Titel

Liebe Leser*innen,

Wieder sind wir in der GWR-Redaktion gelandet. Und wie beim ersten Mal soll unsere Arbeit vorübergehend sein. Anders als bei unserem Gastspiel im ersten Halbjahr 2020, sind wir nun mit den redaktionellen Abläufen vertraut, obwohl bei der redaktionellen Arbeit weiterhin „learning by doing“ gilt. Da wir zu dritt sind, haben wir eine andere Arbeits- und Zeiteinteilung eingeführt. So kann jede*r von uns eigene Fähigkeiten, Erfahrungen und Kompetenzen zur Geltung bringen. Dies macht das Ganze einfacher, aber nicht stressfrei und nicht weniger mühsam. Es bleibt eine große Herausforderung für uns, die uns trotzdem viel Spaß macht. Außerdem kann man Bernds einzigartigen Stil nicht fälschen!
In den kommenden Ausgaben wollen wir sowohl inhaltlich, als auch gestalterisch experimentieren. So haben wir für die nächsten Ausgaben gezielt Hauptschwerpunkte geplant und hoffen diese in Zusammenarbeit mit unseren Autor*innen verwirklichen zu können. Natürlich sollen auch aktuelle Themen nicht zu kurz kommen. Dabei ist es uns wichtig, möglichst unterschiedliche Textformen darzustellen: Essay, Reportage, Glosse, Interview etc. Jedes Mal versuchen wir an dieser Aufgabe zu wachsen, da es letztendlich an unseren Autor*innen liegt, welche Form sie bevorzugen. Schließlich möchten wir auch neue Autor*innen für die Graswurzelrevolution gewinnen, um die Vielfalt der Themen und Perspektiven in der Zeitung zu vergrößern. In dieser GWR drucken wir z.B. zu unserem Hauptschwerpunkt „Pressefreiheit!“ einen speziell für uns geschriebenen Text von Olga Nadskakuła-Kaczmarczyk über die russische Medienpolitik ab. Dieser bildet eine gute Ergänzung zu Lou Marins Artikel über Julian Assange und ist angesichts der Proteste in Russland nach Alexei Nawalnys Rückkehr höchst aktuell.
Daneben analysieren und kommentieren Johann Bauer und Wolfgang Haug die jüngsten Ereignisse in den USA. Horst Blumes Artikel „Wie rechts bleibt die Polizei?“ ist ein Beitrag zur aktuellen Debatte über die rechten Tendenzen in der deutschen Polizei. Als Ergänzung berichten Michael Wilk und Ralf Dreis über ihre Gerichtsprozesse, die wegen angeblicher Widerstandshandlungen im Anschluss an eine Demo am 23. März 2019 nach §114 StGB vor dem Amtsgericht Frankfurt geführt wurden. Aufmacher dieser Ausgabe sind die Texte von Jakob Reimann über den Krieg in der Westsahara und von Monika über ein Projekt, das die Erfahrungen von Frauen, die abgetrieben haben, mit Hilfe von virtueller Realität greifbar machen will.
Das Jahr 2021 ist reich an Jubiläen. Am 8. Februar jährt sich der 100. Todestag von Peter Kropotkin. Aus diesem Anlass veröffentlichen wir Texte von Wolfgang Haug und Rolf Raasch, über die Bedeutung seines Schaffens für die anarchistische Praxis. Auch die Kolumne „Stichworte zum Postanarchismus“ von Oskar Lubin beschäftigt sich mit Kropotkins moralischem Nachlass. Weniger rühmlich ist ein anderes Jubiläum. In seinem polemischen Text „30 Jahre Zweiter Golfkrieg“ erinnert Lou Marin an die Peinlichkeiten linker Bellizisten und Antideutscher zu dieser Zeit. Den Reigen der Jahrestage beendet ein Artikel von Gernot Lennert über die War Resisters‘ International (WRI), die dieses Jahr ihren 100. Geburtstag feiert. Ganz im Hier und Jetzt bewegen sich wiederum Emilio Weinbergs Bericht über die letzten Entwicklungen in Lützerath und Luz Kerkelings Artikel über die Weltreise und den anstehenden Besuch der Zapatistas in Europa.
Erstmals findet sich in dieser Ausgabe die Kolumne „Alles in Ordnung“ von Mathias Schmidt, der klug und witzig aktuelle Trends in der Bewegung kommentiert. Seine Glosse erscheint in den fünf kommenden Ausgaben. Wir sind neugierig, wie sie Euch gefällt. Nicht vergessen wollen wir, dass diese Ausgabe mithilfe der tollen Bilder von Herbert Sauerwein, Wilfried Porwol, Dirk Sandbaumhüter und Hannah gestaltet wurde. Vielen Dank Euch allen für Eure Unterstützung!
Die Redaktionsarbeit ähnelt dem Jonglieren. Es ist nicht so einfach alle Bälle in der Luft zu halten. Und hat man gerade ein Gleichgewicht gefunden, wirft einem jemand noch einen ungeheuer wichtigen Ball zu, der unbedingt in die Zeitung muss. Es war keine kleine Leistung unseres Vorgängers zweiundzwanzig Jahre lang mit nur zwei Händen und einem Kopf die Zeitung am Laufen zu halten. Dafür möchten wir uns herzlich bei Bernd Drücke bedanken. Hut ab, Herr Jongleur! Wir wünschen Dir alles Gute auf deinem neuen beruflichen Weg!

Die drei von der Graswurzelrevolution
Monika, Daniel und Dirk