Beitragkolonialism

Koloniale Amnesie

Deutschland und die Schmusedecke des Halb-Erinnerns

 481 september 2023 Henning Melber

Der deutsche Kolonialismus und seine Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurden lange verdrängt oder geleugnet. Dabei war das deutsche Kolonialreich 1914 das an Fläche drittgrößte nach dem britischen und französischen. In den deutschen Kolonien wurde Widerstand brutal niedergeschlagen. In „Deutsch-Südwestafrika“, dem heutigen Namibia, wurden an den Herero und Nama der erste Völkermord des 20. Jahrhunderts verübt. In dieser GWR beleuchten wir mit einem Schwerpunkt die deutsche Politik des Verdrängens und des Neo-Kolonialismus in Zeiten der „Energiekrise“. (GWR-Red.) Weiterlesen

Beitragchile

Schwierige Erinnerung

Der 50. Jahrestag des Putsches in Chile

 481 september 2023 Stephan Ruderer

Vor 50 Jahren putschte mit Hilfe der USA das Militär in Chile. Der 1970 demokratisch gewählte sozialistische Präsident Salvador Allende nahm sich das Leben, nachdem die Luftwaffe den Präsidentenpalast La Moneda bombardiert hatte und Soldaten in den Palast eingedrungen waren. Zigtausende Linke wurden verhaftet und gefoltert. Amnesty International schätzt, dass 30.000 Menschen alleine im ersten Jahr der bis 1990 wütenden Pinochet-Diktatur ermordet wurden. Wir haben den 1974 in der Graswurzelrevolution Nr. 7 erschienenen Artikel „Chile: Ist der friedliche Weg also unmöglich?“ auf graswurzel.net wieder zugänglich gemacht ((1)). In dieser GWR erinnern wir mit Artikeln von Isabel Lipthay und Stephan Ruderer an den durch „Nine-Eleven“ von vielen Medien weitgehend vergessen gemachten 11. September 1973 in Chile. (GWR-Red.) Weiterlesen

Beitragkrieg

„Wir werden alles tun, um diesen Krieg zu stoppen“

Ein Gespräch mit dem alternativen Nobelpreisträger Vladimir Slivyak

 480 sommer 2023 Interview: Bernd Drücke und Alex Kempfle

Der russische Öko-Aktivist und Anarchist Vladimir Slivyak ist in den internationalen Anti-Atomkraft- und Klimagerechtigkeits-Bewegungen aktiv. Seit über einem Jahr lebt der Co-Vorsitzende der russischen Umweltschutzorganisation Ecodefense (Öko-Verteidigung) im Exil in Deutschland, aufgrund der Repression in Russland. Im Oktober 2021 wurde er in Schweden mit dem Alternativen Nobelpreis (Right Livelihood Award) ausgezeichnet. Vladimir war der erste, der auf die Gefahren des Transportes von abgereichertem Uran von Deutschland nach Russland aufmerksam machte. ((1)) Von 2011 bis 2015 lehrte der Graswurzelrevolutionär Umweltpolitik an der Hochschule für Wirtschaft in Moskau. 2016 veröffentlichte er das Buch „From Hiroshima to Fukushima“. 2019 drehte er mit anderen einen Dokumentarfilm über die Zerstörungen der Landschaft und Gefährdungen für die Gesundheit im Kohlegebiet des Kusbass. 2022 wurde er als „Stromrebell 2022“ von den Elektrizitätswerken Schönau ausgezeichnet. Unter anderem über die erste anarchistische Aktion in Kaliningrad 1989, den Ukraine-Krieg, die Situation in Russland, sein Exil und den russisch-europäischen Uran-Deal sprachen mit ihm GWR-Redakteur Bernd Drücke und GWR-Praktikant Alex Kempfle. Wir veröffentlichen eine transkribierte, gekürzte Version des Radio Graswurzelrevolution-Interviews ((2)). (GWR-Red.) Weiterlesen

Beitragsudan

Gibt es Hoffnung für den Sudan?

Erinnerung an die gewaltfrei-libertäre Taha-Tradition

 480 sommer 2023 Lou Marin

Seit Mitte April 2023 wird in den herrschenden Medien der BRD wieder einmal über den 1956 unabhängig gewordenen Sudan als „failed state“ berichtet, in dem zwei Generäle, Generalleutnant Dagolo (genannt „Hemeti“) und seine Miliz (Rapid Support Forces; RSF), sowie General al-Burhan, noch De-facto-Präsident und Militärbefehlshaber, ihre Armeen in einen Bürgerkrieg treiben. Das heißt, „die meisten Bürger*innen beteiligen sich gar nicht an den Kämpfen, sie sitzen in ihren Kellern, Garagen und Schlafzimmern – und warten ab, ob das Militär ihr Land in den Abgrund reißt.“ ((1)) Insofern ist das Wort „Bürgerkrieg“ nicht ganz zutreffend, zumal in den Medien in Deutschland kaum genauer über die gewaltfreien Traditionen informiert wird, die es im Sudan gleichzeitig immer gegeben hat und noch gibt. (GWR-Red.) Weiterlesen

Beitragiran

„Wir sind Fremde hier, lasst nicht zu, dass sie uns hinrichten!“

Über den Tod, die Todesstrafe und den revolutionären „Frau – Leben – Freiheit“-Aufstand im Iran

 480 sommer 2023 Mahtab Mahboub

Vor einigen Tagen konnten wir in vielen Zeitungen lesen, dass das islamische Regime im Iran „alle sechs Stunden einen Menschen hingerichtet hat“; aber was bedeutet eine Stunde für einen Menschen in der Todeszelle, für seine Familie, seine Freunde, seine Mitbürger:innen, für die Menschen, die die Nachricht von seiner Verurteilung im Fernsehen hören? Weiterlesen

Beitragaufbau

Gemeinschaften im Aufbau

Garífuna in Honduras eignen sich ihr angestammtes Land wieder an

 479 mai 2023 Steffi Wassermann

Die afro-indigenen Garífuna leben seit Ende des 18. Jahrhunderts an der Küste Zentralamerikas, die meisten von ihnen an der honduranischen Karibikküste. In einigen Gemeinden sind die eigene Sprache und Traditionen noch lebendig. Doch auf dem angestammten Land haben sich Tourismus und reiche Ausländer:innen breitgemacht. Weiter im Landesinneren erstrecken sich unendliche Ölpalmenplantagen. Seit einigen Jahren haben die Garífuna nun begonnen, sich ihr Land wieder anzueignen. Sie gehen ein hohes Risiko ein, denn Honduras gilt als eines der gefährlichsten Länder für Landrechts- und Umweltaktivist:innen. Weiterlesen

Beitragappetit

„Mit dem Essen kommt der Appetit“

Stimmen von Israelis, die vor der Gründung Israels nach Palästina eingewandert waren

 478 april 2023 Robert Krieg

Seit Monaten demonstrieren in Israel zigtausende Israelis gegen die Pläne der ultra-rechten Regierung unter Benjamin Netanjahu. Allein am 5. März 2023 sind 250.000 Israelis auf die Straße gegangen. Die Regierungskoalition will die israelische Demokratie in ein autokratisches System umwandeln. Die Gewaltenteilung soll durch eine Justizreform abgeschafft werden, auch um die vielen Strafverfahren wegen Korruption gegen Netanjahu abzublocken. Seine Regierung plant mehr Siedlungen in den besetzten palästinensischen Gebieten, was die Wut vieler Palästinenser*innen vergrößern und zu weiterer Gewalt führen wird. Am 1. März 2023 hat das israelische Parlament ein Gesetzesvorhaben für die Einführung der Todesstrafe auf den Weg gebracht. 55 von 120 Knesset-Abgeordneten stimmten für den Entwurf, den eine Abgeordnete der rechtsextremen Koalitionspartei Ozma Jehudit eingebracht hatte. Neun Abgeordnete stimmten dagegen, der Rest enthielt sich oder war abwesend. Israel auf dem Weg Richtung Autokratie? Wie konnte es soweit kommen? Eine Frage, die sich auch der Filmemacher Robert Krieg stellt. (GWR-Red.) Weiterlesen

Beitragfrankreich

Zeichen einer Regimekrise

Frankreich: Massenstreik gegen Macrons Rentenreform

 478 april 2023 Fabien Escalona, Romaric Godin

Am 7. März 2023 kam es in Frankreich zum insgesamt 6. Streiktag der Kampagne gegen die Rentenreform Macrons, nach der das Renteneinstiegsalter von 62 auf 64 Jahre erhöht werden soll. Mit rund 1,4 Millionen Beteiligten landesweit war es die bestbesuchte Mobilisierung bis dahin. Die ersten Streiktage dienten nur der Vorbereitung auf den nun beginnenden „grève reconductible“ (fortlaufenden Streik), der nicht mehr nur auf einen Tag beschränkt werden soll und in einem Kräftemessen die Entscheidung mit Macrons Regierung suchen will. Schon ab Montag, 6. März, waren Raffinerien blockiert worden, ab Dienstag wurden Züge und Flüge bestreikt, flankiert von Demos mit mehreren Hunderttausend Demonstrant*innen in 265 Orten Frankreichs. Beschäftigte der Müllabfuhr streikten; Gymasiast*innen und Student*innen in Hunderten von Institutionen verhinderten den Unterricht. Es gibt eine „intersyndicale“, ein breites Bündnis von acht französischen Gewerkschaften, das seit einigen Wochen zusammenhält. Hier folgt eine Analyse der alternativ-linken Medienplattform „Mediapart“, warum Macron durch seine gegen den Willen von 70 % der Bevölkerung und ohne parlamentarische Mehrheit autokratisch verabschiedete Rentenreform eine Regimekrise riskiert. (GWR-Red.) Weiterlesen

Beitragiran

„Es geht um Selbstbestimmung“

Solidarität mit der revolutionären Bewegung im Iran. Ein Gespräch mit den Feministinnen Shouresh und Alexandra

 478 april 2023 Interview: Bernd Drücke

Die neue Radio-Graswurzelrevolution-Sendung zum Iran kann jetzt in der NRWision-Mediathek gehört werden, inklusive Musik. ((1)) Wir veröffentlichen Auszüge aus dem Gespräch, das GWR-Redakteur Bernd Drücke Ende Februar 2023 mit den Feministinnen Shouresh und Alexandra geführt hat. (GWR-Red.) Weiterlesen