Walther L. Bernecker

Anarchismus und Bürgerkrieg

Zur Geschichte der Sozialen Revolution in Spanien 1936-1939

24,80 

Beschreibung

Walther L. Bernecker
Anarchismus und Bürgerkrieg
Zur Geschichte der Sozialen Revolution in Spanien 1936-1939

392 Seiten
ISBN 3-939045-03-9

Die Soziale Revolution bleibt bei der Erinnerung an den Spanischen Bürgerkrieg in der Regel unerwähnt. In dieser Studie werden auf der Basis eines breit gefächerten und z. T. schwer zugänglichen Quellenmaterials die Kollektivierungen im Landwirtschaftssektor, in der Industrie und in den Dienstleistungsunternehmen ebenso analysiert wie die Träger des »freiheitlichen Kommunismus«, deren Gegner und der Stellenwert beider in den republikanischen Koalitionen. Die Verlaufs- und Strukturanalyse markiert problemgeschichtlich Erscheinungsformen und Mängel, Ausbreitung und Durchsetzung, Niedergang und Ende des anarchistischen Versuchs einer partizipatorischen Demokratisierung von Wirtschaft und Gesellschaft im Spanien der Bürgerkriegszeit.

»Die Studie wird zu einem Standardwerk über die Strukturen, Prozesse, Hindernisse und möglichen Ergebnisse der anarchosyndikalistischen Revolution in Spanien werden.«
The American Historical Review

»Bernecker gelingt es, ein wichtiges Kapitel aus der Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs, darüberhinaus des Anarchismus und seiner Revolutionsproblematik überhaupt mit den damit verbundenen Implikationen praktischer Politik und gesellschaftstheoretischer Fundierung, (wieder) in einen allgemeineren Zusammenhang zu stellen.«
Neue Politische Literatur

»Walther Bernecker hat mit seinen Arbeiten über den spanischen Anarchismus eines der zentralen Themen der inneren Geschichte des Spanischen Bürgerkriegs überhaupt aufgegriffen […] Die Studie ist auf einem bemerkenswert dichten Quellenmaterial erstellt worden. Trotz der emotionsgeladenen Thematik läßt Bernecker sich nicht zu voreiligen Schlüssen verleiten, wie überhaupt die Differenzierfähigkeit seine Stärke ist. Die Ergebnisse, die er vorlegt, klingen plausibel.«
Frankfurter Allgemeine Zeitung

Inhalt

Einleitung zur Ausgabe von 2006

Kapitel I 
Einführung in die Problemstellung

  1. Thema und Methode
  2. Die republikanischen Organisationen: Ein entwicklungsgeschichtlicher Überblick

Kapitel II
Zur Interpretation des sozio-ökonomischen und politischen Wandels in der republikanischen Zone

  1. Die kommunistische Deutung: die »bürgerlich-demokratische« Revolution und die Herausbildung einer »demokratischen und parlamentarischen Republik neuen Typs«
  2. Die anarchistische Deutung: Die »soziale« Revolution mit dem Ziel des »freiheitlichen Kommunismus«

Kapitel III
Die Kollektivierung in der Landwirtschaft

  1. Grundzüge der Agrarstruktur vor dem Bürgerkrieg
    1. Zur sozio-ökonomischen Ausgangslage auf dem Land
    2. Korrekturversuche durch systemimmanente Agrarreformpolitik während der Zweiten Republik
  2. Die Agrarkollektivierung im Spannungsfeld zwischen Revolution und Reaktion: Bodenreform gegen Agrarrevolution
    1. Die Agrarbeschlüsse der CNT: Die Kollektivierung der Landwirtschaft
    2. Das sozialistisch-anarchistische Spannungsverhältnis: Nationalisierung versus Kollektivierung
    3. Die Agrarpolitik der Kommunisten (PCE): Die Eindämmung der Revolution
    4. Die Unió de Rabassaires (UDR): Der Aufschwung der Genossenschaftsbewegung in Katalonien
    5. Die Agrarpolitik der Generalitat: Die »Revolution von oben«
  3. Agrarstrukturelle Veränderungen: Die Utopie in der Verwirklichung
    1. Innere Organisation und »Verfassung« der Agrarkollektive
    2. Rätedemokratie oder Komiteediktatur?
    3. Entlohnungssysteme und Güterverteilung
    4. Statistische Erfassung und Quantifizierung
  4. Die Agrarkollektivierung: Zusammenfassung und Versuch einer Evaluierung

Kapitel IV
Die Kollektivierung in der Industrie und in den Dienstleistungsunternehmen

  1. Zur sozio-ökonomischen Ausgangslage in der Industrie
    1. Grundzüge der spanischen Industriewirtschaft am Vorabend des Bürgerkrieges
    2. Kriegsbedingte Probleme der Wirtschaftsentwicklung
    3. Die Betriebsübernahme durch die Arbeiter: Kollektivierte und kontrollierte Unternehmen
  2. Die Wirtschaftsprogramme der Kommunisten und Anarchisten
    1. Die Wirtschaftspolitik der Kommunisten: Nationalisierung, Zentralisierung, Militarisierung
    2. Das Wirtschaftsprogramm von CNT und FAI: Vom libertären Credo zur zentralisierten Kriegswirtschaft
  3. Die Anpassung der CNT an die UGT
    1. Das gemeinsame Aktionsprogramm der katalanischen CNT und UGT (22. Oktober 1936): Identifizierung mit den Regierungszielen
    2. Der CNT-UGT-Allianzpakt vom 18. März 1938: »Bakunin und Marx würden sich umarmen«
  4. Die katalanische Regierungspolitik: Legalisierung der Revolution
    1. Koordinations- und Leitungsgremien: Der Wirtschaftsrat von Katalonien / die Industrie- und Handels-Kreditkasse
    2. Die Kanalisierung der Kollektivierungen: Das katalanische Kollektivierungsdekret vom 24. Oktober 1936 / Folgedekrete und Zusatzverordnungen
  5. Von der Arbeiterselbstverwaltung zum staatsdirigistischen Interventionismus
  6. Die Neustrukturierung der Industriewirtschaft und der Dienstleistungsunternehmen zwischen Etatismus und Syndikalismus: Vier Fallstudien
    1. Die Kollektivierung der Textilindustrie in Katalonien
    2. Die Kollektivierung der städtischen Dienstleistungsunternehmen in Barcelona
    3. Die Syndikalisierung der Textilindustrie in Alcoy (Levante)
    4. Die Nationalisierung der Kriegsindustrie
  7. Die Industriekollektivierung: Zusammenfassung und Versuch einer Typologisierung

Kapitel V
Staat und Revolution

  1. Das Zentralkomitee der Antifaschistischen Milizen und der Regierungseintritt der Anarchisten
  2. Von der FAI-Versammlung (Juli 1937) zum MLE-Plenum (Oktober 1938): Bürokratisierung, Hierarchisierung und »Politisierung« des organisierten Anarchismus
  3. Revolutionäre Gewalten auf lokaler Ebene
    1. Komitees oder Räte?
    2. Vom »comité« zum »ajuntament«: Der Verzicht auf demokratische Legitimation
  4. Der Verteidigungs von Aragonien
  5. Die revolutionäre Rückflut: Der Anarchismus in der Defensive

Schlußbetrachtung
Die Soziale Revolution: Chancen und Versäumnisse

Anhang

Die Kabinette der Zentralregierung und der Generalitat (1936-1939)

Anmerkungen
Abkürzungsverzeichnis
Quellen- und Literaturverzeichnis
Summary
Personen- und Sachregister

Der Autor

Walther L. Bernecker ist seit 1992 Inhaber des Lehrstuhls Auslandswissenschaft (Romanischsprachige Kulturen) an der Universität Erlangen Nürnberg. Neuere Veröffentlichungen u. a.: (zus. mit S. Brinkmann) Kampf der Erinnerungen. Der Spanische Bürgerkrieg in Politik und Gesellschaft 1936 – 2006. Nettersheim (2. Auflage) 2006; Spaniens Geschichte seit dem Bürgerkrieg. München (3. Auflage) 1997; Krieg in Spanien 1936 – 1939. Darmstadt (2. Auflage) 2005, span. Ausg. Madrid 1996; (Mit-Hg.) Spanien heute. Frankfurt am Main (4. Auflage) 2004; (zus. mit H. Pietschmann) Geschichte Spaniens seit dem Mittelalter. Stuttgart (4. Auflage) 2005.