Solidaritätsbewegungen in Athen

Ein aktueller Erfahrungsbericht

 405 januar 2016 Peter Oehler

Um Griechenland ist es ruhiger geworden. Das hat aber nichts damit zu tun, dass sich dort etwas verbessert hätte. Es zeigt nur auf, wie unsere (Mainstream-)Medien funktionieren: Nach der Griechenlandkrise im Sommer kamen die "Flüchtlingskrise" im Herbst und dann die islamistischen Attentate in Paris. Griechenland ist nur noch insofern von (medialem) Interesse, sofern es die Flüchtlingsproblematik betrifft. Ich war im August/September 2015 für vier Wochen in Athen, um dort mit einer Reihe von Solidaritätsbewegungen in Kontakt zu treten und mich, wenn möglich, auch entsprechend zu engagieren. Meine dabei gemachten Erfahrungen sind aktuell. Weiterlesen

Vergessen gemachte Geschichte

Vor 50 Jahren wurden in Indonesien bis zu drei Millionen Menschen ermordet. Ein Interview mit Anett Keller

 404 dezember 2015 Interview: Bernd Drücke

Indonesien besteht aus 17.508 Inseln. Es ist der größte Inselstaat und mit mehr als 250 Millionen EinwohnerInnen der viertbevölkerungsreichste Staat der Welt. Trotzdem kommt es in der Berichterstattung der eurozentrischen Massenmedien kaum vor. So ist auch zu erklären, dass hierzulande weitgehend unbekannt ist, dass im Oktober 1965 in Indonesien einer der größten Massenmorde des 20. Jahrhunderts seinen Anfang nahm. Im Zuge der Verfolgung von Mitgliedern und (vermeintlichen) SympathisantInnen der Kommunistischen Partei wurden in diesem "Jahr das niemals endete" zwischen 500.000 und drei Millionen Menschen ermordet und weitere Hunderttausende verhaftet. Wir möchten an diesen vergessen gemachten Massenmord erinnern und haben deshalb Anett Keller interviewt. Die Autorin hat in Leipzig und Yogyakarta Journalistik, Politikwissenschaft und Indonesisch studiert. Während der letzten Jahre lebte sie in Indonesien und berichtete von dort als freie Journalistin. Sie ist Vorstandsmitglied der Südostasien-Informationsstelle ((1)) und Herausgeberin des ersten Buches auf deutsch zum Thema "1965", in dem ausschließlich indonesische AutorInnen (Überlebende, Aktivistinnen, Akademikerinnen) zu Wort kommen. Das bewegende Werk ist im Sommer 2015 unter dem Titel "Indonesien 1965 ff. - Die Gegenwart eines Massenmordes" im Regiospectra-Verlag Berlin erschienen. (GWR-Red.) Weiterlesen

Das Massaker in Ankara

Ein Gespräch mit Aktivist*innen aus der Türkei

 404 dezember 2015 Interview: Cansu, Anil Übersetzung: Özgür, Pierre Michel

Am 10. Oktober 2015 fand während einer Friedensdemonstration in Ankara eines der größten Massaker in der jüngeren Geschichte der Türkei statt. In Folge zweier Bombenanschläge starben mehr als 100 FriedensaktivistInnen, hunderte wurden verletzt. Zur Demo hatten Gewerkschaften, basisdemokratische Gruppen, AntimilitaristInnen und die linke HDP (Demokratische Partei der Völker) aufgerufen, auch um gegen die Kriegspolitik der AKP-Regierung zu demonstrieren. Anil und Cansu sprachen für die GWR mit Aktivist*innen des basisdemokratischen Taskisla Forums (TF) und Ayfer Fatma Çelik, der Co-Vorsitzenden der HDP Üsküdar. (GWR-Red.) Weiterlesen

Drei Monate Notstandsgesetze in Frankreich

Staatliche Antwort auf die Attentate: die Abschaffung demokratischer Freiheiten

 404 dezember 2015 af

Die Reaktion von Präsident Hollande, seinen MinisterInnen und der gesamten politischen Opposition ist schon erstaunlich. Da reden sie angesichts der mörderischen Attentate mit ca. 132 Toten und über 300 weiteren Verletzten in Paris von einem Anschlag auf die Werte der "Freiheit" in der Demokratie - und setzen sie gleichzeitig außer Kraft: durch die Ausrufung des Notstands im gesamten Territorium Frankreichs. Dumpfe Staatsraison regiert in den Tagen nach den Attentaten. Weiterlesen

Lizenz zum Plündern

Die Freihandelsabkommen TTIP, CETA, TISA & Co.

 403 november 2015 Wolfram Treiber (AKI Karlsruhe)

Unter dem Motto "TTIP & CETA stoppen! - Für einen gerechten Welthandel!" haben am 10. Oktober 2015 bis zu 250.000 Menschen in Berlin protestiert. Die DemonstrantInnen waren aus allen Teilen des Landes angereist. Sie wollen, dass die TTIP-Verhandlungen der EU mit den USA gestoppt und das mit Kanada verhandelte CETA nicht ratifiziert werden. Es war die größte Demo seit 12 Jahren in Deutschland. Nie zuvor sind in Europa mehr Menschen zu diesem Thema auf die Straße gegangen. Zur Demo aufgerufen hatte ein großes zivilgesellschaftliches Bündnis. ((1)) In der GWR 402 haben Anete Wellhöfer und Ginny Irish dargestellt, welche Protestbewegungen sich aus welchen Gründen in den USA gegen TTIP (Transatlantic Trade and Investment Partnership/Transatlantische Handels- und Investitionspartnerschaft) engagieren. Diesmal analysiert Wolfram Treiber (Aktionskreis Internationalismus - AKI Karlsruhe) die Folgen der verschiedenen Freihandelsabkommen und die Perspektiven des antikapitalistischen Widerstands. (GWR-Red.) Weiterlesen

Die Türkei versinkt im Chaos

Zwischen autoritärer Staatlichkeit und prekärer Demokratie. Bürgerkriegsähnliche Zustände im NATO-Staat

 403 november 2015 Kara Kedi

Ein Blick zurück 1. Mai 1977: 500.000 Menschen aus allen Teilen der Türkei kommen dem Aufruf der Konföderation der Revolutionären Arbeitergewerkschaften (DISK) nach und versammeln sich am Tag der Arbeit auf dem geschichtsträchtigen Istanbuler Taksim-Platz. Am Ende eines Redebeitrags des damaligen Vorsitzenden der DISK, Kemal Türkler, sind plötzlich Schüsse zu hören. Aus verschiedenen umliegenden Gebäuden … Weiterlesen