In den kommenden Wochen stehen verschiedene Aktionstage bevor, an denen es sich lohnt teilzunehmen und gewaltfrei-anarchistische Perspektiven sichtbar zu machen: Anti-AKW-Proteste erinnern an den Fukushima-Jahrestag am 11. März, am 18. März wird die Freilassung aller politischen Gefangenen gefordert, zum Internationalen Tag gegen Rassismus am 21. März finden zahllose Demonstrationen und Veranstaltungen statt, und für den 25. März wird zum Globalen Klimastreik mobilisiert.
Bereits am 8. März gehen weltweit Millionen Frauen* auf die Straße, um an diesem feministischen Aktionstag vielfältig, kreativ und lautstark ihre Rechte einzufordern. Seit genau 100 Jahren wird der Internationale Frauen*tag an diesem Datum begangen, und auch wenn sich die konkreten Forderungen teilweise gewandelt haben, sind die Proteste leider heute noch genauso notwendig wie damals. Lasst uns gegen die patriarchale Gesellschaft, geschlechtsspezifische Ausbeutungsformen, sexistische Diskriminierung und Gewalt gegen Frauen* aktiv werden – am 8. März selbst, aber auch an jedem anderen Datum.
Mit unserem Schwerpunkt „Who cares!?“ wollen wir auf zwei eng miteinander verwobene Bereiche aufmerksam machen, die Frauen* ganz besonders betreffen: Im systematisch kaputtgesparten Gesundheitswesen verschlechtern sich nicht nur die Umstände für Patient*innen massiv, sondern auch die Arbeitsbedingungen der meist weiblichen Beschäftigten – und das aus eben diesem Grund: Gerade weil sie im gesellschaftlichen Diskurs weiblich konnotiert sind, werden Pflegeberufe abgewertet und sind durch geringe Bezahlung, chronische Unterbesetzung, schlechte Ausstattung und hohen Druck gekennzeichnet, während organisierte Proteste der Beschäftigten behindert werden. Auf die konkreten Folgen der Neoliberalisierung des Gesundheitswesens in Form von Klinikschließungen und verschlechterten Arbeitsbedingungen weisen die Beiträge von Joseph Steinbeiß und Christian Janßen hin. An Alternativbewegungen und konkrete Gegenentwürfe zum staatlichen Gesundheitssystem in den 1980er-Jahren erinnert der Artikel von Elisabeth Voß.
Ähnlich desolat wie in der Pflege ist die Situation in anderen Care-Berufen, die ebenfalls vor allem von Frauen* ausgeübt werden. Den Komplex der entlohnten Sorgearbeit verbindet unser Schwerpunkt mit der unbezahlten und unsichtbaren Care-Arbeit im privaten Umfeld, die in weiten Teilen auf den Schultern von Frauen* lastet. Uta Meier-Gräwe stellt im Interview die Initiative Equal Care Day vor, die am 1. März einen zentralen Aktionstag begeht. Die umfassende Perspektive einer Care Revolution, die von einer breiten Kampagne gefordert wird, schildert Gabriele Winker. Care workers of the world, unite!
Prägend für diese Ausgabe sind die Libertären Buchseiten (LiBus) in der zweiten Hälfte der Zeitung: Auf zwölf Seiten stellen zahlreiche Rezensionen eine große Bandbreite spannender Neuerscheinungen vor. Die Libertären Buchseiten erscheinen stets in einer Extraauflage, damit sie zusätzlich auf Infotischen und in der Szenekneipe ausgelegt oder direkt an Freund*innen und Kolleg*innen verteilt werden können. In diesem Jahr gab es schon so viele frühzeitige Vorbestellungen, dass die Sonderauflage restlos weg ist. Das freut uns riesig, ist es doch ein Zeichen, dass die LiBus gern und viel gelesen werden und dass es weiterhin zahlreiche libertäre Bücherfreund*innen gibt! Zugleich ist es ein großes Lob und Dankeschön an unsere Rezensent*innen und Autor*innen – dem wollen wir uns uneingeschränkt anschließen.
Doch in dieser Ausgabe warten noch mehr Bücherberge auf euch: Die Anarchistische Gruppe Mannheim gibt schon einen ersten Vorgeschmack auf die Anarchistische Buchmesse vom 26. bis zum 29. Mai, in deren Rahmen die GWR ihre 50-Jahr-Feier veranstaltet. Auch unsere Artikelserie zum GWR-Jubiläum findet ihre Fortsetzung: Einen Einblick in die internen GWR-Abläufe gibt Cécile Lecomte vom Herausgeber*innenkreis.
Mit zwei langen Nachrufen möchten wir in dieser Ausgabe an unseren langjährigen politischen Weggefährten, früheren GWR-Koordinationsredakteur und Autor Jochen Stay erinnern, der im Januar verstorben ist. Lou Marin und Bernd Drücke schildern ihre Sicht auf die Zusammenarbeit in der Graswurzelrevolution ab 1991 und die verschiedenen Stationen und Phasen seines Wirkens. Jochen, wir danken dir für die gemeinsame Zeit, dein Engagement und deine sprudelnden Ideen, die die GWR geprägt und vorangebracht haben.
Die GWR-Redaktion
Kein Grund zu feiern: 40 Jahre Metallica, 30 Jahre „schwarzes Album“
Ein Nachruf auf den ehemaligen GWR-Redakteur Jochen Stay (22.8.1965–15.1.2022)
25 Jahre Neoliberalismus und Marktlogik in Pflege, Betreuung und Begleitung
Gesundheitsbewegung als soziale Selbsthilfe und Risiken der Technologie
Wie antimuslimische Ausgrenzung Privilegien und Ungleichheit aufrechterhält
Schriften des transnationalen Anarchisten M. P. T. Acharya auf Englisch
Arbeitsmigrant*innen im Kampf um ihre Rechte und Anerkennung – auch von DGB-Gewerkschaften
Die Menschheitsgeschichte anhand von Ackerbau und anderen Herrschaftsinstrumenten neu erzählt
Ein brandaktueller Sammelband zu einem links-emanzipatorischen Grundbegriff