graswurzelrevolution

Die „Graswurzelrevolution“ und das Konzept des Friedensjournalismus von Johan Galtung

Eine Analyse der Berichterstattung vor und während des dritten Irakkrieges

| Dominik Hanning

Westfälische Wilhelms-Universität Münster
Institut für Soziologie
Verfasser: Dominik Hanning
Seminar: Terror, Krieg und Medien
Dozent: Dr. Bernd Drücke
Sommersemester 2003
Datum:17.10.03

1. Einleitung

Am 10.April 2003 war in der Bildzeitung in übergroßen Buchstaben das Wort ‚Sieg‘ zu lesen. Es wurde über die jubelnden amerikanischen Soldaten und der ‚dankbaren‘ irakischen Zivilbevölkerung (1) berichtet. Der Konflikt schien durch den Sieg des angloamerikanischen Militärs gelöst. Ganz nach der Formel für den Kriegsjournalismus „Peace = victory + case-fire“ entwickelt von dem norwegischen Friedensforscher Johann Galtung. Seine Formel scheint sich zu bestätigen. Zwar war hier noch kein Waffenstillstand geschlossen, aber dieser schien aufgrund der sich fluchtartig auflösenden staatlichen Gewalt auch unmöglich.

Im Gegensatz zu den Massenmedien versuchen alternative Medien eine Gegenöffentlichkeit zu schaffen und über andere Sichtweisen zu berichten. Im Falle eines anstehenden Krieges bedeutet das eine gewaltfreie Alternative zu thematisieren. Die Monatszeitschrift ‚Graswurzelrevolution‘ vertritt diesen gewaltfreien Weg. Ziel der Monatszeitschrift ist eine gewaltfreie, herrschaftslose Gesellschaft.

In meinem ersten Teil der Hausarbeit soll das Konzept von Johan Galtung über den Friedensjournalismus vorgestellt werden, während im zweiten Teil die Forderungen Galtungs an den Friedensjournalismus anhand der Monatszeitschrift ‚Graswurzelrevolution‘ untersucht werden. Die Berichterstattung der ‚Graswurzelrevolution‘ vor und während des dritten Irakkrieges wird analysiert und hinsichtlich des Konzeptes von Johan Galtung untersucht.

2. Vorstellung der Graswurzelrevolution (GWR)

Im Jahre 1972 erschien erstmals die Graswurzelrevolution. Wolfgang Hertle gründete gemeinsam mit anderen gewaltfrei-libertären Sozialisten die GWR. „In Konzept und Ausrichtung wurde das neue Blatt inspiriert u.a. durch die im frankophonen Sprachraum von der gleichnamigen Gruppe verbreitete gewaltfrei-anarchistische Anarchisme et Nonviolence (Lausanne), durch die heute noch in London erscheinende Peace News und durch die Direkte Aktion (2) (Hannover).“ (3) Seit der Nr. 53/1981 erscheint die anfangs alle zwei bis drei Monate herausgebrachte GWR monatlich mit einer Sommerpause im Juli/August. Die verkaufte Auflage bewegt sich zwischen 3 000 und nicht mehr als 5 000 Exemplaren. (4) Seit Dezember 1995 erscheint sie mit einem neuen Layout im Stil der Berliner taz. Die presserechtliche Verantwortung rotiert innerhalb des Herausgeberkreises. Es arbeiten alle Redakteure ehrenamtlich bis auf ein bis zwei bezahlte Mitarbeiter, die sich unter anderem um Druck, Layout und Vertrieb kümmern. Die Redaktion ist dezentral organisiert und die meisten Artikel erscheinen unter einem Pseudonym. Nicht der Autor, sondern die Inhalte sollen im Vordergrund stehen. Die Redaktion ist basisdemokratisch organisiert und entscheidet gemeinsam über die Inhalte. Alle drei bis vier Jahre wird der einzige hauptamtliche Koordinationsredakteur neu gewählt. Zurzeit bekleidet Bernd Drücke, Doktor der Soziologie aus Münster, das Amt.

Die Ziele der GWR werden in jeder Ausgabe abgedruckt und haben sich seit der ersten Ausgabe nicht verändert: „Graswurzelrevolution bezeichnet eine tiefgreifende gesellschaftliche Umwälzung, in der durch Macht von unten alle Formen von Gewalt und Herrschaft abgeschafft werden sollen. Wir kämpfen für eine Welt, in der die Menschen nicht länger wegen ihres Geschlechtes oder ihrer geschlechtlichen Orientierung, ihrer Sprache, Herkunft, Überzeugung, wegen einer Behinderung, aufgrund rassistischer oder antisemitischer Vorurteile diskriminiert und benachteiligt werden. Wir streben an, daß Hierarchie und Kapitalismus durch eine selbstorganisierte, sozialistische Wirtschaftsordnung und der Staat durch eine föderalistische, basisdemokratische Gesellschaft ersetzt werden. Schwerpunkte unserer Arbeit lagen bisher in den Bereichen Antimilitarismus und Ökologie. Unsere Ziele sollen – soweit es geht – in unseren Kampf- und Organisationsformen vorweggenommen und zur Anwendung gebracht werden. Um Herrschafts- und Gewaltstrukturen zurückzudrängen und zu zerstören, setzen wir gewaltfreie Aktionsformen ein. In diesem Sinne bemüht sich die anarchistische Zeitung Graswurzelrevolution seit 1972, Theorie und Praxis der gewaltfreien Revolution zu verbreitern und weiterzuentwickeln.“ (5)

3. Friedensjournalismus nach Johan Galtung

Johan Galtung wurde 1930 als Sohn eines Arztes in Norwegen geboren. Er verweigerte den Kriegsdienst und musste dafür ins Gefängnis, weil es in Norwegen zu diesem Zeitpunkt noch keinen Zivildienst gab. Danach studierte er Mathematik und Soziologie. Bereits 1959 gründete er das erste Friedensforschungsinstitut in Oslo Norwegen (PRIO). Galtung veröffentlichte zahlreiche Bücher und Schriften zum Thema Frieden und Gewaltfreiheit. Heute lehrt er an der Universität von Hawaii, der Fernuni Hagen, der Universität Oslo und der Friedensuniversität in Schlaining in Österreich. Immer wieder hat Galtung auch Vorschläge zur Konfliktlösung in zahlreichen Streitfällen vorgelegt. Obwohl es schwierig ist, sich als Gewaltfreier Gehör zu verschaffen. 1987 bekam er den Alternativen Nobelpreis für seine Arbeiten auf dem Gebiet der Friedensforschung.

Galtung unterscheidet zwischen zwei Möglichkeiten, Konflikte zu betrachten bzw. über sie zu berichten. Er sieht den Unterschied in der Betrachtungsweise und wie über den Konflikt berichtet wird. Die erste Möglichkeit ist die Betrachtungsweise des friedlichen Transformation Prozesses oder als zweite Möglichkeit die ausschließliche Thematisierung des durch Gewalt und Krieg entstehenden Meta-Konflikts und die Frage, wer die Auseinandersetzung gewinnt. (6) Er bezeichnet diese unterschiedlichen Betrachtungsweisen die „high Road“ und die „Low Road“ (7) der Konfliktberichterstattung. Die „hohen Straßen“ bezeichnet Galtung als Friedensjournalismus. Hier wird der Focus auf die friedliche Konflikttransformation gelegt. „Conflicts would be seen as a challenge to the world, a challenge such having 2000 nations waiting a nationstate in a world with only 200 countries and only 20 nationstates.“ (8) In dieser Problematik sieht Galtung den eigentlichen Konflikt. Menschen, Gruppen, Staaten und Gruppen von Staaten stehen sich gegenseitig im Weg. Dadurch ist eine klare Gefahr für Gewalt gegeben. Aber er sieht in diesem Konflikt auch eine klare Möglichkeit für menschlichen Fortschritt, den Konflikt zu benutzen um neue Wege zu finden und den Konflikt kreativ zu transformieren, so dass die friedlichen Möglichkeiten die Oberhand gewinnen. (9)

In den „niedrigen Straßen“ sehen die Medien den Konflikt als eine Schlacht vergleichbar mit einer Sportarena oder einem Gladiatorenkampf. Hier werden die Parteien, in der Regel auf zwei reduziert und es gibt nur einen Gewinner und Verlierer. Diese Nullsummen Perspektive ist vergleichbar mit dem Sportjournalismus, „winning is not everything, it is the only thing“ (10). Kriegesjournalismus hat den Sportjournalismus als Vorbild.

Für Galtung ist die Wahrheit nicht das erste Opfer des Krieges, sondern der Friede. Gute Berichterstattung der „niedrigen“ und der „hohen“ Straßen sollte wahrheitsgemäß sein. Aber wahrheitsgemäßer Journalismus ist nicht gleich Friedensjournalismus. (11)

In der Zeitschrift epd Entwicklungspolitik von 6/99 gibt Galtung vier Forderungen an, die für den Friedensjournalismus zwingend notwendig sind.

3.1. friedens- und konfliktorientiert

In Abgrenzung zum Kriegsjournalismus soll der Friedensjournalismus friedens- und konfliktorientiert sein. Während sich der Kriegsjournalismus wie der Sportjournalismus verhält, mit zwei Parteinen, einem Gewinner und Verlierer, versucht der Friedensjournalismus die Ursachen und die Lösungsmöglichkeiten des Konfliktes zu thematisieren. „What is the conflict about? Who are the parties and what are their real goals, including the parties beyond the immediate arena of violence? What are the deeper roots of the conflict, structural and cultural, including the history of both?“ (12) Der Konflikt muss transparent dargestellt werden. „Makes the conflicts transparent“. (13) Zudem sollte der Friedensjournalismus über die Folgen des Krieges berichten. „Focus on invisible effects of violence (trauma and glory, damage to structure/culture)“. (14)

Idealerweise wird eine präventive Berichterstattung angestrebt, bevor es zu offener Gewalt oder Krieg kommt. „Pro-active: prevention before violence/war occurs“. (15) Durch die Thematisierung des Konflikts vor jeglicher offener Gewalt wird versucht den möglichen Krieg und dessen Folgen zu verhindern „‚win-win‘ orientation“ (16).

Der Kriegsjournalismus verhält sich im Gegensatz zum Friedensjournalismus rein nullsummenorientiert. Er sieht den Krieg als Lösung von Problemen und impliziert eine ‚Wir-Sie-Gegenüberstellung‘. Die Berichterstattung ist reaktiv und objektiv.

3.2. wahrheitsorientiert

Die Wahrheit ist eines der ersten Opfer des Krieges. Dieser Satz gewinnt in jedem Konflikt an Bedeutung in dem der Kriegsjournalismus Partei ergreift. Er deckt zwar die Lügen des Gegners auf, übernimmt aber ungefiltert die Information der ‚Wir-Partei‘. Die professionelle Verfälschung der Wahrheit zeigt deutlich der Vertragsschluss zwischen der PR-Agentur Rendon Group (17) und der US Regierung. (18)

Der Friedensjournalismus entlarvt Unwahrheiten auf allen Seiten. „Expose untrtuhts on all sides“. (19) Diese Forderung stellt den Friedensjournalismus vor die Aufgabe alle Informationen von allen Seiten zu prüfen und nicht unkontrolliert zu übernehmen.

3.3. menschenorientiert

Das Leiden aller Menschen wird in der Berichterstattung des Friedensjournalismus thematisiert im Gegensatz zum Kriegsjournalismus in dem ‚unser‘ Leiden in den Vordergrund gestellt wird. Dieses Leiden bezieht sich dann nur auf die Eliten, auf die Politiker und Soldaten. (20)

Alle menschlichen Greultaten von beiden Seiten der Parteien müssen veröffentlicht werden, „Names all evil-doers“ (21). In vielen Konflikten wird ausgiebig über die Greultaten der Gegenseite berichtet. Während des Konfliktes werden aber Greultaten der ‚eigenen Seite‘ nicht durch den Kriegsjournalismus veröffentlicht und der Kriegsjournalismus bedient sich einer verharmlosenden Wortwahl, um über bestimmte militärische Aktionen der ‚eigenen Seite‘ zu berichten. Vielfach wird in den Medien über ‚chirurgische Kriegsführung‘ oder ‚Kollateralschäden‘ berichtet. Impliziert doch das erste Wort einen klinisch sauberen Krieg in dem das ‚Böse‘ von dem ‚Guten‘ getrennt wird. Wobei ‚Kollateralschäden‘ eine verbale Verharmlosung des Zustandes zivilen Leidens darstellt.

Der Friedensjournalismus behält den Focus auf alle friedensstiftenden Initiativen, „Focus on all peacemakers“ (22), im Gegensatz zu dem Kriegsjournalismus, der Eliten orientiert nur über die Friedensinitiativen der Politik berichtet.

3.4. lösungsorientiert

Als Formel gilt für den Friedensjournalismus Frieden = Gewaltfreiheit + Kreativität während für den Kriegsjournalismus Frieden = Sieg + Waffenstillstand gilt. (23) Der Friedensjournalismus setzt schon präventiv ein und thematisiert den eigentlichen Konflikt objektiv von allen Seiten. Der Frieden ergibt sich aus der Gewaltfreiheit und der Kreativität. Friedensinitiativen werden in den Vordergrund gestellt. Der Kriegsjournalismus berichtet aber erst wenn der Konflikt schon durch offene Gewalt ausgebrochen ist oder die Parteien sich im Kriegszustand befinden. Der Frieden stellt sich erst ein wenn eine der Parteien den Sieg davongetragen hat und es zu einem Waffenstillstand gekommen ist. Die Nachkriegsberichterstattung wird von dem Kriegsjournalismus vernachlässigt. Er verlässt den Ort des Geschehens für einen anderen Krieg und kommt nur zurück wenn der ‚alte Krieg‘ wieder aufflammt. (24)

Der Kriegsjournalismus berichtet über Verträge und Institutionen. Für Galtung aber spielt der Bericht über Friedensinitiativen und Konfliktlösungen eine besondere Rolle. Dadurch könnten mögliche Mechanismen und Konfliktlösungen thematisiert werden, die auch für andere potenzielle schwelende Konflikte präventiv genutzt werden können, um Gewalt und Kriege zu verhindern, „Highlights peace initatives, to prevent more war“ (25).

4. Die GWR und die 4 Forderungen von Galtung

Nachfolgend wird die Graswurzelrevolution anhand der vier Forderungen von Galtung an den Friedensjournalismus analysiert.

4.1. friedens- und konfliktorientiert

Die GWR thematisiert die Ursachen sehr ausführlich. „Die US-Regierung will mit Hilfe der britischen Regierung einen Krieg gegen den Irak führen, um an die umfangreichen Ölreserven heranzukommen“ (26), „Bei der Installierung einer US-freundlichen „Musterdemokratie“ im Irak, würden auch einige andere Länder unter enormen Reformdruck geraten. Insbesondere Iran würde bei einem Wechsel in Bagdad durch die bereits erfolgte Auswechslung hin zu einer US-freundlichen Regierung in Kabul in die Zange genommen werden.“ (27), „Nach den Enron- und Worldcom-Konkursen stehen Vizepräsident Cheney als ehemaliger Chef des weltweit größten Ölindustriezulieferers Halliburton wie auch George W. Bush als ehemaliger Top-Manager des Öldienstleistungsunternehmens Harken Öl wegen Bilanzfälschungen und ihrer Verwicklung in Insidergeschäfte in der öffentlichen Kritik – und vor den Kongress-Zwischenwahlen im November 2002 unter enormen Druck. Es wäre im Falle eines Krieges nicht das erste Mal, dass sich ein US-Präsident in Bedrängnis durch einen Feldzug innenpolitisch Luft zu verschaffen hofft.“ (28) Dies zeigt eine sehr facettenreiche Ursachenanalyse, die sich nicht nur auf die populistische Begründung des Krieges um das Öl beschränkt. (29) Die Begründung der Irak besitze Massenvernichtungswaffen und stelle eine Gefahr für andere Staaten insbesondere Israel dar sowie er unterstütze den internationale Terrorismus wird von der GWR glaubhaft und entschieden verneint. (30)

Lösungsmöglichkeiten, um einen drohenden Krieg noch zu verhindern und langfristig präventiv den Terrorismus vorzubeugen, werden von der GWR detailliert beschrieben. „Bei einem mittelfristigen Abzug der US-Präsenz aus der Region, einer Einstellung der Waffenlieferungen und einer Schuldenstreichung für die verarmten Länder der arabischen Liga könnte auch dem Terrorismus im Zuge aller genannten Maßnahmen der Nährboden entzogen werden. Gerechtigkeit und Frieden bekämen eine Chance, die islamische Welt würde endlich einmal gleichberechtigt und mit Respekt behandelt werden.“ (31) Diese Zielsetzung ist keine Lösung für den drohenden Krieg, aber sie bietet eine langfristige Alternative zur Stabilisierung der Region und zur Beseitigung des Nährbodens für den Terrorismus.

Zudem beschreibt die GWR Möglichkeiten der nationalen und internationalen Proteste. In Deutschland ruft das Medium zu Demonstrationen und einer Selbstverpflichtungskampagne auf. (32)

Die GWR stellt einen Forderungskatalog auf, der sich an die Bundesregierung richtet und Möglichkeiten für die deutsche Außen- und Sicherheitspolitik aufzeigt. „a Die Aufkündigung der bedingungslosen Solidarität im so genannten Anti-Terror-Krieg und des Bündnisfalles. b Der Rückzug der deutschen ABC-Spürpanzer aus Kuwait und der Seefernaufklärer Breguet Atlantic vom Horn von Afrika. c Die Verweigerung von Überflugrechten durch den deutschen Luftraum für US-Angriffsflüge sowie jeglicher Nutzung von Infrastrukur. d Die Verweigerung finanzieller Unterstützung für einen US-Irak-Feldzug. e Der Aufbau einer internationalen Allianz, die die europäischen Staaten inklusive Russland sowie China und Indien umfasst, und unter dem Dach der UN eine zivile Lösung der Irak-Frage durch die Wiederzulassung von UN-Inspektoren bei gleichzeitiger Aufhebung des Embargos anstrebt.“ (33) Allerdings stellt sich im letzten Punkt die Frage, wie realistisch die Umsetzung ist mit Ländern zusammen zuarbeiten, die zum Teil selbst Menschrechte mit Füßen treten und primär ihre eigenen Interessen vertreten.

„Für die gesamte Region Naher Osten und Zentralasien könnte sich die europäische Politik nach Vorbild der KSZE/OSZE für einen regionalen Friedens- und Sicherheitspakt stark machen, der auf eine ABC-Waffen-Abrüstung und ABC-waffenfreie Zone drängt und für Kurdistan ebenso wie für Kaschmir diplomatische Lösungen vorantreibt.“ (34) Die Forderung der GWR sieht vor Mechanismen zu entwickeln, die helfen Spannungen und drohende Konflikte gewaltfrei und in einem Konsens zu lösen sowie den einzelnen Staaten der Region die Möglichkeit einer multilateralen Plattform zu bieten.

Die GWR schlägt außerdem zur besseren Verständigung einen wissenschaftlichen und kulturellen Austausch vor. „Zur besseren Verständigung zwischen westlicher und arabischer Welt möchte ich die Etablierung einer europäisch-arabischen Universität in der arabischen Welt und einer arabisch-europäischen Hochschule in der westlichen Welt ins Gespräch bringen. Viele Vorurteile auf beiden Seiten könnten mit solch einer Hochschule abgebaut werden.“ (35)

Es wird deutlich, dass die GWR viele Lösungsansätze bietet. Die einmal kurzfristig auf den drohenden Konflikt ausgerichtet sind. In dem die GWR über Möglichkeiten und Formen der Proteste des Einzelnen und der Regierungen berichtet. Außerdem berichtet die GWR über langfristige Möglichkeiten die Region zu stabilisieren. Einige der Forderungen sind sehr visionär und der Leser mag sich fragen, wie eine Umsetzung der Forderungen aussehen könnte. Das Ziel, „Für die gesamte Region Naher Osten und Zentralasien könnte sich die europäische Politik nach Vorbild der KSZE/OSZE für einen regionalen Friedens- und Sicherheitspakt stark machen“ (36), wird zwar beschrieben, aber der Autor bleibt dem Leser die mögliche Umsetzung des Ziels schuldig.

Aufgrund der Zensur der Informationen vor und während des Krieges ist es für die GWR sehr schwierig glaubwürdige und verlässliche Quellen über die Konfliktregion zu erhalten. „Recherchen in Zeiten des Krieges werden immer schwieriger, besonders in der Vorphase eines angekündigten Angriffes wie im Falle Irak: Welchen Quellen ist zu trauen? Wer übertreibt, untertreibt, testet aus oder manipuliert mit welchen Absichten?“ (37) Trotzdem versucht die GWR potenzielle Folgen durch den Krieg aufzuzeigen. Sie berichtet über Folgen für die zivile Bevölkerung und für die ganze Region. „Stolz verkündeten die US-Militärs, dass am 22. März Bomben im Wert von 500 Millionen Dollar gegen den Irak eingesetzt wurden. Am zweiten und dritten Kriegstag wurden nach Angaben der US-Militärs innerhalb von 48 Stunden mehr Bomben auf die Menschen im Irak abgeworfen als während des gesamten Golfkriegs 1991. „shock and awe“ (Schock und Schrecken), so nennen das die Militärstrategen. Wieviele Menschen diesem Bombenterror zum Opfer gefallen sind und noch fallen werden, wird sowohl von Seiten der US-Regierung als auch vom Irak heruntergespielt. Nach Angaben der USA haben die Invasoren allein am 25. März mehr als 500 irakische Soldaten getötet. Am 26. März seien 1000 Irakis in der Stadt Nadschaf getötet worden, so CNN. Keine Kriegspartei hat ein Interesse daran das wirkliche Ausmaß des Krieges, die tatsächliche Zahl der Opfer zu benennen. Stattdessen werden „Silvesterbilder“, „überlegene Technik“, „intelligente Waffen“ und – von beiden Kriegsparteien – gefangene Feinde präsentiert.“ (38) Zudem verdeutlichte die GWR in ihren Berichten die Gefahren der Destabilisation für die Region. „Würde bei einem Sturz Saddam Husseins der Irak zerfallen, könnte dies die kurdische Bevölkerung in Nordirak ermutigen, einen eigenen Staat zu gründen. Dies wiederum würde die Regierung in Ankara vermutlich nicht zulassen und gleichzeitig womöglich versucht sein, die Kontrolle über den erdölreichen Norden Iraks zu erlangen.“ (39)

Die GWR analysiert die Ursachen und berichtet über die wahren Gründe des Krieges. Es werden Lösungsmöglichkeiten vor dem drohenden und während des Konfliktes publiziert. Die Lösungsmöglichkeiten sind alle gewaltlos und zielen kurzfristig auf eine gewaltfreie Lösung des Konfliktes sowie langfristig und präventiv auf eine Befriedung der Region. Die GWR berichtet auch über potenzielle Folgen des Krieges. Somit erfüllt sie die erste Forderung von Galtung an den Friedensjournalismus.

4.2. wahrheitsorientiert

Das die Wahrheit eines der ersten Opfer des Krieges ist, weiß man nicht erst seit dem zweiten Golfkrieg. Daher sollte der Friedensjournalismus alle Lügen auf allen Seiten entlarven. (40) Die GWR ist sich, wie oben bereits erwähnt, bewusst über der Flut von falschen Informationen auf beiden Seiten und über den Versuch der Politik die Medien zu instrumentalisieren. (41) Ein interessantes Phänomen in dem dritten Golfkrieg ist, dass nicht nur die Kriegsparteien versuchen die Medien zu instrumentalisieren auch die ‚Kriegsgegner‘ verfolgen eigene Interessen und versuchen die Medien für ihre Interessen zu nutzen.

Die GWR reagiert auf die Beweggründe der USA, der Krieg sei notwendig, da der Irak durch den Besitz von Massenvernichtungswaffen eine potenzielle Gefahr für seine Nachbarländer darstelle sowie den Terrorismus fördere und ihn mit Know-How über Massenvernichtungswaffen unterstütze, mit mehreren Artikeln. „Im Streit um die Gefährlichkeit Saddam Husseins schrecken der US-Präsident und sein britischer Kollege auch vor dreisten Lügen nicht zurück, wie „Die Zeit“ am 12.9.02 berichtete: „Als George Bush und Tony Blair am vergangenen Wochenende in Camp David vor die Fernsehkameras traten, war der Fall Saddam für sie klar. ‚Ich weiß nicht, welche Beweise wir noch brauchen‘, meinte der US-Präsident mit Fingerzeig auf einen ’neuen Bericht‘ der Internationalen Atomenergieorganisation (IAEO). Den, sekundierte ihm der britische Premier, müsse man doch nur lesen, um zu erfahren, ‚was in einer früheren Nuklearwaffenfabrik vor sich geht‘. Hier irren die Staatsmänner. Denn einen neuen Bericht der IAEO, noch dazu einen, der auf ein neues Atomprogramm im Irak hindeuten könnte, gibt es nicht. Der aufgerufene Zeuge, der Leiter des Irak-Teams bei der Wiener IAEO, Jaques Baute, stellte klar: ‚Wir haben nichts, was uns erlaubt Schlussfolgerung zu ziehen‘. So haben Blair und Bush bisher nur eins bewiesen: wie frei sie die tatsächlichen Erkenntnisse über Saddams nukleares Potenzial zu interpretieren verstehen“ (Die Zeit, 12.9.02, S.2)“ (42), „“Es gibt bis heute keine ernst zu nehmenden Beweise über eine Förderung des muslimischen Terrorismus durch Irak. […] Und auch Nato-Generalsekretär George Robertson erklärte dieser Tage lakonisch: ‚Die Amerikaner haben erklärt, dass sie zurzeit keine Informationen haben, nach denen eine Verbindung zwischen Al Qaeda und Irak besteht'“, schrieb der CDU-Politiker Jürgen Todenhöfer (FR, 28.2.02).“ (43) Heute weiß man das Geheimdienstberichte ’sexier‘ gestaltet wurden und bis dato wurden auch noch keine Massenvernichtungswaffen im Irak entdeckt. Es ist auch abwegig, dass ein säkularer Autokrat wie Saddam Hussein fanatische religiöse Gruppierungen in seinem Land duldet.

Die GWR analysierte aber auch die selbsternannte Friedenstroika Frankreich, Russland und Deutschland und ihre wahren wirtschaftlichen Interessen. „Die zögernde bis ablehnende Politik der Regierungen Frankreichs, Russlands und der Bundesrepublik hat mit plötzlich erwachter Liebe zum Frieden oder dem Schutz Tausender von Menschenleben, die durch einen Krieg gefährdet würden, wenig zu tun. Alle Mitglieder des „Dreierbundes“ haben handfeste ökonomische Interessen in der Golfregion, die sich zum Teil sogar gegenseitig ausschließen. Es ist unwahrscheinlich, daß diese Allianz Bestand hat.“ (44)

Die GWR berichtet über die ökonomischen Interessen Russlands. Da russisches Öl in der Förderung teurer ist als irakisches, würde bei einer Aufhebung des Embargos oder eines Sieges der USA für Russland ein starker Konkurrent auftreten. Besonders schwierig ist dies für Russland da sich der ökonomisch schwer angeschlagene Staat nur mit dem Verkauf von Rohstoffen vor der Staatspleite retten kann. „Russlands Wirtschaft hat kein Interesse an einem Krieg am Golf. Aber sie hat auch kein Interesse an einer Aufhebung der Sanktionen, auf die deutsche und französische Firmen hoffen. Nach Schätzungen des Wirtschaftsberaters des Weißen Hauses, Lawrence Lindsey, würden ein rascher Sieg am Golf oder eine Aufhebung des Embargos einen beträchtlichen Anstieg der Ölfördermenge und damit eine Verringerung des Ölpreises zur Folge haben.“ (45) Russland stellt also seine eigentlichen ökonomischen Interessen in den Vordergrund und versteckt diese unter dem Deckmantel des Friedenshüters. Es ist zudem ein interessantes Paradoxon, dass ein Staat sich einerseits international für den Frieden engagiert, andererseits aber Tschetschenien zum zweiten Mal überfallen hat, dort eine Marionettenregierung installiert und zudem die Menschenrechte mit Füßen tritt. Frankreich wird der Schein des Friedenshüters durch Artikel in der GWR ebenfalls entzogen. „Die wirtschaftlichen Interessen Frankreichs stehen denen Russlands diametral entgegen. Die französische Industrie, allen voran der Ölgigant TotalFinaElf, rechnen auf eine Aufhebung der Sanktionen, um das in ihren Verträgen ungenutzt schlummernde Kapital baldmöglichst zu realisieren.“ (46) Frankreich ist genauso an einer friedlichen Lösung gelegen wie Russland. Nur sind die inhaltlichen ökonomischen Interessen der beiden Staaten unterschiedlich.

Deutschland hatte sowohl ökonomische wie auch innenpolitische Interessen als Kriegsgegner aufzutreten. Die ökonomischen Interessen werden in der GWR veröffentlicht. „Die Interessen deutscher Firmen dürften sich daher auf den Wiederaufbau der industriellen Infrastruktur des Irak richten – ein Betätigungsfeld, in dem ebenfalls viel Geld zu holen ist, allein wenn man die bereits geplante (und vertraglich festgelegte) Ausweitung der Ölförderung durch europäische und asiatische Firmen bedenkt.“ (47) Ein wohl wesentlich bedeutender Beweggrund war die innenpolitische Lage für die rot-grüne Bundesregierung. Die sich kurz vor der Wahl, aufgrund schlechter Meinungsfragen, um ihre Wiederwahl Sorgen machte. Aufgrund des natürlichen politischen Antriebs der Reproduktion der Macht instrumentalisierte die Bundesregierung die Ängste und Sorgen der Bevölkerung um die Chancen der Wiederwahl zu steigern. „Deutschland ist offiziell gegen den Krieg, das hat die Regierung vor der Bundestagswahl so erklärt und sie wurde nicht zuletzt deshalb wiedergewählt.“ (48) Mit Verwunderung konnte man den Meinungswandel der Mitglieder der Bundesregierung feststellen die gegen Jugoslawien noch vor kurzen einen Angriffskrieg geführt haben, jetzt aber plötzlich zu Friedensengeln mutierten und jeden Krieg ohne UN-Mandat ablehnen. „Eine oberflächliche Ablehnung des Krieges wird aber SPD und Grünen kaum neue Wahlstimmen einbringen. Der neue ‚Antikriegskurs‘ von Schröder und Fischer ist wenig glaubwürdig: Die rot-grüne Regierung hat sich bisher zweimal an Angriffskriegen beteiligt (NATO-Angriffskrieg gegen Jugoslawien und der Krieg gegen Afghanistan). Rot-grün hat die Bundeswehr durch die Strukturveränderungen entscheidend kriegsführungsfähig gemacht.“ (49)

Die GWR entlarvt in ihren Artikeln viele Unwahrheiten. Abgesehen von einem Beitrag über „Deserteure im Irak“ (GWR 274, Dezember 2003, Seite 1) fehlten leider Artikel über die Zustände vor dem 22. März im Irak. Scheinbar vergessen bleibt oft, dass im Irak ein mörderischer Despot regiert, der mehrere Kriege geführt und gegen seine eigene Bevölkerung Giftgas eingesetzt hat.

Die GWR berichtet ausführlich über die Unwahrheiten der USA und analysierte auch die wahren Beweggründe von Russland, Frankreich und Deutschland.

4.3. menschenorientiert

Es wird in der GWR über die möglichen Leiden der Zivilbevölkerung unter einem Bombenkrieg berichtet. „Eine Woche vor Kriegsbeginn hat die US-Luftwaffe eine „Moab“-Bombe getestet. Nach Angaben von US-Kriegsminister Rumsfeld wurden diese neuen 9.500-Kilo-Mega-Bomben inzwischen gegen den Irak eingesetzt. Diese Benzinbomben zerstören alles Leben im Umkreis von 1500 Metern. Die Detonation ist im Umkreis von 60 Kilometern zu spüren. […] Obwohl diesmal der arabische Sender Al Dschasira durch das Zeigen von getöteten und verletzten irakischen ZivilistInnen die US-Propaganda vom „sauberen Krieg“ ansatzweise ins Leere laufen lässt, werden die Kriegsberichte in westlichen Medien nach wie vor überwiegend von bunten CNN-Bildern dominiert.“ (50) Der Bericht verdeutlicht die Schwierigkeit den von Galtung geforderten Punkt „Focus on suffering all over; on women, the aged, children, giving voice to the voiceless“ (51) umzusetzen. Die GWR verfügt über keine Korrespondenten in dem Konfliktgebiet und ist daher auf Informationen anderer Medien angewiesen. Es ist daher fast unmöglich über die tatsächlichen Leiden der Bevölkerung zu berichten und den Stimmlosen eine Stimme zu geben. Daher berichtet die GWR über die Unfähigkeit der westlichen Medien über die tatsächlichen Folgen eines Krieges zu berichten. „Der Krieg in den Medien verspricht hohe Einschaltquoten für die Fernsehsender und Null-Information für die KonsumentInnen. Wie schon in den vorangegangenen Kriegen gegen Afghanistan, Jugoslawien, Irak,… wird von den Massenmedien weitgehend ausgeblendet, was Krieg tatsächlich bedeutet.“ (52) Dadurch dass die GWR einerseits über das wahrscheinliche Leiden der Zivilbevölkerung unter dem Bombenkrieg berichtet und zusätzlich auf die Unfähigkeit der westlichen Medien hinweist, schafft sie es dem Leser trotz ihrer begrenzten Ressourcen in diesem Punkt ein Bild des Leidens zu vermitteln.

Galtung fordert von dem Friedensjournalismus über alle Friedensinitiativen zu berichten. (53) Die GWR richtet ihren Focus besonders auf friedliche Demonstrationen und beschreibt z.B. die Möglichkeiten die Bush-Administration mit emails ‚zu nerven‘. „Am 20. April ’02 werden in den USA Tausende auf die Straßen gehen, um gegen die Kriegspolitik der USA zu demonstrieren. Ähnliches könnte in Deutschland an diesem Tag geschehen. Am 22./23. Mai ’02 kommt Präsident Bush zu einem Staatsbesuch nach Berlin. Dies wird eine Gelegenheit sein dem US-Präsidenten mitzuteilen, was wir von seiner derzeitigen Politik halten.“ (54) „Viele Menschen in den USA demonstrieren auch jetzt gegen den Krieg. Zigtausende Protest-E-Mails nerven die Kriegsherren im Weißen Haus.“ (55) Die GWR weist auch auf die alternative einer Boykottkampagne hin. „Wir müssen den Regierungen, den Öl- und Rüstungskonzernen in die Suppe spucken. Die Boykottkampagne gegen Esso und andere Finanziers des Bush-Clans trifft die Kriegstreiber ökonomisch.“ (56) Die GWR wird ihrem eigenen Ziel von der Graswurzel empor gerecht. Alle diese Formen der Friedensaktivitäten werden von den Menschen getragen und sind nicht Elitenorientiert.

„Names all evil doers“ (57) ist eine Anforderung die Galtung an den Friedensjournalismus stellt. Wie bereits erwähnt ist es der GWR aufgrund ihrer Ressourcen und der gezielten Desinformation der Kriegsparteien unmöglich über alle menschlichen Untaten zu berichten. Die GWR beschreibt daher Untaten von vergangenen Kriegen. In einem Aufruf zur Kriegsdienstverweigerung der von 700 US-amerikanischen KriegsverteranInnen unterzeichnet wurde werden die Schrecken des Krieges verdeutlicht. „Während des letzten Golfkrieges wurde uns als Truppe befohlen, aus sicherer Entfernung zu morden. Wir zerstörten aus der Luft vieles vom Irak und töteten dabei Hunderttausende, einschließlich Zivilisten. Wir erinnern uns an die Straße nach Basra – der Autobahn des Todes – wo uns befohlen wurde, fliehende Irakis zu töten. Mit Bulldozern gruben wir Gräben und begruben die Leute bei lebendigem Leibe. Die Verwendung von abgereichertem Uran hinterließ ein radioaktives Schlachtfeld. Der massive Einsatz von Pestiziden, Medikamenten im Versuchsstadium, verbunden mit brennenden chemischen Waffendepots und Ölfeuern schuf einen Giftcocktail, der die Gesundheit des irakischen Volkes genau so schädigte, wie die der Golfkriegsveteranen von heute. Einer von vier Golfkriegsveteranen ist kriegsversehrt.

Während des Vietnamkrieges wurde uns befohlen, Vietnam von der Luft und vom Boden aus zu zerstören. In My Lai massakrierten wir 500 Frauen, Kinder und alte Männer. Das war kein Irrtum. So führten wir den Krieg. Wir verwendeten gegenüber dem Feind Agent Orange (ein Giftmittel) und erfuhren so direkt seine Folgen und seine Wirkung. Wir wissen, wie post-traumatische Stresssyndrome aussehen und wie sie empfunden werden; denn die Geister von über 2 Millionen Männern, Frauen und Kindern verfolgen uns noch immer in unseren Träumen. Mehr, als in der Schlacht fielen, nahmen sich nach der Rückkehr das Leben.“ (58)

Fraglich bleibt auch hier wieso die GWR es versäumt über die menschlichen Greultaten, durch die irakische Regierung, im Irak zu berichten. Ansonsten schafft sie es trotz ihrer wirtschaftlich beschränkten Ressourcen menschenorientiert zu berichten.

4.4. lösungsorientiert

Es wird von dem Friedensjournalismus die Formel Frieden = Gewaltfreiheit + Kreativität gefordert. Dass die GWR Gewaltfreiheit propagiert versteht sich aus ihrer antimilitaristischen Grundeinstellung. Sie berichtet zusätzlich über kreative Lösungsmöglichkeiten des Konfliktes. So berichtet die GWR vor dem Konflikt über Lösungsmöglichkeiten sowie während des Konfliktes. Sie thematisierte die Möglichkeit des Protestes für jeden der Leser.

Sie veröffentlicht Adressen für Protestschreiben und wirbt für eine Selbstverpflichtungskampagne. „Der InitiatorInnenkreis ruft dazu auf, die nachfolgende Selbstverpflichtung weiterhin breit zu verteilen, abzudrucken, zu unterzeichnen sowie finanzielle Beiträge zu spenden – was auch unabhängig von der Unterzeichnung möglich ist – damit noch weitere Anzeigen in großen Tageszeitungen bezahlt werden können. […] Der Text der Selbstverpflichtung lautet: Wir kündigen Widerstand im Falle eines Irak-Krieges an. Ein Feldzug der US-Regierung gegen den Irak bedroht das Leben vieler Menschen. Für den Fall, dass die US-Regierung mit dem Angriff beginnt, erkläre ich heute schon, mich an Protesten, Demonstrationen und/oder Aktionen zivilen Ungehorsams vor US-Militäreinrichtungen, US-Konsulaten und der US-Botschaft in Berlin zu beteiligen“ (59) Die GWR berichtet zudem über Lösungsmöglichkeiten auf nationaler und internationaler Ebene. (60) Sie bietet hier konkrete und abstrakte Lösungsmöglichkeiten. Wie bereits erwähnt, mag es manchem Leser schwer fallen die Umsetzung einiger Lösungsvorschläge nachzuvollziehen. Meiner Meinung nach bedeutet aber gerade ein kreativer Lösungsansatz von alten Denkstrukturen abzuweichen. Die GWR hat den von Galtung geforderten letzten Punkt der Lösungsorientierung in ihrer Berichterstattung umgesetzt.

5. Probleme der GWR bei der Umsetzung des Friedensjournalismus

Ein Problem der GWR sind die fehlenden Ressourcen, da sie nicht über die finanziellen Mittel eines Massenmediums verfügt. Es ist der GWR daher nicht möglich direkt aus den Konfliktregionen zu berichten. Problematisch wird es dann die Informationen, von anderen Quellen, zu analysieren und ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen. Viele Anforderungen Galtungs an den Friedensjournalismus lassen sich aber nur durch die Recherche vor Ort realisieren. Auch ist eine sehr intensive Analyse des Konflikts notwendig um die eigentlichen Wurzeln des Konflikts zu erkennen. (61) Daher scheint es schwierig für ehrenamtliche Autoren, denen nur begrenzte Ressourcen zur Verfügung stehen die komplexen Anforderungen von Galtung zu erfüllen.

Das Layout der GWR ist aber trotz ihrer kleinen Auflage und ihrer vielen ehreamtlichen Autoren sehr gefällig und gut lesbar. Leider zeigt die Wortwahl in manchen Artikeln eine zu emotionale Berichterstattung, „so Kriegsminister Struck stolz“ (62).

Ein weiteres Problem bei der Umsetzung ist die Ideologieorientierung der GWR. Einerseits bedeutet dies für die GWR eine schon selbstverständliche Umsetzung des Friedensjournalismus. Anderseits ist die GWR aber auch durch ihre eigene Ideologieorientierung in der Berichterstattung eingegrenzt. Die GWR ist eine Bewegungszeitung und die Berichte entstehen aus der Ideologieorientierung der Autoren. Die Autoren kommen aus der Bewegung und schreiben im Sinne der Bewegung für die Bewegung. Somit sind einige Forderungen der GWR für ‚Bewegungsfremde‘ nur schwer nachvollziehbar.

6. Fazit

Die Redakteure haben das Konzept von Galtung in der GWR nahezu vollständig umgesetzt. Leider ist es der GWR aufgrund ihrer begrenzten Ressourcen nicht möglich in den Konfliktgebieten zu recherchieren und muss somit Informationen fremder Quellen übernehmen. Die GWR weist allerdings auf diese Problematik hin. „Recherchen in Zeiten des Krieges werden immer schwieriger, besonders in der Vorphase eines angekündigten Angriffes wie im Falle Irak: Welchen Quellen ist zu trauen? Wer übertreibt, untertreibt, testet aus oder manipuliert mit welchen Absichten?“ (63). Die GWR bietet dem Leser gewaltfreie Konzepte um einen Konflikt zu verhindern. Dies scheint aufgrund der Ideologieorientierung der Autoren selbstverständlich. Besonders vor dem dritten Golfkrieg gab es sehr viele Artikel über die wirklichen Kriegsabsichten der USA in der GWR. Die GWR scheute sich auch nicht die wahren Interessen der angeblichen Kriegsgegner zu veröffentlichen.

Da das Medium eine Bewegungszeitschrift ist erreicht sie nur eine relativ kleine Leserschaft. Daher wird es schwer sein für die GWR auch ‚Bewegungsfremde‘ zu erreichen. Dies ist sehr schade, denn die GWR hat den Friedensjournalismus nach Johan Galtung zum größten Teil umgesetzt und stellt eine interessante Alternative zu den Massenmedien dar.

7. Literaturverzeichnis

Drücke, Bernd: Zur Geschichte der Graswurzelrevolution. In: Graswurzelrevolution. Nummer 230

Drücke, Bernd: Der dritte Golfkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 278

Drücke, Bernd: Seminarreader „Terror, Krieg und Medien“, Institut für Soziologie, Uni Münster, Sommersemester 2003

Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S. 29-32

Kempf, Wilhelm (1999): Konfliktprävention und Medien. Plädoyer für einen Friedensjournalismus. In: epd Entwicklungspolitik 6/99. S. 17-23

Pflüger, Tobias: Deutschland, NATO, EU und Irakkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 276

Pflüger, Tobias: Gegen jeden Krieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 271

Ronnefeldt, Clemens: Die Entscheidung zum Krieg ist noch offen. In Graswurzelrevolution. Nummer 272

Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

Steinbeiß, Joseph: Europa, Russland und das Öl. In: Graswurzelrevolution. Nummer 277

Vogler, Kathrin: Vom Fernsehbild zum Feindbild. Journalismus zwischen Kriegspropaganda und Friedenskultur

(1) Die Bild Zeitung berichtet in dieser Ausgabe über begeisterte Iraker die vor die US Botschaft zogen und Schilder mit der Aufschrift 'Danke Mr. Busch' hochhielten.

(2) Im Jahre 1965 gründete Wolfgang Zucht gemeinsam mit anderen Menschen aus Hannover die libertär-pazifistische Direkte Aktion, Mit dem Untertitel "Blätter für Anarchismus und Gewaltlosigkeit". Diese Zeitschrift wurde monatlich bis 1966 publiziert. Zucht verließ Ende der sechziger Jahre gemeinsam mit Helga Weber die Bundesrepublik und sie zogen nach Großbritannien.

(3) Drücke, Bernd: Zur Geschichte der Graswurzelrevolution. In: Graswurzelrevolution. Nummer 230

(4) Vgl. Drücke, Bernd: Zur Geschichte der Graswurzelrevolution. In: Graswurzelrevolution. Nummer 230

(5) http://www.graswurzel.net/ ueberuns/ gwr-kurz.shtml. Abgerufen am 13.03.03, 21.45 Uhr.

(6) Vgl. Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S.29

(7) ebd. S.29

(8) ebd. S.29

(9) Vgl. ebd. S.29

(10) ebd. S.29

(11) Vgl. ebd. S.29

(12) ebd. S.29

(13) ebd. S.32

(14) ebd. S.32

(15) ebd. S.32

(16) ebd. S.32

(17) Die Rendom Group entwickelten unter anderem das Gräulmärchen über kuweitische Säuglinge, die von irakischen Soldaten aus ihren Brutkästen gerissen und bestialisch getötet worden sein sollten.

(18) Vogler, Kathrin: Vom Fernsehbild zum Feindbild. Journalismus zwischen Kriegspropaganda und Friedenskultur

(19) Vgl. Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S.32

(20) ebd. S.32

(21) ebd. S.32

(22) ebd. S.32

(23) Vgl. Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S.32

(24) Vgl. ebd. S. 32

(25) ebd. S.32

(26) Pflüger, Tobias: Deutschland, Nato, EU und Irakkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 276

(27) Ronnefeldt, Clemens: Die Entscheidung zum Krieg ist noch offen. In Graswurzelrevolution. Nummer 272

(28) Ronnefeldt, Clemens: Die Entscheidung zum Krieg ist noch offen. In Graswurzelrevolution. Nummer 272

(29) Es ist sicherlich ein wichtiger Grund aber wenn die USA-Administration wirklich nur günstiges Öl beziehen wollten, so würde eine Aufhebung des Embargos genügen. Ein bankrotter Staat wie der Irak, der dringend Devisen benötigt, würde immense Mengen an Öl veräußern. Die Folge wäre ein Verfall der Ölpreise.

(30) Vgl. Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(31) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(32) Vgl. Ronnefeldt, Clemens: Die Entscheidung zum Krieg ist noch offen. In Graswurzelrevolution. Nummer 272

(33) Ronnefeldt, Clemens: Die Entscheidung zum Krieg ist noch offen. In Graswurzelrevolution. Nummer 272

(34) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(35) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(36) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(37) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(38) Drücke, Bernd: Der dritte Golfkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 278

(39) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(40) Vgl. Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S.32

(41) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(42) Ronnefeldt, Clemens: Die Entscheidung zum Krieg ist noch offen. In Graswurzelrevolution. Nummer 272

(43) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(44) Steinbeiß, Joseph: Europa, Russland und das Öl. In: Graswurzelrevolution. Nummer 277

(45) Steinbeiß, Joseph: Europa, Russland und das Öl. In: Graswurzelrevolution. Nummer 277

(46) Steinbeiß, Joseph: Europa, Russland und das Öl. In: Graswurzelrevolution. Nummer 277

(47) Steinbeiß, Joseph: Europa, Russland und das Öl. In: Graswurzelrevolution. Nummer 277

(48) Pflüger, Tobias: Deutschland, Nato, EU und Irakkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 276

(49) Pflüger, Tobias: Gegen jeden Krieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 271

(50) Drücke, Bernd: Der dritte Golfkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 278

(51) Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S.32

(52) Drücke, Bernd: Der dritte Golfkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 278

(53) Vgl. Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S.32

(54) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268

(55) Drücke, Bernd: Der dritte Golfkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 278

(56) Drücke, Bernd: Der dritte Golfkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 278

(57) Vgl. Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S.32

(58) Drücke, Bernd: Der dritte Golfkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 278

(59) Ronnefeldt, Clemens: Die Entscheidung zum Krieg ist noch offen. In Graswurzelrevolution. Nummer 272

(60) Vgl. Ronnefeldt, Clemens: Die Entscheidung zum Krieg ist noch offen. In Graswurzelrevolution. Nummer 272

(61) Vgl. Galtung, Johan (1999): Friedensjournalismus. Niedere und hohe Straßen der Konfliktberichterstattung, in: epd Entwicklungspolitik 6/99. S.29

(62) Drücke, Bernd: Der dritte Golfkrieg. In: Graswurzelrevolution. Nummer 278

(63) Ronnefeldt, Clemens: Ist ein US-Feldzug gegen den Irak noch vermeidbar? In: Graswurzelrevolution. Nummer 268