Es ist fünf vor halb acht und ich werde etwas nervös, schließlich soll gleich die Veranstaltung mit dem Maurer, antifaschistischen Widerstandskämpfer und anarchistischen Aktivisten Lucio Urtubia in Mannheim stattfinden, aber es sind erst etwas über zwanzig Menschen da. Es ist die erste von drei Veranstaltungen, die anderen beiden sind in Chemnitz und Erlangen. Ich habe Lucio erst jetzt persönlich kennen gelernt, aber durch das, was ich über ihn gelesen habe und die herzliche Begegnung kann ich ihm nur die allergrößte Aufmerksamkeit wünschen. Aber ich habe mich umsonst gesorgt, die vier veranstaltenden Gruppen "Antifaschistische Initiative Heidelberg", "Libertäre Gruppe Heidelberg", "Anarchistische Gruppe Mannheim" und die "FAU Mannheim" haben engagierte Vorbereitungen getroffen, die viele erreicht haben. Denn mit der ihr eigenen anarchistischen Pünktlichkeit strömen in den nächsten zehn bis fünfzehn Minuten AktivistInnen und andere Interessierte in Mengen herbei und der Saal füllt sich mit weit über hundert Menschen. Begleitet wird Lucio von Alix Arnold, die gekonnt und konzentriert aus dem Spanischen übersetzt. Gemeinsam mit Gabriele Schwab ist sie auch Übersetzerin von Lucio Urtubias Autobiographie "Baustelle Revolution", die im Verlag Assoziation A erschienen ist.
Sofort wird auch etwas anderes klar: Entgegen der Eigeneinschätzung, die er in Buch und Film äußert, ist Lucio ein sehr guter Redner. Er spricht lebendig und kraftvoll, ausdrucksstark mit einprägsamen Sätzen, die den Nagel auf den Kopf treffen: "Was bedeutet Anarchie für dich?" Die Antwort: "Verantwortung". Eine Verantwortung, die er immer gelebt hat und für die er viele Male Freiheit und Leben riskiert hat. Aber lassen wir ihn selbst zu Wort kommen: Weiterlesen