion seit 1974 aktiv, indem sie Texte korrigiert, recherchiert und mit ihren Ideen und Anmerkungen zur Entwicklung der Zeitung beiträgt. Ihre Erfahrungen in der Arbeit mit Texten als Verlegerin des Weber-Zucht-Verlags gibt sie an uns weiter und steht uns immer mit Rat und Tat zur Seite. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken und freuen uns auf weitere Zusammenarbeit mit ihr. Helga, wir sehen uns bald, auch wenn zur Zeit nur online :) Gesundheit, liebe Helga!
Hiermit verabschieden wir uns von Euch und geben die Redaktion an Bernd zurück. Wir wünschen unseren Leser*innen viel Vergnügen, nicht frei vom kritischen Denken!
GWR-Redaktion
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