Der diskrete Charme von Hausstaubmilben und Anarchie

Geschichte, Blüte und Scheitern des Münsteraner Umweltzentrum-Archivs

 375 januar 2013 Bernd Drücke

"Der UWZ-Song Im UWZ hängt der Haussegen schief Von wegen Archiv, von wegen Archiv Die Spaltung ist erschreckend schwarz und tief Von wegen Archiv, von wegen Archiv Mal ehrlich, wer soll den ganzen Kram denn lesen? Seit 1992 ist keiner mehr da gewesen. Sieben alte Säcke sollt ihr sein Und die treten ein in den Verein Die ihre besten Zeiten längst schon hatten In alten Debatten, in alten Debatten Soll'n verstauben zwischen Protokollen, Büchern und Papieren Während andere über autonome Zentren diskutieren. Die Lösung ist recht einfach und steht fest, Wenn man ihn nur lässt, wenn man ihn nur lässt, Besorgt der liebe Gott recht gern den Rest Ein heimeliges Nest, ein heimeliges Nest Auferstanden aus Ruinen Steigt die Uppe aus dem Sand, der der ganze linke Krempel all die Zeit im Wege stand Die Münsteraner Linke ist zu lieb Es geht ums Prinzip, es geht ums Prinzip Zuviel Liebe stört nur den Betrieb Doch was uns blieb, doch was uns blieb: Alles das, was heute an Gewichtigem passiert Das wird später vom Verein für alle Zeiten archiviert (Hä hä hä hä hä hä hä)." Der Blarze Schwock, anarchistisches Kabarettensemble aus Münster, 2005 Weiterlesen

Die Mitmach-Falle

Die Politische Mediation ist nur ein Baustein in einem weiter ausgreifenden Herrschaftsprojekt, das Bürgerbeteiligung heißt

 375 januar 2013 Thomas Wagner

Als Auftakt einer Diskussion zum Thema "Politische Mediation" erschien im November 2012 in der GWR 373 Besalinos Artikel "Trick 17 mit Selbstüberlistung / Warum die Beteiligung an der Schlichtung zu S21 ein Fehler war und wieso die Politische Mediation keine Alternative ist". Daran anknüpfend haben wir im Dezember in der GWR 374 eine Erwiderung von Christoph Besemer und Roland Schüler abgedruckt, sowie die Antwort darauf von Besalino und Michael Wilks Analyse "Stuttgart 21- ein Lehrstück. Mediation als Konfliktbewältigungsstrategie". Diesmal setzen wir die Diskussion mit einem Text des libertären Kultursoziologen Thomas Wagner fort. Für die GWR 376 planen wir einen Beitrag zum Themenkomplex, der die RWE-Studie "Akzeptanz braucht Bürgerbeteiligung" zum Widerstand im Hambacher Forst unter die Lupe nehmen wird. (GWR-Red.) Weiterlesen

Von Fußfesseln und Spaziergängen

Gegen das Diktat der Arbeit

 375 januar 2013 Simon

"Die elektronische Fußfessel bietet damit auch Langzeitarbeitslosen und therapierten Suchtkranken die Chance, zu einem geregelten Tagesablauf zurückzukehren und in ein Arbeitsverhältnis vermittelt zu werden." Mit diesem Satz forderte 2005 der damalige Justizminister (und heutige Vorsitzende) der hessischen CDU-Fraktion, Christean Wagner, die Repressionen gegen jene, die des Kapitalverbrechens "nichts aus sich zu machen" schuldig befunden werden, auf ein höheres Niveau zu heben. ((1)) Weiterlesen

Eine unrechtsstaatliche Geschichte

Wie in der Altbundesrepublik millionenfach geschnüffelt und gelauscht wurde - von Amts wegen

 375 januar 2013 Arno Klönne

Über viele Jahre hin lagerten sie in ministeriellen und behördlichen Archiven: Massen von "VS"-Akten. Das Kürzel meint hier nicht den Verfassungsschutz, sondern bedeutet "Verschluss", Geheimhaltung also. Mit den Ämtern für Verfassungsschutz allerdings hatten die Archivalien ihren Zusammenhang, denn unter anderem ging es um deren Tätigkeit, und um die Verfassung selbst ging es allemal, und zwar darum, wie sich der Artikel 10 des Grundgesetzes im großen Stil unterlaufen ließ, ungesetzlich und doch von Amts wegen. Weiterlesen

Jede/r macht Fehler, auch Foucault!

Für ein Aufeinanderzugehen von Anarchismus und Poststrukturalismus auf Augenhöhe

 374 dezember 2012 Philippe Kellermann

Der Begriff Poststrukturalismus kennzeichnet diverse sozialwissenschaftliche Ansätze und Methoden, die ab 1968 zuerst in Frankreich entstanden und sich kritisch mit dem Verhältnis von sprachlicher Praxis und sozialer Wirklichkeit auseinandersetzen. "Maßgeblich ist dabei die Einsicht, dass die Sprache die Realität nicht bloß abbildet, sondern mittels ihrer Kategorien und Unterscheidungen auch herstellt. Typischerweise ist mit dieser Perspektive auch eine Abkehr von einer objektivistischen Sicht auf die Gesellschaft verbunden, die soziale Tatsachen als notwendig ansieht; stattdessen werden die unterschiedlichen Möglichkeiten (Kontingenz) gesellschaftlicher Entwicklungen betont." ((1)) In ihrem Diskussionsbeitrag "Bondage, Zynismus und Konstruktionen / Der Anarchist David Graeber und der Poststrukturalismus" haben Jens Kastner und Torsten Bewernitz im November in der Graswurzelrevolution Nr. 373 eine Lanze für den Poststrukturalismus gebrochen. Darauf antwortet nun Philippe Kellermann. (GWR-Red.) Weiterlesen

Stuttgart 21 – ein Lehrstück

Mediation als Konfliktbewältigungsstrategie

 374 dezember 2012 Michael Wilk

Als Auftakt einer Diskussion zum Thema Politische Mediation erschien im November in der GWR 373 Besalinos Artikel "Trick 17 mit Selbstüberlistung / Warum die Beteiligung an der Schlichtung zu S21 ein Fehler war und wieso die Politische Mediation keine Alternative ist". Daran anknüpfend bringen wir diesmal eine Vertiefung des Themas durch den folgenden Artikel von Michael Wilk, sowie auf Seite 12 eine Erwiderung von Christoph Besemer (Werkstatt für Gewaltfreie Aktion, Baden) und Roland Schüler (Friedensbildungswerk Köln). Die Antwort darauf von GWR-Mitherausgeber Besalino findet Ihr auf Seite 13. Für die GWR 375 planen wir eine Fortsetzung der Diskussion, u.a. mit einem Beitrag des libertären Kultursoziologen Thomas Wagner. (GWR-Red.) Weiterlesen

Kapitalismus – sonst nichts?

Vom Märchen der Wohlstandsmaschine zu Kriterien der Emanzipation

 374 dezember 2012 Nicolai Hagedorn

Immer weniger Deutsche nehmen Artikel zur Eurokrise noch mit Interesse wahr. Das ergibt eine Untersuchung des Instituts Allensbach. Danach bricht die Lektüre bei Artikeln, die die Signalwörter ESM, ESFM oder Stahlpakt enthalten, oft schon nach 37 Wörtern ab. Danach kann man praktisch jeden Quatsch schreiben, remmbremmer-deng, weil ja ohnehin nur mehr der Mann im Mond zuhört. Schreibt das Titanic-Magazin, während der kapitalistische Globalskandal ungebremst weiterprozessiert und nach Schätzungen der Internationalen Arbeitsorganisation ILO "kommendes Jahr sieben Millionen Jobs vernichten" wird, womit die Community der Joblosen weltweit dann bei geschätzten 209 Millionen liegen dürfte. Weiterlesen

Titelseite

Ein gewaltfreier Anarchist

Geehrt mit der Ossietzky-Medaille: Peter Lilienthal

 374 dezember 2012 Bernd Drücke (GWR-Koordinationsredakteur)

Liebe Leserinnen und Leser, ein Schwerpunkt der neuen Ausgabe ist die Vertiefung der im November mit der GWR 373 angestoßenen Diskussionen über Politische Mediation, Gewaltfreiheit, Anarchismus und Poststrukturalismus. Zudem beleuchtet die GWR 374 aus Bewegungsperspektive die in den Massenmedien diffamierten Protestaktionen im Hambacher Forst, wirft einen Blick über den Tellerrand, z.B. nach Indien, Griechenland und … Weiterlesen