Der Röszke-Prozess und der Kampf gegen Abschottung

Ein Bericht aus Ungarn

 411 september 2016 Anja Svobodovna

Wir rufen " Röszkei per - kirakatper!" - ungarisch für "Röszke-Prozess - Schauprozess!" in Sprechchören vor dem Gebäude des höchsten Gerichts in Budapest. Etwa 100 Personen sind gekommen, um zu protestieren. Es ist Anfang Juli und vor wenigen Tagen wurde das Urteil gegen zehn Angeklagte im Röszke-Prozess verkündet. Alle wurden schuldig gesprochen. Des gewaltvollen Grenzübertritts und der Beteiligung an einem Massenaufstand. Weiterlesen

Gewaltfrei im Bürgerkrieg

Die anarchistische Ärztin Amparo Poch y Gascón (1902-1968), die Spanische Liga der Kriegsgegner und die Soziale Revolution in Spanien

 410 sommer 2016 Martin Baxmeyer

Eine große und eindrucksvolle Kundgebung hätte es werden sollen, zu der die anarchosyndikalistische Massengewerkschaft Confederación Nacional del Trabajo (CNT) [‚Nationale Konföderation der Arbeit'] für den 18. Juli 1936 in Barcelona aufgerufen hatte. Ein mächtiger Protest der spanischen Bevölkerung und der ‚Völker der Welt', die in der katalanischen Hauptstadt zur ‚Gegen-Olympiade' gegen die im nationalsozialistischen Deutschland abgehaltenen Olympischen Sommerspiele zusammengekommen waren. Eine Demonstration gegen die immer größer werdende Kriegsgefahr in Europa. Namhafte Aktivistinnen und Aktivisten aus dem In- und Ausland waren als Rednerinnen und Redner vorgesehen, so etwa der deutsche Anarchosyndikalist Augustin Souchy oder Fidel Miró, der Kopf der anarchistischen Jugendorganisation. Grußadressen berühmter Genossinnen und Genossen sollten verlesen werden. Die CNT wollte ihre Ablehnung des Krieges und des Militarismus bekräftigen. Die Demonstration fand nie statt. Denn am selben Tag putschten in Spanien Teile des Militärs gegen die Zweite Republik. Der Spanische Bürgerkrieg brach aus, und Spaniens anti-militaristische Anarchisten zogen an die Front. Weiterlesen

Solidarität mit oder ohne Waffen?

Bart de Ligt und die Positionen der anarchistisch-antimilitaristischen Bewegung in den Niederlanden zur internationalen Solidarität mit Spanien

 410 sommer 2016 Lou Marin

Zu Beginn der Spanischen Revolution von 1936 propagierten - aufgrund der hohen Popularität der indischen antikolonialen Massenbewegung gegen den britischen Kolonialismus Anfang der Dreißigerjahre innerhalb der europäischen Arbeiterbewegung - auch Bart de Ligt (1883-1938) und viele weitere AnarchistInnen und revolutionäre SyndikalistInnen in den Niederlanden die "asiatischen Kampfmittel", wie damals Streiks, Nicht-Zusammenarbeit, ziviler Ungehorsam, Boykott und gezielte Zerstörung von Sachen genannt wurden. Doch, so Bart de Ligt, obwohl es bei den Kämpfen der CNT und FAI eine lange Geschichte der Wirksamkeit dieser Methoden gebe, stoße solche Propaganda gerade bei den spanischen AnarchistInnen und SyndikalistInnen auf Gegenwehr, weil in Spanien gleichzeitig "eine Tradition sowohl kollektiver wie individueller Gewalt existiert, die scheinbar nur äußerst schwer überwunden werden kann". ((1)) Weiterlesen

Was kommt nach Idomeni?

Die Umsiedlung von Tausenden von Flüchtlingen

 410 sommer 2016 Nicholas Ganz

Am 26. Mai 2016 wurde das Flüchtlingscamp Idomeni in Griechenland geräumt. Seitdem errichten viele Geflüchtete unweit davon neue "wilde Camps". Sie wollen nicht in die staatlichen Unterkünfte, in denen die Zustände nicht oder kaum besser sind als in dem geräumten Camp. Die Bilder der "illegalen" Flüchtlingssiedlung Idomeni gingen um die Welt. Der Autor und Fotograf Nicholas Ganz war bis vor kurzem vor Ort, hat in Idomeni fotografiert, zum Thema recherchiert und für die GWR den folgenden Bericht geschrieben, der die Situation unmittelbar vor Ende der Räumung beschreibt. (GWR-Red.) Weiterlesen

Selbstorganisierung in Griechenland

Die "Robin Hoods des Holzes" starten durch

 410 sommer 2016 Ralf Dreis

Zum "Wochenende der Information, Solidarität und ökonomischen Unterstützung" hatten Kollektivbetriebe, anarchistische Zentren und die besetzte selbstverwaltete Fabrik Vio.Me vom 22. bis 24. April 2016 in verschiedenen griechischen Städten geladen. Unterstützt wurde der Kampf der Arbeiter des Holz- und Sägewerks Papadópoulos - Pagoúras in Patrída im Landkreis Imathía. Seit Februar 2016 halten die Arbeiter das Werk in der Nähe der Stadt Véria in Nordgriechenland besetzt und bereiten die Wiederaufnahme der Produktion in Selbstverwaltung vor. Weiterlesen

„Ich glaube nicht an Gewalt“

Ein Gespräch mit dem ägyptischen Kriegsdienstverweigerer Mohamed Fathy Abdo Soliman

 410 sommer 2016 Übersetzung aus dem Englischen: hm

Unterdrückung und Menschenrechtsverletzungen sind in Ägypten an der Tagesordnung. Präsident Abd al-Fattah as-Sisi regiert das Land autoritär und rücksichtslos. Das Militär hat fast unumschränkte Macht und erstickt politischen Protest mit äußerster Brutalität und Härte. Nur wenige Menschen wagen es in dieser Atmosphäre der Einschüchterung und Gewalt, sich dem Militär entgegenzustellen und den Kriegsdienst zu verweigern. Mohamed Fathy Abdo Soliman ist einer von ihnen. Um der Repression zu entgehen, floh er 2015 aus Ägypten. Zurzeit lebt er in Deutschland und hofft, Asyl zu erhalten. Für die Graswurzelrevolution interviewte ihn Koordinationsredakteur Dr. Bernd Drücke im Mai im GWR-Büro. Das Gespräch wurde aufgezeichnet und anschließend von hm übersetzt. (GWR-Red.) Weiterlesen