Fahnenflucht ist in Deutschland bis heute nach § 16 Wehrstrafgesetz strafbar. Während des Zweiten Weltkriegs wurden von der Nazi-Justiz über 30.000 Todesurteile gegen Deserteure gefällt. Davon wurden mindestens 23.000 vollstreckt. Bis zum Kriegsende im Mai 1945 wurden viele Männer, die sich durch Fahnenflucht der Beteiligung am befohlenen Massenmord entzogen, standrechtlich erschossen. Dieser Gefahr zum Trotz desertierten während des Zweiten Weltkriegs von den 18,2 Millionen Wehrmachtssoldaten bis zu 400.000. Einer dieser Deserteure war der spätere Lehrer Rainer Schepper.
Nach Erscheinen seines Buches „Ich war Deserteur“ (1) wurde der Publizist und Rezitator standard- und niederdeutscher Sprache als „Vaterlandsverräter“ beschimpft. Sein 2016 erschienener „Lebensreport“ (2) dokumentiert auch, wie der Militarismus im Nazideutschland den Alltag der Jugendlichen bestimmt hat. Zentral sind die Erlebnisse, die Schepper während der letzten Kriegsmonate gemacht hat. Im Januar 1945 wurde der damals 17-Jährige zum Kriegseinsatz an die Ostfront kommandiert. Er floh, desertierte dreimal und entkam, trotz Standgericht und Strafkommando. Heute ist er vielleicht der letzte noch lebende Wehrmachtsdeserteur. Mit dem 91-Jährigen führte am 12.11.2018 GWR-Redakteur Bernd Drücke ein Zeitzeugengespräch (3), das wir hier in Auszügen veröffentlichen. (GWR-Red.) Weiterlesen