Prostitution als Trauma und Gewalt

 407 märz 2016 Absent Friend

Rachel Moran: Was vom Menschen übrig bleibt. Die Wahrheit über Prostitution, Tectum Verlag, Marburg 2015, 390 S., 17,95 Euro, ISBN: 978-3-8288-3458-3 Die Irin Rachel Moran stammt aus einer zerrütteten, verarmten Familie in Dublin; die Mutter schizophren, der Vater beging bald Selbstmord. Rachel musste als Mädchen ihre vier jüngeren Geschwister großziehen. Mit 14 haute sie ab: ein Jahr Leben als Obdachlose. Mit 15 ging sie in Süd-Dublin auf den Straßenstrich. Es folgten sieben Jahre als prostituierte Frau, als Stripperin, in Zuhälter-Bordells, als Unternehmerin auf eigene Rechnung, als Escort-Prostituierte für eine Agentur - sie hat alles erlebt. Weiterlesen

Familismus

 407 märz 2016 Peter Schadt

Gisela Notz: Kritik des Familismus. Theorie und soziale Realität eines ideologischen Gemäldes, Schmetterling Verlag, Stuttgart 2015, 222 Seiten, 10 Euro, ISBN 3-89657-681-X: I. Will man dem Wörterbuch der Soziologie von Karl-Heinz Hillmann glauben, dann handelt es sich bei Familismus um die "Herrschaft der Familie, soziolog. Bezeichnung für eine Sozialstruktur, in der - inbes. in vormodernen Gesellschaften - die Familie die für die soziale Existenz des einzelnen Menschen wie für den gesellschaftl. Zusammenhalt zentrale soziale Instanz darstellt" (Hillmann 2007: 219). Weiterlesen

Gut aufgestellt

 406 februar 2016 Johann Bauer

„Kurz vor Mitternacht musste der Bahnhofsvorplatz im Bereich des Treppenaufgangs zum Dom durch Uniformierte geräumt werden. Um eine Massenpanik durch Zünden von pyrotechnischer Munition bei den circa 1000 Feiernden zu verhindern, begannen die Beamten kurzfristig die Platzfläche zu räumen. Trotz der ungeplanten Feierpause gestaltete sich die Einsatzlage entspannt – auch weil die Polizei sich an … Weiterlesen

„Wir haben es euch ja gesagt“

Nach den Angriffen auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht versuchen Rechte feministische Diskurse zu instrumentalisieren

 406 februar 2016 Kerstin Wilhelms-Zywocki

Vieles ist geschrieben worden zu den Angriffen auf Frauen am Kölner Hauptbahnhof in der Silvesternacht. Das meiste davon reicht von erstaunlich über groben Unfug bis hin zur Diffamierung ganzer Bevölkerungsgruppen und offen rassistischer Hetze. Am schmerzhaftesten ist sicherlich die Vereinnahmung von feministischen Positionen für genau diese rassistische Propaganda. Weiterlesen

Zwischenruf aus Köln

 406 februar 2016 Luzie Morgenstern

Silvester geschah in Köln, was an vielen Orten täglich in diesem Land geschieht. Frauen wurden sexuell belästigt, genötigt, vergewaltigt. Die bisher ausgemachte vermutliche Tätergruppe entspricht dem, was allgemein schon lange bekannt ist und im "Sozialstaat" konsequent ignoriert wird. Männlich, jung, marginalisiert, perspektivlos, das sind die wesentlichen Faktoren, die Gewalt und andere Straftaten begünstigen, und das unabhängig von Herkunft oder Nationalität ((1)) ((2)). Weiterlesen

Schutzkonzept für geflüchtete Frauen

 406 februar 2016 Maria Braig

Seit einiger Zeit entdecken viele Zeitgenossen, von denen wir das gar nicht erwartet hätten, ihre kämpferische "feministische" Seite. Gleichberechtigung für Frauen ((*)) und Frauenbefreiung wird großgeschrieben - allerdings nur, solange es nicht darum geht, Frauen im eigenen Land gleich zu bezahlen wie Männer und ihnen überhaupt immer und überall die gleichen Möglichkeiten einzuräumen. Weiterlesen

Anarchismus ohne Adjektive, Feminismus mit Tücken

Die Anarchistin Teresa Mañe Miravet (alias Soledad Gustavo) wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden

 402 oktober 2015 Jens Kastner

In nahezu jeder Ausgabe der Revista Blanca schrieb Soledad Gustavo einen Artikel zu einem historischen oder kulturellen Thema. Die anarchistische Aktivistin war, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Juan Montseny, der unter anderem unter dem Pseudonym Federico Urales schrieb, auch Mitbegründerin dieser "besten der mehr als dreißig Zeitschriften, die im Dunstkreis des Anarchismus" ((1)) um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in Spanien publiziert wurden. Weiterlesen

Frauenhandel

Emma Goldman zum Thema Prostitution

 401 september 2015 Emma Goldman (1910)

Amnesty International (ai) hat im August 2015 in Dublin beim International Council Meeting (ICM) einen Beschluss zum Umgang mit Prostitution getroffen. Die Menschenrechtsorganisation will sich künftig für die Entkriminalisierung der Prostitution weltweit einsetzen. Die EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer äußerte sich empört: "Amnesty will Zuhälter schützen." Die Entscheidung sei "das unrühmliche Ende einer Menschenrechts-Organisation". Anders Johanna Weber, politische Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen: "Wir brauchen mehr Rechte, denn das ist unser Schutz, und keine Verbote." Ähnlich wie Weber äußerte sich u.a. der Deutsche Frauenrat. Amnesty International argumentiert, man habe vor dem Beschluss viele Betroffene angehört und drei Jahre zum Thema Sexarbeit recherchiert. Dabei habe sich herausgestellt, dass Prostituierte in Ländern, in denen das Gewerbe verboten ist, in stärkerem Maße von Gewalt und Ausbeutung betroffen seien als in Ländern, in denen Prostitution legal sei. Die ai-Entscheidung sorgte für eine Belebung der Diskussion um ein Thema, das auch in der GWR kontrovers diskutiert wurde. Mit Kerstin Wilhelms Artikel "Prostitution zwischen Arbeit und Missbrauch" begann im Dezember 2013 in der Graswurzelrevolution Nr. 384 eine kritische Auseinandersetzung mit dem von Alice Schwarzer lancierten "Appell gegen Prostitution". Mit zig weiteren, kontroversen Beiträgen unter anderem von Antje Schrupp, Luzie Morgenstern, Snowman, Rosen Hicher, Elke Steven, Marita Blauth, Manuela Schon, Dju und Kerstin Wilhelms wurde die Diskussion seitdem in der GWR vertieft. Einen immer noch aktuellen, den Horizont erweiternden Blick auf das Thema bietet ein im deutschsprachigen Raum kaum bekannter Beitrag der Anarchistin Emma Goldman (1869-1940). Ihr Artikel erschien 1910 unter dem Titel "The traffic in woman" in der von ihr in den USA herausgegebenen anarchistischen Zeitschrift "Mother Earth". Ins Deutsche übersetzt hat ihn Katja Rameil für den 2014 im unrast-Verlag erschienenen, sehr lesenswerten, aber bisher kaum verbreiteten Sammelband "Emma Goldman. Anarchismus und andere Essays". Wir danken dem unrast-Kollektiv für die Nachdruckerlaubnis. (GWR-Red.) Weiterlesen