Im November 1910 - vor 90 Jahren - starb Leo Tolstoi in einer kleinen russischen Bahnstation, nachdem er endlich von seinem Gutsbesitz geflohen und auch selbst das Eigentum verlassen hatte, das er in seinen politischen Schriften so vehement angegriffen hatte. Tolstoi hat unglaublich viele Facetten und kann hier unmöglich in seiner ganzen Bedeutung für die Antikriegsbewegung, die libertäre Pädagogik, den Anarchismus und besonders den gewaltfreien Anarchismus im 20. Jahrhundert gewürdigt werden. Wir wollen hier einen anderen Anarchisten seiner Zeit, Peter Kropotkin, sprechen lassen. Kropotkin gab im Jahre 1909 in den USA politische und literaturkritische Vorlesungen zur russischen Literatur (veröffentlicht 1975 in einem kleinen, heute nicht mehr erhältlichen Suhrkamp- Bändchen: Petr Kropotkin: Ideale und Wirklichkeit in der russischen Literatur). Dabei befasste er sich u.a. ausführlich mit Tolstoi. Wir dokumentieren hier Kropotkins Interpretationen zu Tolstois literarischem Hauptwerk "Krieg und Frieden" sowie zu dessen Widerstandsphilosophie des "passiven Widerstands". Vielleicht macht Krotpotkins Würdigung unseren LeserInnen Lust, sich im 90. Todesjahr wieder erneut mit Tolstoi zu befassen, mit seiner reichhaltigen Literatur oder mit seinen sozialkritischen Schriften. Im übrigen zeigt Kropotkins Text, was die wirkliche Aufgabe von Intellektuellen wäre, auch wenn das heute kaum noch eine/r von ihnen wahrhaben möchte. (Red. Süd) Weiterlesen