Lou Marin (Hg.)

„Hell no, we won’t go!“

50 Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs: Der antimilitaristische Widerstand in der US-Armee und der US-Zivilgesellschaft

11,90 

NEU. Erscheint Mitte April.

Am 30. April 1975, vor genau 50 Jahren, endete der Vietnamkrieg. Die These dieses Buches ist, dass der US-Krieg in Vietnam zu einem großen Teil durch massenhaften antimilitaristischen Widerstand im Innern der USA selbst sowie im Innern der US-Armee beendet worden ist. Berichtet wird über das Ausmaß von Desertion, Kriegsdienstverweigerung, Sabotage- und direkten Aktionen. Der Widerstand innerhalb der US-Armee in Vietnam und die zivilgesellschaftliche Massenbewegung gegen die Rekrutierung neuer Soldaten zwangen Präsident Nixon dazu, die US-amerikanischen Truppen zu reduzieren und schließlich die finanzielle und materielle Unterstützung des südvietnamesischen Marionettenregimes aufzugeben.

Beschreibung

Lou Marin (Hg.)

„Hell no, we won’t go!“

50 Jahre nach dem Ende des Vietnamkriegs: Der antimilitaristische Widerstand in der US-Armee  und der US-Zivilgesellschaft

Reihe „Auf den Punkt“

NEU. Erscheint Mitte April.

82 S. | 11,90 Euro | ISBN 978-3-939045-58-8

Am 30. April 1975, vor genau 50 Jahren, endete der Vietnamkrieg, den die US-Interventionsarmee seit 1959 geführt hatte. Die These dieses -Buches ist, dass der US-Krieg in Vietnam zu einem großen Teil durch massenhaften antimilitaristischen Widerstand im Innern der USA selbst sowie im Innern der US-Armee beendet worden ist. Berichtet wird über das Ausmaß von Desertion, Kriegsdienstverweigerung, Sabotage- und direkten Aktionen. Erinnert wird an die Brutalität der US-Kriegsführung. Beschrieben werden gewaltfreie direkte Aktionen, mit denen zum Beispiel das Auslaufen von US-Kriegsschiffen behindert wurde. Außerdem wird der Widerstand innerhalb der US-Armee in Vietnam dargestellt und die zivilgesellschaftliche Massenbewegung gegen die Rekrutierungen geschildert, die Präsident Nixon zu einer Reduzierung der US-amerikanischen Truppen und schließlich zur Aufgabe der finanziellen und materiellen Unterstützung des südvietnamesischen Marionettenregimes durch die USA zwang.

 

 

Inhalt

Einleitung

Direkte gewaltfreie Aktionen gegen den Nachschub an Kriegswaffen für den Vietnamkrieg

Die Friedenspiraten von Philadelphia & Volksblockaden

Vietnam: Protokoll eines Völkermords

Personenverletzende Projektile; Brandbomben; Personenverletzende Minen

Widerstand der Buddhisten in Vietnam

„Wenn sie unschuldig sind, dann schlagt sie, bis sie schuldig werden …“

„Hell no, we won’t go!“

Widerstand in der US-Armee während des Vietnamkrieges

„And it’s one, two, three, what are we fighting for?“

Die Massenbewegung gegen den Vietnamkrieg in den USA

Anhang I: Der Vietnamkrieg – eine Chronologie

Anhang II: Positionen von Wehrdienstverweigerern in der ehemaligen DDR zum Vietnamkrieg

Aus der Einleitung

Vor 50 Jahren, am 30. April 1975, nahmen die Armee Nordvietnams sowie die südvietnamesische Guerilla des -Vietcong die südvietnamesische Hauptstadt Saigon ein. Damit war der in der Geschichtsschreibung so genannte „Vietnamkrieg“, begonnen fünf Jahre nach der Befreiung Indochinas von der Kolonialmacht Frankreich, im Mai 1959, nach der Teilung in Nordvietnam und Südvietnam und geführt als Interventionskrieg von der US-Armee zur angeblichen Verteidigung Südvietnams, offiziell beendet. Er endete mit einer Niederlage der imperialistischen US-Armee. Mit diesem Buch soll daran erinnert werden, dass nicht nur die Armee Nordvietnams und der Vietcong, die über Jahre hinweg die militärische Macht der USA bekämpften, sondern dass ebenso – und von der materiellen Wirkung her mindestens genauso bedeutsam – eine massenhafte Antikriegsbewegung innerhalb der „Höhle des Löwen“, wie damals gesagt wurde, also innerhalb der USA selbst, zum US-Truppenabzug und zum Kriegsende beitrugen. Die direkten gewaltfreien Aktionen zivilen Ungehorsams dieser Massenbewegung waren geprägt durch Blockaden und Verweigerungen aller Art der Zivilbevölkerung als auch der einfachen Soldaten der US-Armee.

Die US-Armee galt auf dem Schlachtfeld mit bis zu 540.000 in Vietnam eingesetzten Soldaten (1969), nahezu unbegrenzten finanziellen Mitteln und ihrer äußerst brutalen Kriegsführung zur Unterstützung südvietnamesischer Vasallenregimes (Diem, Thieu) als nahezu unbesiegbar. Ohne den Widerstand im Innern wäre die militärische Niederlage der US-Armee kaum möglich gewesen – dies versucht dieser Band durch die Darstellung dieses inneren Widerstands zu zeigen. Damit soll der militärische Erfolg der Armee Nordvietnams sowie des Vietcong nicht negiert werden, aber zur Geschichtsschreibung dieses militärischen Anteils gehört aus emanzipatorischer Perspektive gleichzeitig die durch den Krieg erzwungene Militarisierung und Hierarchisierung der Armee und der Repressionskräfte der staatskommunistischen Herrschaft im unabhängigen Gesamt-Vietnam, die aus dem Krieg hervorging, sich diktatorisch verfestigte und schließlich in der Massenflucht eines relevanten Bevölkerungsteils Vietnams, nach Schätzungen von rund 800.000 Menschen zwischen 1975 und 1995, endete.

Das Buch behandelt zunächst die Brutalität der US-Kriegsführung, für die flächendeckende Napalm-Brandbomben bekannt geworden sind. Informiert wird auch über die gewaltfreien direkten Interventionen von Anti-Kriegsbündnissen, die zum Teil mit Booten, Kanus und Kajaks US-Kriegsschiffe in US-Häfen beim Auslaufen behinderten. Behandelt wird auch der antimilitaristische Widerstand buddhistischer Mönche in Vietnam. Er begann bereits vor der US-Intervention, als sich das eher katholisch geprägte Regime Diem der Unterdrückung anderer Religionen, zum Beispiel der Mehrheitsreligion des Buddhismus, in Vietnam schuldig machte. Der buddhistische Widerstand wurde später aus den USA unterstützt, unter anderem durch den maßgeblichen Einfluss des inzwischen im amerikanischen Exil lebenden Mönches Thich Nhat Hanh. Dieser Begründer des „engagierten Buddhismus“ forderte durch einen Offenen Brief am 1. Juni 1965 Martin Luther King, Jr., den prägenden Aktivisten der gewaltfreien afrikanisch-amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, erfolgreich dazu auf, sich gegen den Vietnamkrieg auszusprechen. Dargestellt wird des Weiteren der Widerstand innerhalb der US-Armee in Vietnam, sowohl von dort eingesetzten GIs als auch von Veteranengruppen nach ihrer Rückkehr in die USA. Schließlich wird die breite zivilgesellschaftliche Massenbewegung gegen den Militärdienst in den USA nachgezeichnet, die nach Schätzungen von Historiker*innen rund 16 Millionen Wehrpflichtige von ihrer Rekrutierung abhielt. Nicht zuletzt wird auch an die damalige Prägung der gesamten Gegenkultur durch die Hippie-Bewegung sowie Folk- und Rockmusiker*innen, die sich öffentlich gegen den Krieg aussprachen, erinnert.

Die hier dokumentierten, meist zeitgenössischen Artikel aus Zeiten des Vietnamkriegs stammen zum Großteil aus den ersten Ausgaben der gewaltfrei-anarchistischen Zeitung Graswurzelrevolution seit 1972. Sie zeigen, wie eng die historische Entwicklung des gewaltfreien Anarchismus in der BRD mit den Ereignissen in den letzten Jahren des Vietnamkriegs zusammenhing.

Oft genug übersehen und vergessen wird jedoch die Tatsache, dass in den 1960er-Jahren auch in den ostdeutschen christlichen Basisgruppen, in der Regel unter dem organisatorischen Dach der Evangelischen Kirche der DDR, Kontakte und Solidarisierungen von Bausoldaten oder christlich motivierten Wehrdienstverweigerungen existierten – ihrerseits wiederum Vorläufer der unabhängigen Friedensbewegung in der DDR der 1980er-Jahre, die zum epochalen Fall der Mauer 1989 führten. An sie wird im Anhang II dieses Buches – im Anschluss an eine Chronologie der Ereignisse des Vietnamkriegs im Anhang I – durch den Abdruck von Positionen aus diesen christlichen und Wehrdienstverweigerungsgruppen der DDR in Solidarität mit gleichgesinnten Gruppen in den USA erinnert. Wir bedanken uns beim Thüringer Archiv für Zeitgeschichte, „Matthias Domaschk“, in Jena für die Zurverfügungstellung der in Anhang II abgedruckten historischen Textdokumente.