Was ist der Marx (noch) „wert“?

Was Libertäre vom "libertären Marx" halten

 244 dezember 1999 Thom@s Bruns

In den GWR-Ausgaben 237, 239 und 240 wurde über Marx, Proudhon, Geld und Mehrwert kontrovers diskutiert. Eine der aufgeworfenen Fragen war, ob es einen libertären Marx gibt. Der folgende Beitrag setzt die Diskussion fort und erinnert an die Antworten, die zeitgenössische und nachfolgende anarchistische ProtagonistInnen auf diese Frage gaben. Aktuell ist diese historische Diskussion schon deshalb, weil sich nach dem Zusammenbruch des Staatssozialismus der Marxismus wieder als systemoppositionell, zuweilen sogar rechthaberisch (DDR-Nostalgie, Sowjetunion war doch besser als heute usw.) geriert und damit in die systemkritische Konkurrenz zum Anarchismus tritt. Aus Platzgründen mußten wir den Beitrag geringfügig kürzen. (Red. HD) Weiterlesen

Sand ins Getriebe der Kriegsmaschinerie

 278 april 2003 Bernd Drücke (GWR-Koordinationsredakteur), 2.April 2003

…sollen. Für die LeserInnen unserer Homepage sei darauf hingewiesen, dass wir nur einen Teil der GWR-Texte ins Internet einspeisen, sozusagen als „Appetithappen“. Die nicht kommerzielle Monatszeitung Graswurzelrevolution finanziert sich vor…

Mythos Schule

Schule als Ort struktureller Gewalt

 293 november 2004 Ulrich Klemm

Im September 2004 wurde die Bildungs-Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) veröffentlicht. Angesichts des miserablen Abschneidens der Bundesrepublik haben Öffentlichkeit und Politik ähnlich reagiert wie nach Veröffentlichung der PISA-Studie: Auf ein kurzes Aufheulen folgte "business as usual". Der folgende Artikel beleuchtet Ursachen der "Bildungskatastrophe" und zeigt Lösungswege auf (GWR-Red.). Weiterlesen

„Counter Recruitment“

Dem US-Militär die Basis entziehen

 316 februar 2007 Rudi Friedrich

Gerade hat US-Präsident Bush bekannt gegeben, es habe Fehler beim Feldzug im Irak gegeben. Schon länger gibt es Zweifel auch von republikanischer Seite an einem Krieg, der bislang Zehntausenden IrakerInnen und mehr als 3.000 US-SoldatInnen das Leben kostete. Und was fällt dem US-Präsidenten dazu ein: noch mehr Soldaten schicken und ansonsten den Ton gegen die irakischen Nachbarstaaten Iran und Syrien weiter verschärfen. Es ist noch offen, ob es ihm gelingen wird, die Forderung nach weiteren 21.000 SoldatInnen im nun von den Demokraten dominierten Kongress durchzusetzen, und damit die Zahl der US-Truppen im Irak auf insgesamt 159.000 zu erhöhen. Es stellt sich aber auch die Frage, ob der zunehmende Einsatz von US-Militär nicht auch eine Möglichkeit bietet, Gegenstrategien zu stärken. Bekannt ist, dass es eine kleine Zahl von Verweigerern im US-Militär gibt. Weniger bekannt sind die Aktivitäten zum "Counter Recruitment", die darauf zielen, die Anwerbestrategien des US-Militär zu unterlaufen. Weiterlesen

„Wir sind alle so winzig, aber wir haben so viel Potenzial!“

Ein Interview mit der libertären Folkrocksängerin Tracey Curtis

 335 januar 2009 Interview: Rüdiger Haude

Beim Surfen im Internet bin ich Anfang 2008 zweimal kurz nacheinander der Britin Tracey Curtis über den Weg gelaufen. Einmal auf der Liste von Anti-Kriegs-Liedern, die Bestandteil von Neil Youngs "Living With War"-Internet-Auftritt ist und heute fast 3.000 Einträge zeigt. Das andere Mal im Myspace-Freunde-Netzwerk von Chumbawamba, in dem Tracey ganz oben rangiert. Ich hörte mir ihre Letters to Mr Bush an, und die anderen Songs, die sie bei Myspace eingestellt hat, und war sofort hingerissen. Eine klare, sanfte Stimme, die zu einer schnörkellosen akustischen Gitarre die Sache der Freiheit, Gleichheit und Geschwisterlichkeit verficht, in Worten, die, obwohl gute englische Poesie, auch mir als Fremdsprachler meistens zugängig bleiben. Wenn ich mir heute eine ihrer beiden CDs anhöre, finde ich es immer wieder frappierend, dass fast jede ihrer Melodien das Zeug zu einem Ohrwurm hat. Wenn die populäre Musik ein freier, und kein kapitalistischer Markt wäre, wäre Tracey wahrscheinlich schon ziemlich berühmt. Aber ihre Texte sind nie systemkonform. Sie zeugen von Empathie mit einer Obdachlosen am Piccadilly Circus, mit Knackis, denen die Schneeflocken vor dem Gitterfenster zum Inbegriff der Freiheit werden, oder mit ausgebombten Kindern im Irak. Sie sind dezidiert kämpferisch und sarkastisch, wenn etwa die Todesstrafe als olympische Disziplin besungen wird, in der China vor dem Iran und den USA die Goldmedaille ergattert, oder wenn Mythos und Wirklichkeit des Soldaten-Daseins miteinander konfrontiert werden. Sie sind entwaffnend offen, wenn Tracey über ihre Rolle als Mutter reflektiert oder die Ambivalenz des Neid-Gefühls besingt. Als ich Tracey im August auf einem Festival in der Nähe von Kassel live sah und hörte, spürte ich gleich, dass diese Mischung aus einem entschieden libertären Standpunkt und einer gewissen neugierigen Unsicherheit authentisch zur Person der Künstlerin gehört. Sie entschuldigte sich dort öfter als nötig für das Kämpferische ihrer Songtexte, obwohl gerade dies - und namentlich das George-W.-Bush-Bashing - bei dem heterogenen Publikum gut ankam. An jenem Abend entstand die Idee zu dem nachfolgenden Interview. Weiterlesen