„An den Kerkertoren hat der Bruderzwist zu schweigen“

Erich Mühsams Aktivität für die Rote Hilfe Deutschlands (RHD)

 409 mai 2016 Silke Makowski

Anarchistischer Schriftsteller, Bohemien, Räterevolutionär - und Aktivist der Roten Hilfe Deutschlands: Zu den weniger bekannten Aspekten von Erich Mühsams Leben und Wirken gehören sein Engagement in der KPD-nahen Solidaritätsorganisation und sein Einsatz für politische Gefangene. Nachdem er selbst während seiner Haftzeit intensiv von der Roten Hilfe unterstützt worden war, wirkte er über Jahre hinweg als Redner und Autor für diese Sache. Weiterlesen

Die Avantgarde und die Revolutionierung des Alltags

Ein Interview mit Alexander Emanuely, Autor des Buches "Avantgarde I"

 408 april 2016 Interview: Peter Schadt

Anarchistische Bohémiens wie Jules Vallès, Stéphane Mallarmé, Félix Fénéon bereiteten im Paris des 19. Jahrhunderts mit ihrem Kampf gegen die bürgerliche Gesellschaft den Boden für Dada. Dieser entstand schließlich 1916 in Zürich, in Auflehnung und Wut gegen das blutrünstige Europa des Ersten Weltkriegs [vgl. GWR 406]. Die Revolte dieser ersten Generation von AvantgardistInnen, größtenteils Kriegsflüchtlinge, war zuerst gegen die eigene, korrumpierbare Sprache und gegen die Institution Kunst gerichtet. Doch nicht nur die DadaistInnen wollten nichts mehr mit einer gesellschaftlichen Ordnung zu tun haben, die Weltkriege provoziert. So kam es zu mehreren Revolutionen, von denen sich eine hat durchsetzen können, nämlich die Oktoberrevolution 1917 in Russland. Diese sollte der nächsten Avantgarde-Generation - den SurrealistInnen - ganz neue Möglichkeiten von Antikunst eröffnen, um revolutionäre und emanzipatorische Ziele zu verfolgen sowie Kunst und Lebenspraxis zusammenzuführen. Vor einigen Monaten erschien Alexander Emanuelys Buch "Avantgarde I" im Schmetterling-Verlag. Mit dem Autor sprach für die Graswurzelrevolution Peter Schadt. (GWR-Red.) Weiterlesen

Hafen der Ideen

Dortmund. Das neue anarchistische Zentrum wurde feierlich eröffnet und lässt sich durch die Neonazis nicht einschüchtern

 408 april 2016 Black Pigeon

Viel ist geschehen, seit in der Graswurzelrevolution Nr. 405 im Januar 2016 über die Crowdfunding-Kampagne für ein anarchistisches Zentrum Dortmund berichtet wurde. Im Endspurt der Kampagne hatten wir alle Hände voll zu tun, aber zusammen mit unseren Unterstützer*innen haben wir es geschafft, das angestrebte Spendenziel zu erreichen. Weiterlesen

Anarchosyndikalismus als Alternative

Ein Gespräch mit dem Gewerkschaftsaktivisten Heiko Maiwald (FAU)

 407 märz 2016 Interview: Bernd Drücke

Heiko Maiwald (* 1974 in Berlin) ist Krankenpfleger und macht seit über 20 Jahren Betriebsarbeit in Gesundheitseinrichtungen. Er ist Mitglied der Gewerkschaft Gesundheits- und Soziale Berufe Hannover (GGB), einem Syndikat der anarchosyndikalistischen Freien Arbeiterinnen- und Arbeiter-Union (FAU). Der Basisgewerkschafter ist Autor u.a. von "Aus dem Takt. Offensive Betriebsarbeit im Gesundheitswesen", "Betriebsausfall. Herbststurm 1989/90 in der DDR und die Kampftraditionen in 20 Jahren Nachwende" und "Aus dem Schatten treten! Anregungen für die anarchosyndikalistische Gewerkschaftsarbeit" (alle Syndikat A, Moers). Er hat Beiträge u.a. in "Die großen Streiks" (Unrast, Münster) und in "FAU. Die ersten 30 Jahre" (Edition AV, Lich) veröffentlicht und schreibt regelmäßig für die Direkte Aktion (DA) und die Graswurzelrevolution. Im Februar 2016 interviewte ihn GWR-Redakteur Bernd Drücke im Studio des Medienforums Münster. An der Technik saß Klaus Blödow (Medienforum Münster). Die dort produzierte Radio Graswurzelrevolution-Sendung läuft am 28.2. von 19:04 Uhr bis 20 Uhr im Bürgerfunk auf Antenne Münster (95,4 Mhz.) und kann auch im Livestream auf www.antennemuenster.de gehört werden. Wir drucken eine redaktionell überarbeitete Version. (GWR-Red.) Weiterlesen

Gegengeschichten oder Versöhnung?

Erinnerungskultur 80 Jahre nach Beginn der Spanischen Revolution 1936

 407 märz 2016 Wolfgang Haug

Alexandre Froidevaux: Gegengeschichten oder Versöhnung? Erinnerungskulturen und Geschichte der spanischen Arbeiterbewegung vom Bürgerkrieg bis zur "Transición" (1936-1982), Verlag Graswurzelrevolution, Heidelberg 2015, 600 Seiten, 28,90 Euro, ISBN 978-3-939045-25-0 Die Erinnerungskultur am Beispiel des Spanischen Bürgerkriegs und der Spanischen Revolution aus den verschiedenen politischen Blickwinkeln aufzuarbeiten und darzustellen, ist bereits ein hoher Anspruch. Ihre Auswirkung auf die spanische Transicón, den Übergang von der Franco-Diktatur zur parlamentarischen Monarchie, zu beschreiben, macht die gestellte Aufgabe umso größer. Weiterlesen

Avantgarde ohne Bewegung

AnarchosyndikalistInnen in der Nachkriegszeit

 407 märz 2016 Dieter Nelles

Hans Jürgen Degen: Anarchismus in Deutschland 1945 - 1960. Die Föderation Freiheitlicher Sozialisten, Verlag Edition AV, Lich 2015, 523 S., 24,50 Euro, ISBN 978-3-86841-115-9 Bei dem Buch von Hans Jürgen Degen handelt es sich um eine überarbeitete und erweiterte Fassung seiner Arbeit über die Föderation Freiheitlicher Sozialisten (FFS) aus dem Jahr 2002. Auf einer breiten Quellenbasis hat er die Organisationsgeschichte der seiner Meinung nach "bedeutendsten libertären Organisation nach 1945" (S. 15) verfasst. Weiterlesen

„Es gibt keinen Grund, nicht weiterzumachen!“

 407 märz 2016 Hanna Poddig

Rehzi Malzahn (Hg.): dabei geblieben. Aktivist_innen erzählen vom Älterwerden und Weiterkämpfen, Unrast, Münster, September 2015, 256 Seiten, 16 Euro, ISBN 978-3-89771-576-9 Vielversprechend hörte es sich an. Ein Interview-Buch mit dabei Gebliebenen. Mit radikalen politischen Menschen, die dem Politischen nicht den Rücken gekehrt haben. Weiterlesen

Die Rätebewegung in Berlin 1919/1920

Eine sozialistische Alternative jenseits von Sozialdemokratie und Stalinismus

 407 märz 2016 Dieter Nelles

Axel Weipert: Die Zweite Revolution. Rätebewegung in Berlin 1919/1920. Bebra Verlag, Berlin 2015, 476 S., 32 Euro, ISBN 978-3-95410-062-0 Im November 1943 schrieb der 1938 in die USA emigrierte Ernst Fraenkel in der deutschsprachigen "New Yorker Volkszeitung": "Was immer man auch sonst vom 9. November halten mag, jenes Beispiel wird geschichtsbildende Kraft behalten. Ein Volk, das einmal in kritischer Stunde sein Geschick in die eigene Hand genommen hat, wird auf die Dauer niemals wieder ganz entmündigt werden können." Weiterlesen

Oh du böse, weite Welt!

 407 märz 2016 Martin Baxmeyer

Cohn, Jesse, Underground Passages. Anarchist Resistance Culture 1848-2011, Oakland u.a. (AK Press), USA 2014 Wo viel geschrieben wird, wird auch viel Minderwertiges geschrieben. Diese Binsenweisheit bewahrheitet sich seit einigen Jahren in der englischsprachigen Anarchismusforschung. Die erfreuliche Dynamik, Intensität und Produktivität der disziplinübergreifenden anarchist studies wird relativiert durch das Niveau einiger ihrer Veröffentlichungen. Dabei werden zwei Trends erkennbar, die sich gegenüberstehen und doch in gleicher Weise kritikwürdig sind. Weiterlesen