graswurzelrevolution

35 Jahre Graswurzelrevolution

Fest und inhaltliches Programm. 31. August bis 2. September 2007 in der Attac-Villa, Bahnhofstr. 6, 06420 Könnern (bei Halle/Saale), Fr. 15 Uhr bis So. 15 Uhr

Wir feiern den 35. Geburtstag der Graswurzelrevolution (GWR) mit einer kleinen, aber feinen anarchistischen Konferenz in Könnern. Ihr seid herzlich eingeladen. Hier ein vorläufiges, noch nicht vollständiges Programm.

35 Jahre GWR
35 Jahre GWR

Freitag, 31.8.

Ab 12 Uhr: „Einchecken“/Zelte aufbauen

Ab 17 Uhr: Film: „Ein Lied für Argyris“ Ein Dokumentarfilm, der 2007 den Publikumspreis des Internationalen Film Festivals Thessaloniki erhielt. Distomo – ein griechisches Bauerndorf. Hier überlebt Argyris, noch keine 4 Jahre alt, 1944 ein Massaker, eine sog. „Sühnemaßnahme“ einer SS-Division. 218 DorfbewohnerInnen werden umgebracht. „Ein Lied für Argyris“ ist ein intimer Film über den Umgang mit persönlicher Trauer und historischer Schuld. Mehr als das Porträt einer beeindruckenden Persönlichkeit.

17 Uhr: verschoben auf Samstag, 16 Uhr Solidaritäts-GmbH – ein anarchistisches Vorzeigeprojekt?

19 Uhr: Abendessen

20 Uhr: Eröffnung des GWR-Kongresses

20.15 Uhr, Kulturhaus der Stadt Könnern, Dr.-Wilhelm-Külz-Str. 1: Concert For Anarchy: Der Singende Tresen & Markus Liske

Die Berliner Band Der Singende Tresen spielt eine Musik, die im Laufe der Zeit u.a. als Anarcho-Chanson, Akustik-Folkpunk oder Klezmer-Blues bezeichnet wurde. Die Texte von Sängerin Manja Präkels sind politisch ohne Weltverbesserungsattitüde, witzig jenseits aller Kalauer und melancholisch ohne Pose. Dazu ätzt Satiriker Markus Liske nach Kräften gegen alles was gern hoch und heilig wäre. Die aktuelle CD ‚Clowns im Regen‘ ist derzeit auf Platz 1 der Liederbestenliste.

21.30 Uhr: Concert For Anarchy: Klaus der Geiger

Deutschlands bekanntester Straßenmusiker aus Köln fidelt und singt seine Lieder von Widerstand, Lust auf Leben, Liebe und Anarchie.

Samstag, 1.9.

Ab 8.30 Uhr: Frühstück

10 Uhr: Totgesagte leben länger!

Infoblock und Workshop zum Projekt A

Was sollte das Projekt A sein, was war es und was ist daraus geworden? Und vor allem: Was hat das hier und heute mit uns zu tun?

Die erste Frage wird Horst Stowasser, Autor des Buches „Das Projekt A“ im ersten Teil mit einer Mischung aus Lesung und Plauderei zu beantworten versuchen. Die Antwort auf die zweite Frage sollte im zweiten Teil in Form eines Workshops zwischen allen Anwesenden gemeinsam erarbeitet werden.

11 Uhr: Workshop: AnarchistInnen im Sozialabbau. Seit Jahren erleben wir einen rasanten Abbau sozialer Leistungen, nicht nur für Arbeitslose durch die Einführung des Arbeitslosengeld 2 / Hartz IV. Auch die Beiträge der Versicherten im Gesundheitsbereich steigen z.T. drastisch. Die Ausgaben für Jugend- und Sozialarbeit werden gekürzt, Gebühren erhöht. Selbst der vielfältige, von uns unterstützte, z.T. breite Protest gegen Hartz IV war letztlich nicht erfolgreich. Im Workshop stellt sich die Frage, wie wir den Widerstand gegen Sozialabbau ausrichten wollen und welche Forderungen an wen zu erheben sind.

11.30 Uhr: Utopia. Workshop mit RedakteurInnen der „Jugendzeitung für eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft“, die zum GWR-Fest erscheinen soll. Die WS-Themen beziehen sich einerseits auf den Unterschied einer Jugendzeitung zur GWR und andererseits zu anderen Jugendzeitungen. Inwiefern ist die Jugend-GWR etwas Neues, etwas Anderes? Welche Ansprüche haben wir an solch eine Zeitung und wie setzen wir diese um? Gemeinsam mit Jugendlichen und „Alten Hasen der GWR“ wollen wir diese Fragen diskutieren und zu einem Austausch über Erfahrungen der „Alten“ und Wünsche der „Jungen“ kommen. Dabei soll das bisherige Konzept der Utopia-Redaktion vorgestellt werden und als Diskussionsgrundlage dienen.

13 Uhr: Mittagessen

14 Uhr: Nach 35 Jahren. Was wir wollten, was wir wurden. Freie Assoziationen zur Geschichte und den Perspektiven der Graswurzelrevolution Siehe Interview „Ein weltweiter Aufbruch“ in GWR 320. Referent: Johan Bauer

14 Uhr: Leben und Werk der Anarchistin Margarethe Hardegger. Referentin: Gisela Notz

Margarethe Hardegger hat eine Kommune mit gemeinsamer Kasse, Sofaecke und Leseclub aufgebaut, die Intellektuelle, Handwerker und heimatlose Kriegsdienstverweigerer vereinte. Sie plante die Gründung einer anarchistischen Kolonie, scheiterte, aber gab nie auf. Während Landauer und Mühsam nach Ende des 1. Weltkrieges in Bayern die Ordnung auf den Kopf stellten, startete sie einen neuen Siedlungsversuch. Ihre „Seele (fiel) in Ohnmacht“, als sie die Nachricht von der Ermordung des Geliebten Gustav Landauer erhielt. In Erinnerung an ein Zitat des Freundes: „Sozialismus ist die Willenstendenz geeinter Menschen, um eines Ideals willen Neues zu schaffen“, begann sie wieder mit dem Aufbau.

16 Uhr: Schnupperkletterworkshop Baumbesetzung. Angeboten von Eric Mohr

16 Uhr: ja! Anarchismus. Libertäre Presse und Graswurzelrevolution. Mit Hilfe von Anschauungsmaterial aus 150 Jahren Bewegungsgeschichte beleuchtet der GWR-Redakteur Vergangenheit, Gegenwart und mögliche Perspektiven der anarchistischen Bewegung und ihrer Medien. Overheadvortrag. Ref.: Bernd Drücke

16 Uhr: Herrschaftsfreies Zusammenleben realisieren – Erfahrungen und Neue Wege Wie kann herrschaftsfreies Zusammenleben praktisch aussehen? Was sind positive Ansätze bisheriger Kommuneprojekte – und was sollte vielleicht ganz anders laufen? Wir wollen euch unser Projektkonzept „Solidarität Gmbh“ vorstellen: Gemeinsam mit vielen Menschen wollen wir eine neue Art von Gemeinschaftsprojekt entwerfen und irgendwann natürlich auch realisieren. Theorie und Praxis sollen dabei eine produktive Verbindung eingehen. In diesem Workshop möchten wir uns auf einen Aspekt davon – herrschaftsfreie Entscheidungsfindung – konzentrieren: Sind Konsensentscheidungen wirklich der Weg zur Herrschaftsfreiheit? Was ist Herrschaft überhaupt? Was heißt frei davon zu sein? Wie lassen sich eure Erfahrungen (v.a. aus Gemeinschaftsprojekten) mit diesen Ideen verbinden? Wie lassen sich gemeinsames Leben, Arbeiten und Wirtschaften auf dieser Basis verwirklichen?. ReferentInnen: Georg Dürmuth, Gunter Kramp, Franziska Müller

17.30 Uhr: Gewaltfreier Widerstand in Israel/Palästina. GWR-Autor und Mitherausgeber Sebastian U. Kalicha wird von seinen Erfahrungen, die er im Zuge seiner Reisen nach Israel/Palästina mit der gewaltfreien Widerstandsbewegung – vom International Solidarity Movement bis zu den Anarchists Against the Wall – gemacht hat, berichten und die Perspektiven dieser Graswurzelbewegungen gegen Besatzung und Barrierebau diskutieren. Siehe Artikel Aktivismus für den Frieden in GWR 320.

17.30 Uhr: Der Irokesenbund und seine heutige Relevanz Ref.: Prof. Dr. Wolf Dieter Narr. Siehe Artikel Von den Indianern lernen in GWR 320.

19 Uhr: Abendessen

20 Uhr, Kulturhaus: Concert For Anarchy: peryton „ich schreibe nur liebeslieder“, sagt er – und lügt. Er stellt die fettnäpfchen auf und springt hinein. er fordert werte und spottet gegen sämtliche. er provoziert. er lacht an den falschen stellen. er liebt es, nicht „pc“ zu sein, ist unmodern und hoffnungsvoll melancholisch: peryton mit seinem programm „chanson und lyrik“

21.30 Uhr, Stadthalle Könnern: Concert For Anarchy: Duo Contraviento (Isabel Lipthay/Chile & Martin Firgau/Deutschland) Musik-Lesung mit Texten von Isabel Lipthay und lateinamerikanischen Protestliedern. Info: www.contraviento.de

Sonntag, 2.9.

Ab 8.30 Uhr: Frühstück

10 Uhr: Die Föderation Gewaltfreier Aktionsgruppen/Graswurzelrevolution (FöGA)

Vortrag/Diskussion. Die FöGA wurde 1980 in der Bundesrepublik Deutschland als bundesweite Organisation gegründet. Ihre Entstehung hängt eng mit der erstmals 1972 herausgegebenen Zeitung Graswurzelrevolution zusammen. Anfänglich orientierte sie sich an Bewegungen in anderen Ländern, in denen die „Grassrootsmovement“ schon stärker ausgeprägt war. Es entwickelte sich ein Netz Gewaltfreier Aktionsgruppen, welches vor allen Dingen im Anti-Atom-Bereich arbeitete. 1980 bildete sich dann aus diesem Netzwerk eine verbindlichere Organisation, die FöGA. Der vortragende Zeitzeuge wird neben der Darstellung der Organisation auch versuchen zu analysieren warum sich diese verbindliche Organisationsstruktur Ende der 90iger Jahre auflöste. Es stellt sich die Frage, ob der Gewaltfreie Anarchismus eine verbindliche bundesweite Struktur braucht oder dieser heutzutage ganz anders wirken kann. Welche Rolle kann dabei die GWR spielen?

10 Uhr: Klassismus und Demografisierung. Klassismus bedeutet Diskriminierung/Unterdrückung aufgrund der Klassenzugehörigkeit. Diese Unterdrückungsform kann – u.a. durch die in den europäischen Antidiskriminierungsgesetzen praktizierte Diskrimierungshierarchie, in der Klasse nicht vorkommt – vor allem dadurch leicht umgesetzt werden, weil den Betroffenen sowohl die Begriffen entwunden wurden als auch Selbstorganisationen fehlen. Zudem finden sich gerade neue Formen von Klassismus, die biologistisch und demografisierend (Demografie=Bevölkerungspolitik) argumentieren, wie der (Hoch-)Begabungs/Exzellenz-Diskurs in der Bildungspolitik, wie die „Nachhaltige Familienpolitik“ („In Deutschland bekommen die Falschen die Kinder“) oder wie die bevölkerungstheoretisch argumentierende Stadt- und Umweltpolitik (mit Deportierungen ganzer Stadtteile wie in New Orleans). Lasst euch von den Fremdworten hier nicht abschrecken, das Referat wird sehr anschaulich gehalten. Referent: Erich Landrocker

10 Uhr: Lebensunwert? Paul Wulf und Paul Brune. NS-Psychiatrie, Zwangssterilisierung und Widerstand. Buch- und Filmpräsentation. Siehe Artikel Ein Denkmal für einen Anarchisten und Buchbesprechung Ein starkes Buch, das wütend macht in GWR 320.

10 Uhr: Bombodrom: Alles rosa

Fotos und Geschichten von der Besiedelung des Bombodroms in der Kyritz-Ruppiner Heide am 1.6.07 – Warum wir rosa als Farbe und die Pyramiden als Symbol gewählt haben; – Warum die Bundeswehr ein Militärisches Sperrgebiet ein zweites Mal für gesperrt erklärte; – Wie die Clowns die Feldjäger verjagt haben; – Wer ist eigentlich das Bündnis No War No G8?; – pink power forever: Wie es jetzt weitergehen könnte. Siehe Artikel Gegen jeden Krieg, in GWR 320. Referentin: Ulrike Laubenthal

11.30 Uhr: Aufstand der Unsortierten

In den 80er und 90er Jahren wurde in den USA das Konzept der Queer-Politics entwickelt. Lesben, Schwule und Transgender forderten mit Aktionen, die den heterosexuellen Lebensstil öffentlich in Frage stellten, Raum für sich in der Gesellschaft. Zum Teil wurde dies zugespitzt zur praktischen Dekonstruktion der heterosexuellen Normverhältnisse insgesamt. Auf die einzelnen Menschen bezogene Ausgrenzungen, die Herrschaft ermöglichen, gibt es aber viel mehr als die heterosexuelle Norm, Normen für Schönheit, Gesundheit, Hautfarbe, Verwertbarkeit, u.a. Wie ist eine politische Ausweitung des Queerkonzeptes auf diese Normen durchführbar? Ist eine politische Zusammenarbeit, der von diesen unterschiedlichen Normen Betroffenen, derjenige die den Sortierungskriterien für die Teilhabe an der Gesellschaft nicht genügen, in einer Art Zusammenschluss der Unsortierten, umsetzbar und wie? Wie könnte eine unsortierte Politik aussehen?

13 Uhr: Mittagessen

15 Uhr: Abschlussplenum

Allgemeines zum GWR-Fest

Eintrittspreise: 20 Euro (sozial), 25 Euro (normal), 30 Euro oder mehr (Soli).

Zur Festfinanzierung bitten wir um Eure Spenden und Darlehen auf das Konto „GWR Kto.Nr. 266 57-207, BLZ 20010020, Postbank Hamburg. Stichwort: GWR-Fest“

Bringt bitte Schlafsack, Isomatte und, wenn Ihr auf der großen Wiese vor der Villa campen wollt, Zelt mit. Wenn Ihr in der Villa (z.B. mit Euern Kindern im separaten Familienbereich) schlafen möchtet, teilt uns das bitte mit.

Für Leute, die etwas abseits des Trubels übernachten wollen, gibt es die Möglichkeit, nach vorheriger Absprache preiswerte Pensionen (etwa 15 Euro) im Dorf zu buchen.

Anmeldung: Damit wir abschätzen können wie viele Leute zum Fest kommen, meldet Euch bitte an:

Graswurzelbüro
Bahnhofstr. 6
06420 Könnern
villa@attac.de
Tel.: 034691/52435
Mobil: 0176-66013350 (Solveig)

Dort könnt Ihr auch weitere Infos bekommen, sowie die Postkarten und Plakate (gegen Portospende) bestellen.

Wegbeschreibung:
http://www.attac.de/koennern/villa/haus_anfahrt.html

Infos zur Kinderbetreuung: markus@arranca.de

Wenn Ihr z.B. selbstorganisierte Workshops anbieten wollt, mailt bitte auch einen Kurztext und die gewünschte Zeit an die GWR-Redaktion (redaktion@graswurzel.net), damit alles ins Programm aufgenommen werden kann.

Infos und ständig aktualisiertes Programm: www.graswurzel.net