NeoAnarchismus, PostAnarchismus, Apfelmus

 403 november 2015 R@lf G. Landmesser

Beliebigkeit als Lebenseinstellung ist bequem. Aber sie führt nicht weiter. Anarchismus hat freilich Grundsätze, wenige, aber relevante. Diese sind auch nicht mit allem "neo", "post" oder libertinösem Gequatsche hinwegzudeklamieren. Versatzstücke abgreifen und sich einen Lifestyle- & Mode-Anarchismus zimmern, womöglich gar ohne die manchen unangenehme Perspektive Sozialismus, mag ja alles Mögliche hervorbringen, aber keine soziale Revolution mit dem Ergebnis Anarchie > Herrschaftsfreiheit. Anarchismus ist nicht bequem. Weder für seine Gegner*innen noch seine Befürworter*innen. Freiheit ist tagtäglich zu erkämpfen und selbst wenn mensch sie vermeintlich hätte, wäre sie zu verteidigen. Denn ihre Feinde sind pathologisch unsterblich: Hochmut, Hass, Selbstsucht, Neid, Missgunst, Machtgeilheit, Raffgier, Gruppenzwang und einige mehr. Bequem ist Kernanarchismus als Lebenshaltung nicht, aber ungemein zukunftsfähig und befriedigend. I can't get no Anarchy - but I try, but I try, but I try … a lecture with R@lf. So hatte ich eine A-Laden Experience (ALEx)-Veranstaltung im BAIZ für September 2015 angekündigt. Weiterlesen

Gilt in der Anarchie die Straßenverkehrsordnung?

Ein Gespräch mit dem Buchautor Jochen Knoblauch

 402 oktober 2015 Interview: Bernd Drücke

Der Autor und Blogger Jochen Knoblauch (geboren 1954 in Berlin) gehört seit Jahrzehnten zu den umtriebigen Anarchisten im deutschsprachigen Raum. Knobi war Mitherausgeber des "Schwarzen Kalenders" und der "anarchistischen session". Er betreibt den Blog "knobi-der-buechernomade", arbeitet u.a. bei der Graswurzelrevolution mit und ist Herausgeber diverser Bücher und Broschüren. Mit ihm sprach am 12. September 2015 in Berlin GWR-Redakteur Bernd Drücke. (GWR-Red.) Weiterlesen

Ein Langmütiger ist gegangen

Persönliche Gedanken zum Tod von Wolfgang Zucht (geboren am 30.1.1929 - gestorben am 17.9.2015)

 402 oktober 2015 Elmar Klink, Bremen, 25.9.2015

Als sie kam, war es eine jener Nachrichten, die man als Freund nicht wahrhaben mochte, mit der aber seit einiger Zeit gerechnet werden musste. Wieder einmal hat der Krebs in einem menschlichen Organismus - obwohl mit der Energie guter Ernährung und gewaltfreier Lebenseinstellung erstaunlich lange aufgehalten - gesiegt. Nun ist Wolfgang am Ende des Wegs, der auch Ziel war, angelangt. Weiterlesen

Schluss mit der Überwachung!

Bespitzelung vom Gericht für unrechtmäßig erklärt. Verdeckter Ermittler Simon Bromma in Heidelberg

 402 oktober 2015 Silke

Am Ende eines arbeitsreichen Sommers konnte der Heidelberger AK Spitzelklage einen Riesenerfolg verbuchen: das Verwaltungsgericht Karlsruhe stufte am 26. August 2015 den Einsatz des Verdeckten Ermittlers Simon Bromma als rechtswidrig ein. Dieses Urteil sorgte für ein großes Medienecho. Es ist ein wichtiges Signal, das den Repressionsbehörden ähnliche Überwachungsaktionen erschwert. Weiterlesen

Anarchismus ohne Adjektive, Feminismus mit Tücken

Die Anarchistin Teresa Mañe Miravet (alias Soledad Gustavo) wäre in diesem Jahr 150 Jahre alt geworden

 402 oktober 2015 Jens Kastner

In nahezu jeder Ausgabe der Revista Blanca schrieb Soledad Gustavo einen Artikel zu einem historischen oder kulturellen Thema. Die anarchistische Aktivistin war, gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten Juan Montseny, der unter anderem unter dem Pseudonym Federico Urales schrieb, auch Mitbegründerin dieser "besten der mehr als dreißig Zeitschriften, die im Dunstkreis des Anarchismus" ((1)) um die Jahrhundertwende zum 20. Jahrhundert in Spanien publiziert wurden. Weiterlesen

Denen die Stimme leihen, die geknechtet sind wie wir

Eine Hommage an den Journalisten Albert Camus

 402 oktober 2015 Henning Melber

Albert Camus - Journalist in der Résistance. Leitartikel und Artikel in der Untergrund- und Tageszeitung Combat von 1944 bis 1947. Zusammengestellt, herausgegeben und kommentiert von Jacqueline Lévi-Valensi. Aus dem Französischen von Lou Marin. 2 Bände. Hamburg: LAIKA Verlag 2014, 340 und 261 S., jeweils 24.90 Euro, ISBN 978-3-944233-26-6 bzw. 978-3-944233-25-3 Weiterlesen

Die wahre Geschichte des A im Kreis

 402 oktober 2015 Amedeo Bertolo (Centro Studi Libertari - CSL) Marianne Enckell (Centre International de Recherches sur l'Anarchisme - CIRA) Übersetzung: Lou Marin

Das A im Kreis ist ein derart verbreitetes, bekanntes und wieder erkennbares Zeichen, dass es heute als ein traditionelles Symbol für die Anarchie angesehen wird, als hätte es dieses schon immer gegeben. Weiterlesen

Frauenhandel

Emma Goldman zum Thema Prostitution

 401 september 2015 Emma Goldman (1910)

Amnesty International (ai) hat im August 2015 in Dublin beim International Council Meeting (ICM) einen Beschluss zum Umgang mit Prostitution getroffen. Die Menschenrechtsorganisation will sich künftig für die Entkriminalisierung der Prostitution weltweit einsetzen. Die EMMA-Herausgeberin Alice Schwarzer äußerte sich empört: "Amnesty will Zuhälter schützen." Die Entscheidung sei "das unrühmliche Ende einer Menschenrechts-Organisation". Anders Johanna Weber, politische Sprecherin des Berufsverbands erotische und sexuelle Dienstleistungen: "Wir brauchen mehr Rechte, denn das ist unser Schutz, und keine Verbote." Ähnlich wie Weber äußerte sich u.a. der Deutsche Frauenrat. Amnesty International argumentiert, man habe vor dem Beschluss viele Betroffene angehört und drei Jahre zum Thema Sexarbeit recherchiert. Dabei habe sich herausgestellt, dass Prostituierte in Ländern, in denen das Gewerbe verboten ist, in stärkerem Maße von Gewalt und Ausbeutung betroffen seien als in Ländern, in denen Prostitution legal sei. Die ai-Entscheidung sorgte für eine Belebung der Diskussion um ein Thema, das auch in der GWR kontrovers diskutiert wurde. Mit Kerstin Wilhelms Artikel "Prostitution zwischen Arbeit und Missbrauch" begann im Dezember 2013 in der Graswurzelrevolution Nr. 384 eine kritische Auseinandersetzung mit dem von Alice Schwarzer lancierten "Appell gegen Prostitution". Mit zig weiteren, kontroversen Beiträgen unter anderem von Antje Schrupp, Luzie Morgenstern, Snowman, Rosen Hicher, Elke Steven, Marita Blauth, Manuela Schon, Dju und Kerstin Wilhelms wurde die Diskussion seitdem in der GWR vertieft. Einen immer noch aktuellen, den Horizont erweiternden Blick auf das Thema bietet ein im deutschsprachigen Raum kaum bekannter Beitrag der Anarchistin Emma Goldman (1869-1940). Ihr Artikel erschien 1910 unter dem Titel "The traffic in woman" in der von ihr in den USA herausgegebenen anarchistischen Zeitschrift "Mother Earth". Ins Deutsche übersetzt hat ihn Katja Rameil für den 2014 im unrast-Verlag erschienenen, sehr lesenswerten, aber bisher kaum verbreiteten Sammelband "Emma Goldman. Anarchismus und andere Essays". Wir danken dem unrast-Kollektiv für die Nachdruckerlaubnis. (GWR-Red.) Weiterlesen