Die andere Form des Terrors: Amok

München-Moosbach geschah am 5. Jahrestag des Massakers von Anders B. Breivik

 411 september 2016 Coastliner

"Man begreift sehr viel mehr von möglichen Mordmotiven, je mehr man über das Leben der Killer weiß. Das Bündel der erfahrenen Verletzungen und Traumata ist in allen Fällen erheblich. Ebenso erheblich ist es aber bei Hunderttausenden anderer jugendlicher oder auch etwas älterer Männer auf der Welt, die dann doch nicht zu Attentätern werden. Wer letztendlich den Entschluss zum Morden und zur Selbstauslöschung fasst, ist durch biografische Details nicht schlüssig erklärbar." (Klaus Theweleit, ((1))) Weiterlesen

Gewaltfrei im Bürgerkrieg

Die anarchistische Ärztin Amparo Poch y Gascón (1902-1968), die Spanische Liga der Kriegsgegner und die Soziale Revolution in Spanien

 410 sommer 2016 Martin Baxmeyer

Eine große und eindrucksvolle Kundgebung hätte es werden sollen, zu der die anarchosyndikalistische Massengewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT) [‚Nationale Konföderation der Arbeit'] für den 18. Juli 1936 in Barcelona aufgerufen hatte. Ein mächtiger Protest der spanischen Bevölkerung und der ‚Völker der Welt', die in der katalanischen Hauptstadt zur ‚Gegen-Olympiade' gegen die im nationalsozialistischen Deutschland abgehaltenen Olympischen Sommerspiele zusammengekommen waren. Eine Demonstration gegen die immer größer werdende Kriegsgefahr in Europa. Namhafte Aktivistinnen und Aktivisten aus dem In- und Ausland waren als Rednerinnen und Redner vorgesehen, so etwa der deutsche Anarchosyndikalist Augustin Souchy oder Fidel Miró, der Kopf der anarchistischen Jugendorganisation. Grußadressen berühmter Genossinnen und Genossen sollten verlesen werden. Die CNT wollte ihre Ablehnung des Krieges und des Militarismus bekräftigen. Die Demonstration fand nie statt. Denn am selben Tag putschten in Spanien Teile des Militärs gegen die Zweite Republik. Der Spanische Bürgerkrieg brach aus, und Spaniens anti-militaristische Anarchisten zogen an die Front. Weiterlesen

Revolution oder Bürgerkrieg?

Zur Kritik der revolutionären Milizkonzeptionen in der Spanischen Revolution

 410 sommer 2016 Lou Marin

In den anarchistischen Diskussionen um die Verteidigung der Spanischen Revolution 1936 werden immer wieder die Positionen der Volksfront-Regierung und der Kommunistischen Partei: "Erst den Krieg gewinnen, dann die Revolution durchführen" der Maxime des "revolutionären Krieges" aufrechter AnarchistInnen entgegengesetzt, an die noch der italienische Anarchist Camillo Berneri die RegierungsanarchistInnen um García Oliver und Federica Montseny während und nach den Maikämpfen von Barcelona 1937 erinnert hat. Doch diese Polarisierung war nicht die einzige unter AnarchistInnen zur Zeit der Spanischen Revolution. Innerhalb der internationalen Solidaritätsbewegung (siehe Artikel auf Seite 10) sowie innerhalb Spaniens selbst gab es auch immer die gewaltkritische, bisweilen gewaltfreie Position, wonach Revolution und Bürgerkrieg an sich Gegensätze seien und sich anarchistische Ideale, wenn man sich durch die Konzeption der Milizen auf die gewaltsame Verteidigung der Revolution einließe, in ihr Gegenteil verkehrten. Trotz ihrer Überzeugung mischten gewaltfreie AnarchistInnen zum Teil in abenteuerlicher Weise kurzfristig bei den Kämpfen mit, um ihre Solidarität zu bezeugen. (GWR-Red.) Weiterlesen

Solidarität mit oder ohne Waffen?

Bart de Ligt und die Positionen der anarchistisch-antimilitaristischen Bewegung in den Niederlanden zur internationalen Solidarität mit Spanien

 410 sommer 2016 Lou Marin

Zu Beginn der Spanischen Revolution von 1936 propagierten - aufgrund der hohen Popularität der indischen antikolonialen Massenbewegung gegen den britischen Kolonialismus Anfang der Dreißigerjahre innerhalb der europäischen Arbeiterbewegung - auch Bart de Ligt (1883-1938) und viele weitere AnarchistInnen und revolutionäre SyndikalistInnen in den Niederlanden die "asiatischen Kampfmittel", wie damals Streiks, Nicht-Zusammenarbeit, ziviler Ungehorsam, Boykott und gezielte Zerstörung von Sachen genannt wurden. Doch, so Bart de Ligt, obwohl es bei den Kämpfen der CNT und FAI eine lange Geschichte der Wirksamkeit dieser Methoden gebe, stoße solche Propaganda gerade bei den spanischen AnarchistInnen und SyndikalistInnen auf Gegenwehr, weil in Spanien gleichzeitig "eine Tradition sowohl kollektiver wie individueller Gewalt existiert, die scheinbar nur äußerst schwer überwunden werden kann". ((1)) Weiterlesen

Zu nervig für den Knast

JVA-Leiter zahlt Bußgeld aus Angst vor politischen Aktionen im und vor der Justizvollzugsanstalt Hildesheim

 409 mai 2016 Eichhörnchen

Die Kletteraktivistin und Graswurzelrevolution-Mitherausgeberin Cécile Lecomte wurde 2013 wegen einer Anti-Atom-Aktion zu einem Bußgeld von 20 Euro verurteilt. Da sie sich weigerte, dies zu bezahlen, erhielt sie eine Ladung zum Haftantritt zur Erzwingungshaft in der Justizvollzugsanstalt Hildesheim. Als sie am Vormittag des 5. April 2016 ihre eintägige Haft antreten wollte, wurde ihr überraschend mitgeteilt, das Bußgeld sei bereits bezahlt worden, sie müsse nicht in die JVA. Erst auf wiederholte Nachfrage wurde ihr schließlich mitgeteilt, wer das Bußgeld übernommen hatte: Zum großen Erstaunen der anwesenden Aktivist*innen war es die Hauptstelle der JVA in Vechta selber. (GWR-Red.) Weiterlesen

Adieu, Marianne

Ein Nachruf

 409 mai 2016 Wolfgang Hertle

Marianne Fritzen (7.4.1924 - 6.3.2016) war maßgebend an der Gründung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg im Dezember 1973 beteiligt. Damals sollte in Langendorf an der Elbe ein Atomkraftwerk gebaut werden - 1977 wurden die Pläne für ein so genanntes "Nukleares Entsorgungszentrum" in Gorleben bekannt. Seitdem repräsentierte die mutige Frau den bürgerlichen Kern der Protestbewegung im Wendland. Weiterlesen